2024-04-30T13:48:59.170Z

Interview
Maximilian Knauer spielte in der Saison 2015/2016 für den VfR Garching. Peter Wagner
Maximilian Knauer spielte in der Saison 2015/2016 für den VfR Garching. Peter Wagner

Maximilian Knauer über Trainerkarriere: „Habe meine Berufung gefunden“

Ex-Garchinger spricht über Arbeit beim FC Bayern

Maximilian Knauer musste seine aktive Karriere nach einer schweren Verletzung beenden. Nun betreut er die U14 des FC Bayern. Ist das der Beginn einer großen Karriere?

Bei Maximilian Knauer ist vor rund drei Jahren das eingetreten, was keinem Sportler zu wünschen ist: Er konnte nach einer Verletzung seinen Sport nicht mehr ausüben. Aufgrund eines Knorpelschadens wurde das Knie des 30-Jährigen, der in der Regionalliga unter anderem für den TSV Buchbach und den FC Ismaning auf dem Platz stand, bei Belastung dick.

Seinen Weg ist Knauer trotzdem im Fußball weitergegangen: Unmittelbar nach seiner Verletzung absolvierte er ein Praktikum beim FC Bayern - wenig später bekam er seinen ersten Trainerjob an der Säbener Straße. Der Ex-Garchinger übernahm die U13, aktuell trainiert er die U14.

Mit uns hat er über seine Arbeit und über die Zukunft gesprochen. Außerdem hat er uns verraten, warum Julian Nagelsmann und Florian Kohfeldt keine Vorbilder für ihn sind.

Du hast gerade frisch Deinen A-Trainerschein gemacht. Wie viel Spaß hat die Ausbildung gemacht, wie stressig war es?

In erster Linie hat es mir sehr großen Spaß gemacht! Ich konnte unglaublich viel dazu lernen und viel Neues mitnehmen. Sich knapp drei Wochen nur mit Fußball zu beschäftigen, neue Kontakte zu knüpfen und verschiedene Denkweisen kennen zu lernen, waren für mich eine sehr kurzweilige und interessante Erfahrung. Klar sind die Tage lang, streng getaktet und gefüllt mit Lerninhalten, aber ich kann hier allenfalls von positivem Stress sprechen.

Du musstest Deine aktive Karriere verletzungsbedingt beenden. Wie sehr fehlt es Dir, selbst auf dem Platz zu stehen?

Am Anfang hat es mir schon gefehlt, da ich es geliebt habe, auf dem Platz zu stehen. Das Schwierigste an dem Ganzen ist, dass man sein Karriereende nicht selbst bestimmt hat, sondern durch eine Verletzung dazu „gezwungen“ wurde. Man stellt sich die Frage, was hätte ich ohne Verletzungen noch erreichen können? Aber mittlerweile habe ich das Thema abgeschlossen und bin daher umso dankbarer, dass ich nun als Trainer hauptberuflich arbeiten kann.

Der VfR Garching war Deine letzte Station im höherklassigen Amateurfußball. Der Saisonstart verlief durchwachsen. Verfolgst Du das Team noch?

Natürlich verfolge ich weiterhin auch die Regionalliga Bayern, insbesondere die Vereine, bei denen ich selbst als Spieler aktiv gewesen bin. Beim VfR gab es vor dieser Saison einen größeren Umbruch. Das ist nie leicht und die neuen Spieler und das neue Trainerteam müssen sich erstmal finden. Aber ich bin davon überzeugt, dass sie sich wieder gut aufgestellt haben und eine gute Saison spielen werden.

„Hatte immer eine klare Vorstellung, wie ich Fußball spielen möchte“

Die Trainerkarriere ist schon länger Dein großes Ziel. Worin besteht für Dich der Reiz, als Trainer an der Seitenlinie zu stehen?

Mir war schon sehr früh klar, dass ich nach meiner aktiven Karriere Trainer werden möchte. Ich hatte schon als Spieler eine klare Vorstellung, wie ich Fußball spielen möchte und das kann ich jetzt als Trainer umsetzen. Das spannende und schöne am Trainerjob ist für mich aber auch die zwischenmenschliche Seite. Es geht um die Vermittlung meiner Begeisterung für den Fußball, im weiteren Sinne geht es aber auch um die Vermittlung von Werten und Ideen. Als Trainer bin ich zwar in erster Linie für den Trainingsablauf, die Mannschaftsaufstellung und die Strategie beim Spiel zuständig. Aber gerade im Kinder- und Jugendfußball ist es extrem wichtig, den Menschen, das Kind, den Jugendlichen hinter dem Fußballer zu sehen.

Bisher hast Du ausschließlich Jugendliche betreut, unter Heiko Vogel durftest Du aber bereits bei den Bayern Amateuren hospitieren. Wie weit weg ist der Herrenbereich bei Dir noch? Was sind Deine Ziele in den nächsten Jahren und langfristig?

Aktuell bin ich mit der Situation – wie schon beschrieben – sehr zufrieden und glücklich. Wie in meiner Zeit als Fußballer auch durchlebt, möchte ich jetzt das Trainerhandwerk von Grund auf Lernen und da ist die Jugendfußballabteilung bei einem Verein wie dem FC Bayern München wohl nicht zu überbieten. Die Rahmenbedingungen hier, von den Trainerkollegen angefangen, das gesamte Umfeld mit den Trainingsbedingungen am Campus und vieles mehr, gibt es weltweit wohl bei kaum einem anderen Verein.

Was gefällt Dir am besten an der Arbeit mit jungen Spielern?

Die ganze Arbeit mit den Jugendlichen macht mir sehr großen Spaß. Ich sehe meine Aufgabe nicht nur darin, die Jungs fußballerisch weiterzuentwickeln, sondern ihnen auch die richtige Einstellung mitzugeben, ihnen Werte und Ideale zu vermitteln. Ich versuche ihnen auch immer wieder klar zu machen, in welch einer exponierten Lage sie sind – jedoch ohne dabei den Bezug zur Realität zu verlieren.

Was ist Dein Traumjob? Bundesligatrainer?

Ich würde meine jetzige Arbeit als Traumjob bezeichnen. Im Moment kann ich mir nichts Besseres vorstellen. Aber natürlich möchte ich mich als Trainer immer weiterentwickeln. Ich habe mir als persönliches Ziel gesetzt, immer das Bestmögliche in meiner aktuellen Aufgabe zu geben, alles andere kommt von selbst.

„Habe im Dasein als Trainer meine Berufung gefunden“

Hast Du einen Plan B, falls die Trainerkarriere nicht den gewünschten Verlauf nimmt?

Daran verschwende ich aktuell keinen Gedanken. Ich lebe im Hier und Jetzt und bin von meiner Arbeit zu 100% überzeugt. Ich beschäftige mich sehr viel mit Fußball und Sport im Allgemeinen, versuche aus den unterschiedlichsten Bereichen Dinge für meine Trainingsarbeit zu gewinnen um dadurch besser zu werden. Daher glaube ich fest daran, dass ich noch viele schöne Trainerjahre vor mir habe und dass ich im Dasein als Trainer auch meine Berufung gefunden habe.

Wie ist es, beim FC Bayern zu arbeiten? Gibt es auch im Jugendbereich schon so etwas wie Ergebnisdruck?

Es erfüllt mich mit Stolz und Freude, für Bayern München arbeiten zu dürfen. Mir macht es einfach unglaublich Spaß und ich gehe jeden Tag gerne in die „Arbeit“. Die Trainings- und Arbeitsbedingungen sind beim FC Bayern ideal. Im Jugendbereich sollte es nicht ums Ergebnis gehen, sondern um die Entwicklung der Spieler. Natürlich gehört Gewinnen auch zur Ausbildung, da wir Sieger entwickeln möchten. Aber für mich ist es viel wichtiger, dass die Jungs mit strahlenden Augen auf dem Platz stehen und aus eigener Überzeugung alles geben und dadurch besser werden. Wer mit Freude, Einsatz und Wille an eine Sache ran geht, wird ein gutes Ergebnis erzielen.

Woran wird Deine Leistung gemessen?

Meine Leistung als Jugendtrainer wird nicht nur an Ergebnissen gemessen, sondern hauptsächlich daran, wie sich die Spieler entwickeln. Hierbei geht es zum einen um die fußballerische, aber auch um die charakterliche Entwicklung.

„Ich möchte mich mit niemandem vergleichen“

Steht der Fußball-Lehrer demnächst auf Deiner Agenda?

Für meine aktuelle Trainerposition bin ich mit der A-Lizenz sehr gut aufgestellt, aber natürlich bin ich so ehrgeizig und möchte den Fußball-Lehrer irgendwann machen. Dazu muss man aber bestimmte Aufnahmekriterien erfüllen, wie zum Beispiel mindestens eine U17-Bundesligamannschaft trainiert zu haben.

Der Trend geht in Deutschland immer mehr hin zu jungen Trainern. Sind die Nagelsmanns, Kohfeldts und Co. für Dich Vorbilder, denen Du gerne nacheifern würdest?

Ich finde es super, dass immer mehr Vereine den Mut zu jungen Trainern haben und offen für Neues sind. Julian Nagelsmann und Florian Kohfeldt leisten beide gute Arbeit und sind sehr authentisch. Julian Nagelsmann kenne ich noch von früher und weiß, dass er ein guter Typ ist, ich denke das spiegelt sich auch in seiner Arbeit wieder. Natürlich kann man sich von vielen Trainern einiges abschauen, jedoch von Vorbildern würde ich nicht sprechen. Ich möchte mich mit niemanden vergleichen, sondern meinen eigenen Weg gehen. Ich habe das große Glück bei Bayern auf Trainerkollegen zu treffen, die schon sehr viel im Fußball erlebt und gewisse Situationen schon zigmal gemeistert haben. Bei vielen Gesprächen und Diskussionen mit Herrmann Gerland und Peter Wenninger höre ich zu und nehme immer etwas Hilfreiches mit. Aber auch der Austausch mit einem ehemaligen Weltklassespieler wie Miro Klose ist für mich äußerst wertvoll.

Interview: Marius Epp

Aufrufe: 04.9.2019, 17:05 Uhr
Münchner Merkur / tz / Marius EppAutor