2024-05-10T08:19:16.237Z

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Ludwig Trifellner ist mit der Vorgehensweise des Gesundheitsamts München überhaupt nicht einverstanden.
Ludwig Trifellner ist mit der Vorgehensweise des Gesundheitsamts München überhaupt nicht einverstanden. – Foto: Sven Leifer

Trifellner platzt der Kragen: »Wir werden komplett für blöd verkauft«

Positiver Covid-19-Test: Garching musste in Quarantäne, der FC Bayern durfte in der Champions League ran

Ludwig Trifellner ist ein angenehmer Zeitgenosse. Auch nach Niederlagen ist er stets für eine Stellungnahme bereit, besonnen sucht er dabei nie nach Ausflüchten. Am Donnerstagmorgen ist der 62-Jährige aber spürbar aufgebracht. Der Sportdirektor des VfR Garching hat Redebedarf. Eine Sache stinkt ihm gewaltig. Und das hat mit dem Champions League-Spiel des FC Bayern am Vorabend gegen Atlético Madrid zu tun.

Am gestrigen Mittwoch startete der FCB als Titelverteidiger in die neue Königsklassen-Saison. So weit, so normal. Wäre da nicht die Personalie Serge Gnabry. Am Dienstag war nämlich bekannt geworden, dass der deutsche Nationalspieler positiv auf Covid-19 getestet worden war. Noch am Dienstag nahm der 25-Jährige am Mannschaftstraining der Bayern teil. Hätten demzufolge nicht auch seine Mannschaftskameraden als direkte Kontaktpersonen in Quarantäne gemusst? Nein, zum Erstaunen vieler kam es bekanntlich anders. Die Bayern-Profis wurden am Mittwochmorgen getestet, alle Ergebnisse waren negativ. Die Partie in der Allianz-Arena konnte über die Bühne gehen. An dieser Stelle kommt nun Ludwig Trifellner ins Spiel und fragt: "Das ganze Prozedere hat das Gesundheitsamt München, welches auch für den VfR Garching zuständig ist, abgesegnet. Jetzt frage ich mich natürlich: Warum mussten unsere Spieler 14 Tage in Quarantäne, die des FC Bayern aber nicht?"

Gleicher Ablauf wie beim FC Bayern - aber der VfR Garching musste in Quarantäne.

Trifellner führt an, dass der Ablauf exakt der gleiche wie bei den FCB-Profis gewesen sei: "Unsere Spieler hatten vier Tage vor dem positiven Ergebnis zum letzten Mal Kontakt zum betroffenen Akteur. Auch unsere Jungs wurden daraufhin alle getestet, alle Ergebnisse waren negativ. Wir haben sämtliche Hebel in Bewegung gesetzt, alle Kontakte ermittelt. Trotzdem hat das Gesundheitsamt München gesagt: Alle müssen 14 Tage in Quarantäne. Klar, wir sind nur der VfR Garching, aber sind wir Menschen zweiter Klasse? Hier wurde eindeutig mit zweierlei Maß gemessen. Und an dieser Stelle platzt mir dann der Kragen, wir werden komplett für blöd verkauft. Unsere Jungs mussten teilweise um ihre Jobs bangen, da stehen Existenzen dahinter."

Dem FC Bayern macht der Sportdirektor keinen Vorwurf, das will er ausdrücklich klargestellt wissen: "Ich bin Bayern-Fan und freue mich ja, wenn die Hygienekonzepte greifen und trotzdem gespielt werden kann. Aber ich kann die Verhältnismäßigkeit seitens des Gesundheitsamts München in keiner Weise nachvollziehen." Für Trifellner ist das auch mit ein Grund, warum die Menschen im Land immer müder werden von dem Regelungs-Wirrwarr. Weil scheinbar eben nicht die gleichen Maßnahmen für alle gelten. "Was soll ich zu den Jungs jetzt sagen, die sich penibel an alles halten? Die kommen und sagen: Trifellner, was erzählst du uns für einen Schmarrn? Ich kann`s ihnen nicht verdenken. Die sehen natürlich auch, dass das Gesundheitsamt München mal so und mal so entscheidet."

Trifellner: »Das ist doch reiner Aktionismus.«


Was dem erfahrenen Funktionär und ehemaligen Trainer ebenfalls sauer aufstößt, ist die Symbolpolitik, die die Staatsregierung im Amateurfußball vollführt: "Wenn ich zum Supermarkt fahre, dann steige ich aus dem Auto aus und ziehe die Maske erst vorm Betreten des Geschäfts über. Wir müssen, wenn wir vom Bus aussteigen, schon mit Maske zum Kabineneingang laufen. Was soll das? Sind Fußballer infektiöser als Otto Normalverbraucher? Das ist doch reiner Aktionismus."

Aufrufe: 022.10.2020, 11:13 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor