2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview
Früher Spieler, heute Sportdirektor: Schäfer ist nicht vom VfL Wolfsburg wegzudenken!
Früher Spieler, heute Sportdirektor: Schäfer ist nicht vom VfL Wolfsburg wegzudenken! – Foto: VfL Wolfsburg

»Lieber Spieler als Sportdirektor«

Teil 2 des großen FuPa-Interviews mit VfL-Sportdirektor Marcel Schäfer aus Aschaffenburg

Aschaffenburg/Wolfsburg. Dass er seinen Ex-Klubs in Zukunft viel zutraut, erklärte Marcel Schäfer in Teil 1 des großen Interviews mit FuPa-Reporter Kilian Amrhein. Aber wie sieht es mit seinem VfL Wolfsburg aus? Der Sportdirektor berichtet außerdem von Vereinstreue, der Bundesliga und seinem Arbeitsalltag…

FuPa: Herr Schäfer, in Ihrer gesamten Spielerkarriere waren Sie für nur fünf Teams aktiv. Warum war und ist Ihnen Vereinstreue so wichtig?
Marcel Schäfer (36):
Ich habe meinen Ex-Teams viel zu verdanken! Ich verbinde eine Menge mit diesen Klubs, den Fans, den Mitarbeitern – auch außerhalb des Platzes. Bei 1860 München bin ich beispielsweise quasi erwachsen geworden: Mit 15 bin ich gekommen und man hat viel Vertrauen in mich gesetzt. Deswegen halte ich gerne den Kontakt und schaue ab und an vorbei. In diesem Jahr kam ich endlich mal dazu, meinem ältesten Sohn zu zeigen, wo ich früher in München gespielt habe. Wurde aber auch mal Zeit – er ist ja schon elf Jahre alt. (lacht).

Kommt Ihnen als Sportdirektor die Vereinstreue in der Bundesliga zu kurz?
Man darf das nicht werten. Spieler setzen sich Ziele: Erst wollen sie in die Bundesliga, dann vielleicht in die Nationalmannschaft. Ich habe mich auch in München wohlgefühlt, aber als der Anruf von Felix Magath kam, wollte ich trotzdem den Schritt in die Bundesliga gehen – das war mein Traum! Man kann sich mit einem Klub identifizieren und trotzdem wechseln. Wir von Vereinsseite versuchen die Spieler zu verstehen und die beste Lösung für alle zu suchen – auch wenn mancher Fan das nicht immer nachvollziehen kann.

Können Sie sich selbst vorstellen, den VfL Wolfsburg noch zu verlassen?
Es ist noch zu früh in meiner Karriere, um so etwas auszuschließen. (schmunzelt). Zudem gehören auch immer zwei Seiten dazu. Aktuell fühle ich mich hier aber sehr wohl. Wenn mir jemand vor 30 Jahren erzählt hätte, dass ich Bundesliga-Profi werde und anschließend beim gleichen Verein als Sportdirektor arbeite – ich hätte sofort unterschrieben!

257 Bundesliga-Spiele hat Schäfer für den VfL absolviert.
257 Bundesliga-Spiele hat Schäfer für den VfL absolviert. – Foto: VfL Wolfsburg

Spieler oder Sportdirektor: Was ist schöner?
Spieler!

Die Antwort kam aber schnell…
Da gibt es für mich keine zwei Meinungen: Spieler war der absolute Traumberuf, ich habe es geliebt, jeden Tag auf dem Platz zu stehen und sich gemeinsam mit einer Mannschaft weiterzuentwickeln. Das ist für mich der schönste Job, das war schon als 5-Jähriger mein Traum. Deswegen war beim aktiven Karriereende schon Wehmut mit dabei. Aber auch die Arbeit als Sportdirektor ist ein Privileg, ich bin so ja noch nah am Geschehen dran.

Wie sieht der Arbeitsalltag als Sportdirektor aus?
Ich habe schon oft eine 7-Tage-Woche, denn vieles spielt sich natürlich auch am Wochenende ab. Unter der Woche bringe ich morgens erst die Kinder zur Schule, danach geht es ab 8 Uhr ins Büro. Ich führe viele Gespräche, bin das Bindeglied zwischen Geschäftsführung und Mannschaft. Dazu kommen viele Themen wie zum Beispiel die Kaderplanung. Es ist ein sehr interessanter und intensiver Job. In der Regel schaffe ich es aber meistens trotzdem, zum Abendessen mit der Familie zuhause zu sein. (schmunzelt).

Haben Sie sich schon immer für die Abläufe hinter den Kulissen interessiert?
Das kann man so sagen, Ja. Ich hatte einen Kreuzbandriss mit 17, also in einer entscheidenden Entwicklungsphase. Die Ärzte rieten mir, mich auf die Schule zu fokussieren. Der Profi-Traum schien damals fast vorüber. So habe ich gelernt, dass Weiterbildung immer gut ist. Da ich die Mischung aus Wirtschaft und Sport spannend finde, habe ich neben meiner Karriere dann auch ein Sport-Management-Studium absolviert.

Ganz oben angekommen: Marcel Schäfer mit der Meisterschale 2009
Ganz oben angekommen: Marcel Schäfer mit der Meisterschale 2009 – Foto: VfL Wolfsburg

Als Spieler wurden Sie vor elf Jahren Deutscher Meister. Werden Sie das als VfL-Sportdirektor bald wiederholen?
Das glaube ich nicht, aber das hätte ich auch 2009 nicht geglaubt. (lacht). Aus meiner Sicht ist der FC Bayern auf Jahre hin überlegen. Das ist kaum zu erreichen und für uns nicht realistisch. Als ich als Sportdirektor angefangen habe, waren wir zuvor zweimal in der Relegation. Es war unser Ziel, das Team zu stabilisieren und mit jungen, hungrigen Spielern weiterzuentwickeln. Ich denke, zuletzt ist uns das ordentlich gelungen.

Dabei wünschen wir Ihnen auch in Zukunft viel Erfolg, Herr Schäfer!

Aufrufe: 021.11.2020, 08:00 Uhr
Kilian AmrheinAutor