2024-05-10T08:19:16.237Z

Ligabericht
Führten den SC Luhe-Wildenau als Trainertrio in die Landesliga (v.l.): Benjamin Urban, Klaus Moucha und Torwarttrainer Dominik Ruppert.
Führten den SC Luhe-Wildenau als Trainertrio in die Landesliga (v.l.): Benjamin Urban, Klaus Moucha und Torwarttrainer Dominik Ruppert. – Foto: Florian Würthele

2016 am Boden, 2023 Landesligist

Der SC Luhe-Wildenau fügt einer großartigen Erfolgsgeschichte das historische Kapitel Bezirksliga-Meisterschaft hinzu

Meisterlich auf dem Fußballplatz, meisterlich beim Feiern: Der SC Luhe-Wildenau hat's gepackt und steigt nach 21 Jahren des Wartens in die Landesliga auf. Nach dem torlosen Unentschieden gegen die SV Grafenwöhr und der damit einhergehenden Meisterschaft in der Bezirksliga Nord brachen am Samstagabend alle Dämme. Welche Feierlichkeiten sich im Anschluss sowie in den folgenden beiden Tagen abspielten, kann Spielertrainer Benjamin Urban rückblickend nur mit den Worten „absolut meisterlich und auf jeden Fall der Saison würdig“ beschreiben.

Im Grunde ging die Party drei Tage lang. Noch auf dem Feld im Michael-Höhbauer-Stadion ließen sich die Verantwortlichen kurzerhand eine Meisterehrung einfallen. Jeder Spieler wurde einzeln vorgestellt und nach vorne gebeten. Eine Fahrt mit dem Bulldog durch Oberwildenau folgte, ehe im Sportheim gemeinsam mit den Fans bis zum Abwinken gefeiert wurde. Sonntag und Montag ging der Feier-Marathon in die nächste Runde. „Gestern sind die letzten um 9, 10 Uhr abends heim. Heute müssen sie ja wieder arbeiten und im Nachholspiel bei der SG Chambtal Fußballspielen“, schmunzelt Urban Dienstagmittag. Dabei wäre es am vergangenen Wochenende zu alldem beinahe noch gar nicht gekommen.

Mit dem Bulldog drehten die Spieler eine Ehrenrunde durch Oberwildenau.
Mit dem Bulldog drehten die Spieler eine Ehrenrunde durch Oberwildenau. – Foto: Florian Würthele


Der SV Grafenwöhr schickte sich nämlich an, den Spielverderber für den designierten Meister zu spielen. „Grafenwöhr war ein richtig guter Gegner“, urteilt Urban. „Wir sind gut reingekommen ins Spiel, können uns aber nicht beschweren, wenn wir vor der Halbzeitpause mit zwei oder drei Toren in Rückstand geraten.“ In dieser Phase trumpfte Roland Frischholz auf. Wildenaus 35-jähriger Torhüter ist Teamkapitän und der Älteste des SC-Teams, welches er als „einmalig“ bezeichnet. Am Ende wurde alles gut. Die Nullnummer reichte, um sich den großen Traum von der Landesliga wahr zu machen. Dass sich die Mannschaft diesen Meistertitel redlich verdient hätte, darüber sind sich Benjamin Urban und sein Trainerpartner Klaus Moucha einig. „Wir sind eine Mannschaft und eine geile Truppe. Wenn wir um 19 Uhr Training haben, stehen manche um 18.30 Uhr schon auf dem Platz“, berichtet Moucha.

Dieser großartige Erfolg ist umso höher zu hängen, betrachtet man die Entwicklung des SC Luhe-Wildenau der vergangenen Jahre. Rückblende: In der Saison 2015/16 stieg der SC mit zwei Punkten und 9:126 Toren in die Kreisliga ab. Die Fußballabteilung stand am Abgrund, das „Team hinter dem Team“ war kaum noch vorhanden. Doch der Verein mobilisierte all seine Kräfte, stemmte in der Kreisliga den Neuaufbau – und schreibt seither eine einzige Erfolgsgeschichte. Im Jahr 2019 ging es zurück in die Bezirksliga, 2023 nun in die Landesliga. „Vater des Erfolgs“ ist Roland Rittner, der die Mannschaft 2016 in ihrer gefühlt dunkelsten Stunde als Trainer übernahm. Letzten Sommer gab der Trainerfuchs sein Amt ab. „Roland war ein absolut wichtiger Faktor für den Erfolg“, so sein Nachfolger Benny Urban, der es bedauert, dass Rittner am Samstag selbst nicht vor Ort sein konnte.

Hielt seiner Mannschaft im Spiel gegen Grafenwöhr die Null fest: Kapitän und Dienstältester Roland Frischholz.
Hielt seiner Mannschaft im Spiel gegen Grafenwöhr die Null fest: Kapitän und Dienstältester Roland Frischholz. – Foto: Florian Würthele


„Das Team ums Team herum ist mittlerweile so groß, dass es für die Spieler wie eine Wohlfühloase ist“, nennt Urban einen Aspekt der Erfolgsstory. „Deswegen haben wir kaum Abgänge. Viele Spieler sind seit der Saison 2016/17 da und haben sich entsprechend entwickelt. Die Arbeit, die die Leute hineinstecken, hat zu diesem Ergebnis geführt.“

Seinen Vorrednern nur beipflichten kann Nico Argauer. Der 25-jährige Torjäger, der bei 24 Saisontoren steht, wechselte vor der Saison von der SpVgg SV Weiden zu seinem Heimatverein zurück und gab dem SC schon im Winter seine Zusage für die neue Saison. „Was uns diese Saison ausgemacht hat war der Teamspirit und der Wille, immer zu gewinnen und dafür alles zu geben“, beschreibt Argauer. Vor der Landesliga ist dem Klassestürmer nicht bange. „Wir haben eine junge Truppe mit viel Potenzial. Da steckt noch einiges drin“, ist sich Argauer sicher. Nächste Saison wolle man sich als Team weiterentwickeln, für die ein oder andere Überraschung sorgen und schlussendlich den Klassenerhalt schaffen. „Ich selbst will wieder 25 Tore schießen, mein persönliches Ziel, das ich mir jedes Jahr stecke.“

Glücksgefühle sprudeln unmittelbar nach dem Schlusspfiff aus Nico Argauer heraus: Der Bezirksliga-Toptorjäger hält seinem Heimatverein die Treue.
Glücksgefühle sprudeln unmittelbar nach dem Schlusspfiff aus Nico Argauer heraus: Der Bezirksliga-Toptorjäger hält seinem Heimatverein die Treue. – Foto: Florian Würthele


Dass die Landesliga gegenüber der Bezirksliga ein qualitativer Quantensprung ist, wissen Benny Urban und Klaus Moucha. Nun kann man sich an die Kaderplanung für die sechste Liga machen. Vom jetzigen Spieleraufgebot hat ein jeder zugesagt, das Abenteuer Landesliga mit Luhe-Wildenau in Angriff zu nehmen. „Wir brauchen noch ein paar Spieler, um breiter aufgestellt zu sein“, so Urban und ergänzt: „Wir werden nicht von unserem Weg abweichen, junge und entwicklungsfähige Spieler einzubauen und ihnen bei uns Entwicklungsmöglichkeiten zu geben.“ So sollen auch potenzielle Neuzugänge in dieses Schema passen. Urbans Hoffnung: „Dass wir schon eine Rolle in der Landesliga spielen.“

Bevor man sich aber ganz und gar dem Thema Landesliga widmen kann, ist zunächst noch die aktuelle Saison in der Bezirksliga Nord zu Ende zu bringen. Hier holt der SC heute Abend (18.30 Uhr) sein Gastspiel bei der SG Chambtal nach.

Aufrufe: 02.5.2023, 14:45 Uhr
Florian WürtheleAutor