2024-04-25T14:35:39.956Z

Ligabericht
Kapitänsgrätsche: Wormatias Spielführer Carsten Sträßer zeigt, wie der OFC-Angreifer Christian Cappek, der gegen Koblenz zweimal getroffen hatte, in den Griff zu bekommen ist.	Foto: Eibner
Kapitänsgrätsche: Wormatias Spielführer Carsten Sträßer zeigt, wie der OFC-Angreifer Christian Cappek, der gegen Koblenz zweimal getroffen hatte, in den Griff zu bekommen ist. Foto: Eibner

Gute Laune nach 0:0

REGIONALLIGA Wormatia und der OFC rackern leidenschaftlich vor 7500 Zuschauern

OFFENBACH. Den Doppelpass konnten sich die beiden nicht verkneifen. Die Emotionen waren nach einem hitzigen Spiel längst wieder auf Normaltemperatur heruntergekühlt, als Stefan Emmerling und Rico Schmitt auf der Pressekonferenz die allgemein gültigen Regeln des Frage-Antwort-Spiels mit den Journalisten kurzerhand außer Kraft setzten und ihren ganz eigenen Dialog führten.
Schmitt, Trainer der Offenbacher Kickers, hatte sich nach gut einer Stunde an der Seitenlinie mächtig echauffiert, weil ihm der Wormser Spielmacher Kevin Wölk nur allzu leicht zu Boden gesunken war und dafür einen Freistoß bekam. „Ich habe ihn gefragt, ob er Eis zum Kühlen braucht. Er hatte schon eine ziemliche Fallsucht“, fand Schmitt. Der Mann zwei Sitze neben ihm schritt ein. „Da muss ich meinen Spieler in Schutz nehmen“, insistierte Wormatias Coach Emmerling, erklärte, dass Wölk sehr wohl gefoult worden sei und schickte in Richtung seines Kollegen: „Schön locker bleiben.“ In Offenbach, antwortete Schmitt, sei man das immer. Und Emmerling fügte an: „Das stimmt. Sogar der Schiedsrichter hat gesagt, dass wir zwei richtig geile Trainer sind.“ Gelächter im Presseraum, das 0:0 am zweiten Spieltag der Regionalliga Südwest hatte bei beiden Teams offenbar gute Laune hinterlassen.
Und dafür gab es Gründe. Die Partie, so Emmerling, habe gezeigt, dass beide Mannschaften in der Vorbereitung so viel nicht falsch gemacht haben können. „Wenn man das Ergebnis liest, dann kann man vielleicht denken: Was für ein langweiliges Spiel. Aber das war es nicht“, sagte Emmerling und hatte damit absolut recht. Trotz der annähernd 40 Grad Celsius in Offenbach hatte sich eine sehr intensive Partie entwickelt, die gehobenen Regionalligaansprüchen durchaus genügt. Beide Mannschaften steckten nie auf, kämpften und rackerten um jeden Zentimeter. Einige Male fehlte freilich noch die Feinabstimmung, der letzte Pass, der richtige Laufweg. Aber das mag zu einem so frühen Zeitpunkt in der Saison auch ein Stück weit normal sein.
Dass die Kickers, der insolvente Zwangsabsteiger aus der Dritten Liga, der mit einem 2:0 in Koblenz fabelhaft in die Runde gestartet war, in der ersten Halbzeit mehr vom Spiel und durch Christan Cappek auch eine gute Torchance (17.) hatte, führte Emmerling auf den Auftakt seiner Mannschaft zurück. Nach diesem unglücklichen 1:1 gegen die zweite Garde der Frankfurter Eintracht „standen wir schon ein bisschen unter Druck“. Es dauerte fast 40 Minuten, ehe die Wormser diese Scheu ablegten und anschließend sogar die besseren Möglichkeiten hatten. Allerdings touchierte ein Distanzschuss von Alper Akcam nur die Oberkante der Querlatte (65.). „Die Wormser haben schon ein großes Potential“, lobte OFC-Trainer Schmitt den Gegner, wenngleich sich bei der Wormatia der ein oder andere sicher mehr als eben nur diese zwei Punkte zum Auftakt ausgemalt hatte.
Dafür fehlt in der Offensive aber noch das Zusammenspiel, die Homogenität. Wölk ist noch zu wenig eingebunden, kann die einzige Spitze Markus Müller, der nach seiner Platzwunde aus dem Eintracht-Spiel mit einem Kopfverband aufgelaufen war, nicht mit Bällen füttern. Dafür lief am Samstag viel über den für Eugen Gopko in die Startelf gerutschten Srdjan Baljak.
Von der imposanten Kulisse auf dem traditionsreichen Bieberer Berg hatten sich die Gäste unbeeindruckt gezeigt, sie gingen vor 7502 Zuschauern, darunter auch gut 200 Wormser, sogar richtig hart zu Werke. Auch Kevin Wittke, erst im Sommer vom VfR nach Offenbach gewechselt, wurde von seinen Ex-Kollegen nicht in Watte gepackt. „Das war aber im Vorhinein klar. Das ist der Spielstil von Worms. In diesem Jahr ist es noch einmal extremer“, sagte der Mittelfeldspieler. Ansonsten sei der Kick gegen den alten Klub „einfach nur geil“ gewesen. Es waren eben nicht nur die beiden Trainer, die am Samstagnachmittag gute Laune hatten.
Aufrufe: 06.8.2013, 06:00 Uhr
Sebastian RiethAutor