Wo der Fußball vom Volleyball lernt

Reinhard Jansson hatte wieder einmal ein Heimspiel in den Räumlichkeiten der Universität Osnabrück: Der Mitarbeiter am Institut für Sport- und Bewegungswissenschaften referierte bereits zum fünften Mal auf einer Fortbildungsveranstaltung der Verbandsgruppe Nord des Bundes Deutscher Fußball-Lehrer (BDFL). Dieses Mal hatte er in Person von Heiko Flottmann und Ralph Bergmann zwei weitere Experten an seiner Seite. Doch während Jansson und Flottmann, seit 2016 Jugendkoordinator bei Werder Bremen, den Fokus klar auf die Ausbildung und die Trainertätigkeit im Fußball legten, sorgte Bergmann für einen inhaltlichen Input von externer Seite.

Bergmann, ehemals Volleyball-Nationalspieler und heute Landestrainer beim Westdeutschen Volleyball-Verband, erklärte den Trainern die Grundzüge des Volleyball-Coachings und versuchte, sie in die Welt des Fußballs zu übertragen. „Die zwei wichtigsten Dinge bei Sportlern sind Freude am Gewinnen und Mut“, unterstrich er seine Grundannahmen. Ohne Freude an Spiel und Sieg sei kein Spieler in der Lage, an seine Leistungsgrenze zu gehen – ob im Fußball oder im Volleyball. Um diese Freude und den Freiraum für mutiges Auftreten zu vermitteln, sei neben einer starken emotionalen Bindung auch ein authentisches Auftreten des Trainers gegenüber seiner Mannschaft nötig, so Bergmann.

Authentizität ist auch bei Flottmann ein Kernelement. „Coaching basiert auf Vertrauen. Das erhält man, wenn man das gesamte Lebensumfeld der Spieler einbezieht“, so der langjährige Jugendtrainer des VfL Osnabrück. Als Paradebeispiel nannte er den ehemaligen VfL-Coach Werner Biskup. „Das war ein authentischer Trainer mit einer unfassbar überzeugenden Aura.“

Im Trainingsbetrieb sollte der Fokus laut Bergmann auch auf der Simulation potenzieller Stresssituationen liegen. Beispielsweise führte er die Vorbereitung der Beachvolleyball-Olympiasieger Laura Ludwig und Kira Walkenhorst auf die Spiele in Rio an. „Sie haben daran gearbeitet, den Hörprozess während des Spiels auszuschalten, um sich von der Atmosphäre im Stadion nicht tangieren zu lassen.“ Flottmann betonte überdies die Wichtigkeit, sich als Trainer des Effekts und der Übertragbarkeit jeder Trainingsübung bewusst zu werden.

Teilnehmer an der Fortbildung waren unter anderen die ehemaligen Bundesliga-Trainer Andreas Bergmann und Fred Rutten sowie dessen Assistent und Schalke-Legende Youri Mulder.