2024-05-10T08:19:16.237Z

Allgemeines
– Foto: Rolf Schmietow

Die VSV Hedendorf/Neukloster und das Nischendasein

Pandakicker wollen in der Landes- und Bezirksliga bestehen

Die VSV Hedendorf/Neukloster sind schon immer rührig gewesen. Sie sind die Pandakicker, hatten den WM-Pokal zu Gast oder organisieren den Summer-Cup. Nun wollen sie mit dem „Hedendorfer Weg“ in der Landes- und Bezirksliga bestehen.

Von ihrem Pfad abgekommen waren die VSV Hedendorf/Neukloster in der vergangenen, coronabedingt abgebrochenen Landesligasaison. Als Aufsteiger mischten sie bis zum zehnten Spieltag ganz oben in der Tabelle mit, dann kassierten die Halleluja-Fußballer eine 2:5-Niederlage bei der SV Drochtersen/Assel II und es folgte eine Niederlagenserie inklusive der einvernehmlichen Trennung mit Aufstiegstrainer Jörg Steffens. Es war kurzfristig turbulent an der Feldstraße. Co-Trainer Moritz Niebuhr übernahm und musste noch drei Niederlagen und ein Remis bis zur Winterpause hinnehmen. Dann präsentierte der sportliche Leiter Philip Sievers mit Torsten Haase den neuen Trainer. Der A-Lizenz-Inhaber und einstige Trainer im Nachwuchsleistungszentrum des Hamburger SV holte nach der Winterpause einen Sieg und kassierte eine Niederlage – dann kam Corona und der Saisonabbruch mit Quotientenregelung. Die abstiegsbedrohten VSV Hedendorf/Neukloster gehen also in ihre zweite Landesligasaison.

Dies wollen sie erfolgreich schaffen mit eben jenen zitierten „Hedendorfer Weg“. Dieser beschreibt „eine Nische, die wir im Konkurrenzkampf finden müssen“, umschreibt es der sportliche Leiter Philip Sievers. Die VSV können im Kampf um Spieler nicht mit Mannschaften wie TuS Harsefeld, VfL Güldenstern Stade oder SV Ahlerstedt/Ottendorf mithalten. „Wir müssen Spieler finden und für uns begeistern, die andere nicht auf dem Zettel haben“, sagt Sievers. Zu solchen Spielern gehören die Zugänge Jan Fock und Alejandro Garcia-Mehrens. Der 21-jährige Fock wurde sieben Jahre lang im Nachwuchsleistungszentrum des FC St. Pauli ausgebildet und spielte zuletzt für den FC Süderelbe. Sievers hatte sich zwei Jahre um Fock bemüht. Für diese Arbeit wurde er ausdrücklich gelobt im VSV-Podcast, der auch für die angesprochene Rührigkeit im VSV-Treff steht. In der hörenswerten 19. Folge plaudern VSV-Präsident Lutz Becker und Moritz Studer mit Trainer Haase, dem neuen Co-Trainer Rainer Rambow und Fock über die anstehende Saison und den „Hedendorfer Weg“.

Der 18-jährige Alejandro Garcia-Mehrens kommt aus der guten Nachwuchsarbeit des Eimsbütteler TV. Er hätte in der kommenden Saison U19-Bundesliga spielen können, entschied sich aber für Hedendorf. Garcia-Mehrens kommt aus Agathenburg und macht im nächsten Schuljahr sein Abitur, vier Mal Training pro Woche und die Spiele inklusive langer Auswärtsfahrten, das wäre sehr anstrengend geworden. „Alejandro ist ein besonderer Typ“, sagt Haase, er sei bissig und ehrgeizig. „Ich hoffe, dass da einer kommt, den wir noch gut gebrauchen können.“

Zahlreicher Abgänge

Gescoutet wurde Garcia-Mehrens von Sascha Müller. Der langjährige A/O-Spieler wurde von Sievers kürzlich ins VSV-Team geholt. Als Teammanager soll der 32-jährige Müller die „Nische“ für die VSV ausbauen, scouten und ein Netzwerk aufbauen. Müller studiert Sportmanagement und arbeitet parallel in einer Sportberater-Agentur.

Arne Engelken (20) und Paul Scheidler (18) sowie der schon im Winter aus Stade gekommene Can-Luca Aygör komplettieren die Zugänge. Dem gegenüber stehen zahlreiche Abgänge von erfahrenen Spielern. Tobias Schroeder, Till Müsing und Alexander Weser sind zum TSV Eintracht Immenbeck gewechselt, Deividas Heidtmann zurück zum VfL Güldenstern Stade. Hinzu kommen Tobias Sattler, Sven Schlöffel, Robin Brüning und Nico Blohm, die alle in die zweite Mannschaft gehen und dabei helfen wollen, den Aufsteiger in der Bezirksliga zu halten. Die beiden Mannschaften werden dabei eng zusammenarbeiten.

„Das ist ein Pfund“, sagt Haase bezüglich der Landesliga- und Bezirksliga-Mannschaft, mit einer solchen Konstellation könne man zukünftig auch Spieler überzeugen. „Das gilt es mit aller Macht zu verteidigen“, sagt VSV-Präsident Becker, auch wenn es verdammt schwer sei für die VSV.

Hoher Anspruch

Der Klassenerhalt in der Landesliga sei das primäre Ziel, das ist die große Herausforderung und der hohe Anspruch bei den VSV Hedendorf/Neukloster. Seit dem 18. Juli sind die Hedendorfer in der Vorbereitung, die „etwas anders konzipiert wurde“, so Haase. Bis zu 15 Testspiele möchte er bestreiten. Die stark verjüngte Mannschaft müsse sich finden, die beiden Trainer eine taktische Ausrichtung finden. „Die Leistungsschwankungen werden teilweise enorm sein“, sagt Haase, der betont, dass er gern mit Talenten arbeitet. Die VSV-Verantwortlichen setzen vor allem auf den Teamgeist, der die Mannschaft tragen soll. „Die Jungs sollen mit Spaß Landesliga spielen“, so Haase. Die Jungs müssten sich bewusst machen, was für eine „historische Saison“ dies ist mit den vielen Derbys. Neben den VSV spielen A/O, D/A II, Harsefeld, Stade sowie die Aufsteiger ASC Cranz-Estebrügge und TSV Elstorf in der Liga. „Das wird mächtig interessant“, so Haase, er hofft auf viele Freitagabendspiele mit vielen Zuschauern.

Jan Fock, der laut Haase eine „wichtige Rolle im Zentrum einnehmen soll“ und der selbst vor allem verletzungsfrei bleiben will, sagt: „Wir haben eine homogene Truppe und können den Klassenerhalt schaffen.“ Es gebe natürlich Mannschaften, so Haase, die kadermäßig davongaloppieren. „Es gibt aber auch genug Mannschaften auf Augenhöhe.“

Die Hedendorfer müssen den Klassenerhalt also mit ihrem „Hedendorfer Weg“ schaffen. „Ob das am Ende klappt“, sagt der sportliche Leiter Sievers, „werden wir sehen.“

Von der Zweiten in die Erste

Als Trainer der zweiten Mannschaft gab Rainer Rambow schon während der vergangenen Saison seinen Rücktritt zum Saisonende bekannt. Zu dem Zeitpunkt missfielen ihm Anspruch und Wirklichkeit. „Und es spricht für die Truppe“, sagt er jetzt, „dass am Ende doch noch der Bezirksliga-Aufstieg geschafft wurde.“ Er hatte sich schon auf mehr Freizeit eingerichtet. Dann kam alles anders. „Meine Frauen zu Hause hatten ein bisschen Angst, dass ich zu viel zu Hause sein würde“, erzählt er süffisant. Seine Tochter hätte zudem Angst bekommen, dass er, der Vater, plötzlich Betreuer in ihrer Handballmannschaft werden könnte. Philip Sievers, sportlicher Leiter der Landesligamannschaft, habe diese amüsante Anekdote mitbekommen und sofort bei Rambow angefragt, als Co-Trainer Moritz Niebuhr ausgeschieden war. Rambow war schnell überredet. „Mir genügt es schon, dass ich als Co-Trainer nicht jedes Training erstellen muss.“ Er glaubt, dass es zwischen Torsten Haase und ihm klappen wird. „Ich komme gut mit seiner Art klar“, sagt Rambow.

Was die Landesligasaison betrifft, glaubt Rambow an die „gute Mischung im Team“. Auch wenn der Kader ausgedünnt und verjüngt ist, so sind in der Mannschaft noch genug erfahrene Leistungsträger. „Uns muss der Spaßfaktor tragen.“ Die Konkurrenz mag sich teilweise sehr verstärkt haben, so Rambow, aber auch die müssten sich erstmal finden.

Aufrufe: 027.7.2020, 14:45 Uhr
Tageblatt / Von Jan BröhanAutor