2024-05-10T08:19:16.237Z

Spielbericht
Einen Punkt gab es für Ratingen 04/19 im Duell mit Nettetal.
Einen Punkt gab es für Ratingen 04/19 im Duell mit Nettetal. – Foto: Heiko van der Velden

04/19 nimmt einen Punkt aus Nettetal mit

Beim 1:1 neutralisieren sich beide Teams in der Fußball-Oberliga lange, die Ratinger haben die besseren Chancen, nutzen aber nur eine. Emre Demircan und Gianluca Silberbach stechen heraus, Luca Fenzl spielt sich für den Pokal ein.

Beim Schlusspfiff jubelte der SC Union Nettetal, als hätte er die Heimpartie der Oberliga gewonnen, während die Spieler von Ratingen 04/19 aussahen, als hätten sie gerade ihre dritte Niederlage in Folge kassiert. Der Konjunktiv verrät es: Beides war nicht der Fall, das Spiel endete 1:1 (0:0), die Gäste bleiben damit drei Punkte vor den Gastgebern. „Wir hatten genauso Grund, uns zu freuen, weil wir genauso viel investiert haben“, fand 04/19-Trainer Martin Hasenpflug. Dass seine Spieler den einen Punkt indes nicht feierten, dürfte mit der gestiegenen Erwartungshaltung an sich selbst, aber auch dem Wissen zu tun gehabt haben, dass mehr drin war in Nettetal.

Die Partie war von Beginn an taktisch interessant, wenngleich es dadurch etwas dauerte, bis sie in Fahrt kam. Nettetal setzte dem Ratinger 4-2-3-1-System mit Samed Yesil als einziger Spitze ein 4-4-2 entgegen, mit dem sich beide Teams zunächst neutralisierten. War 04/19 offensiv im Ballbesitz, deckten die Außenverteidiger des SCU die Ratinger Offensiv-Außen Tom Hirsch und Ali Hammoud eng, ein Innenverteidiger stand Yesil auf den Füßen, der zweite dem offensiven Mittelfeldmann Emre Demircan. Und auch bei Abstößen stellten die Gastgeber den Dreier-Aufbau zu, kurzum: Sie spielten quasi eine Manndeckung über das gesamte Spielfeld.

Dadurch war zwar durchaus Tempo in der Partie, Chancen aus dem Spiel heraus gab es so aber in den ersten rund 20 Minuten nicht. Die vier Ratinger Eckbälle veränderten den Spielstand ebenso wenig wie die beiden Nettetaler. Der erste Abschluss der Gäste aus dem Spiel heraus passierte in der 23. Minute, als Demircan auf Yesil spielte, der versuchte, den weit vor seinem Tor postierten SCU-Keeper Maximilian Möhker aus 25 Metern zu überwinden. Doch letztlich war der Schuss zu schlapp, Möhnker war rechtzeitig im Strafraum und konnte den Ball problemlos aufnehmen.

Die Szene markierte aber den Punkt, an dem sich vor allem Demircan der Nettetaler Manndeckung immer wieder entzog und mit seinen Finten und Dribblings die Gegner reihenweise narrte. Das war schön anzusehen, doch am Ende verpufften die guten Aktionen, weil die Ratinger im Abschluss entweder zu harmlos oder zu kompliziert agierten. Am nächsten kamen die Gäste einem Treffer in Halbzeit eins bei einem Freistoß rund 20 Meter zentral vor dem Tor, den Demircan aber links vorbei setzte (31.). Zehn Minuten zuvor hatte Ali Can Ilbay aus ähnlicher Position klar über das Tor geschossen. Ansonsten gab es auf beiden Seiten Halbchancen, aber nichts Zählbares zur Pause.

Das änderte sich unmittelbar danach: Pierre Nowitzki musste einen Konter der Nettetaler am Strafraum-Eck per Foul unterbinden, den fälligen Freistoß schoss Leonard Lekaj flach – und von einem Ratinger Bein abgelenkt landete der Ball zur Führung der Platzherren im Tor (48.). „Das Gegentor war ärgerlich, durch so einen abgefälschten Ball. Dabei standen wir defensiv sonst gut“, sagte Hasenpflug, der wie erwartet Gianluca Silberbach, der ein bärenstarkes Spiel machte, für den erkrankten Phil Spillmann neben Mike Koenders in die Innenverteidigung beordert hatte. „Gut war“, ergänzte Hasenpflug, „dass wir schnell zurück gekommen sind.“

Denn nur vier Minuten durfte sich Nettetal an der Führung erfreuen, dann eroberte Demircan robust im Mittelfeld den Ball, Yesil lauerte an der Abseitskante, bekam das Spielgerät und versenkte es nach kurzem Sprint diesmal energisch rechts halbhoch im Tor zum 1:1 (52.). „Danach wurde es ein ziemlich wildes Spiel. Man hat gesehen, dass meine Mannschaft den Sieg wollte, weil sie viel nach vorne gemacht hat“, befand Hasenpflug. Zwar versuchte auch Nettetal offensiv immer mal wieder etwas, die klareren Möglichkeiten hatten aber die Ratinger: Etwa Silberbach per Kopf nach einer Demircan-Ecke oder der eingewechselte Leonard Bajraktari beide in der 84. Minute und Ilbay in der Nachspielzeit, als er einen an Demircan verursachten Freistoß aus erneut zentraler Position aus rund 18 Metern über das Tor trat. Dann war Schluss, und Nettetal jubelte.

Hasenpflug fand: „Nach den beiden Niederlagen hat man gesehen, dass meine Spieler in der einen oder anderen Situation vielleicht etwas verunsichert waren. Deswegen bin ich froh, wieder in positive Punkte gekommen zu sein. Klar hätte ich mir drei gewünscht, aber Fußball ist eben kein Wunschkonzert.“

Wünschen wird er sich trotzdem, dass seine Mannschaft durch das Remis wieder mehr Selbstvertrauen getankt hat, denn am kommenden Samstag bietet sich 04/19 die seltene Chance, ins Halbfinale des Niederrheinpokals einzuziehen, wenn es um 14 Uhr beim Liga-Konkurrenten SV Sonsbeck gastiert. Mit Blick auf diese Partie hatte Hasenpflug auch etwas überraschend auf der Torwart-Position gewechselt und für Dennis Raschka nun Luca Fenzl nominiert, der mit zwei gehaltenen Elfmetern im Achtelfinale großen Anteil am Viertelfinaleinzug gehabt hatte. „Luca ist unser Pokal-Torwart, daher sollte er sich schon mal etwas einspielen und in einen Rhythmus kommen“, erklärte Hasenpflug.

Aufrufe: 014.11.2022, 10:15 Uhr
Georg AmendAutor