2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview
„Wir kalkulieren nicht mit Zuschauereinnahmen, weil es sein kann, dass ohne Publikum gespielt werden muss“: VfR-Vorsitzender Uwe Cygan vor der leeren Tribüne im Stadion.
„Wir kalkulieren nicht mit Zuschauereinnahmen, weil es sein kann, dass ohne Publikum gespielt werden muss“: VfR-Vorsitzender Uwe Cygan vor der leeren Tribüne im Stadion. – Foto: Nico Bauer

Garchings Vorsitzender Uwe Cygan: „Wir werden dieses schwere Jahr mit einem Plus abschließen“

Der VfR Garching steht vor einem besonderen Jahr, denn 2021 feiert er das 100-jährige Bestehen.

Es hat sich viel getan beim VfR Garching. Die Regionalligamannschaft hat im Jahr 2020 zwei Ligaspiele und zwei Ligapokalspiele absolviert und in der Coronapause den halben Kader verändert. Präsident Uwe Cygan ist stolz auf den Vereinskurs der wirtschaftlichen Vernunft und zeigt sich vorsichtig optimistisch, dass nach der Winterpause wieder einiges besser wird. Der VfR Garching steht vor einem besonderen Jahr, denn 2021 feiert er das 100-jährige Bestehen.

Herr Cygan, glauben Sie bei sieben Punkten Rückstand noch an den Klassenerhalt in der Regionalliga?

Selbstverständlich.

Welche Argumente haben Sie für die Aufholjagd?

Wir haben fünf Spiele weniger als die Konkurrenz. Und dazu spielen wir noch zweimal gegen den Vorletzten Memmingen. Wenn wir nicht dran glauben, dann können wir gleich aufhören. Außerdem schauen wir nach der Pause wie wir und die anderen Vereine wieder in die Restsaison starten.

Aber es wird nicht noch einmal so einen Wechsel wie in der Corona-Pause geben?

Nein, das nicht. Es kann ja auch passieren, dass Spieler andere Prioritäten setzen, da wir aktuell nicht viel zahlen. Wir als Verein suchen gerade einen neuen Trikotsponsor.

Nach der Coronapause sagte der VfR, dass man Stand heute den Spielern keine Punktprämien und keine Fahrtgelder mehr zahlen könne. Was ist in den Monaten passiert neben dem im Sommer ausgelaufenen Vertrag mit dem Trikotsponsor?

Wir hatten keine Einnahmen vom Kiosk und von den Zuschauern. Ohne die Solidarität der Spieler hätte es nicht funktioniert. Spieler wie Trainer haben auf Geld verzichtet. Wir werden dieses schwere Jahr trotz ausgebliebener Einnahmen mit einem Plus abschließen, wenn wir alle unsere Rechnungen bezahlt haben. Aber das wäre ohne diesen Schritt nicht möglich gewesen. Davor waren bei uns alle auf geringfügiger Basis beschäftigt.

„Derzeit ist es schwierig, aber wir sind alles andere als am Ende.“

Hätte die Saison mit einer Fortsetzung der geringfügigen Beschäftigung im Chaos geendet?

Das kann man leicht hochrechnen. Keine Einnahmen und gleiche Ausgaben ergibt Minus.

Wie kam es zu dem Schritt?

Wir sind mittels Satzung verpflichtet, einen ausgeglichenen Haushalt hinzubekommen. Wenn du das nicht schaffst, dann hast du ein Problem und das betrifft den gesamten Verein. Eine Mannschaft darf nicht an die Substanz des Vereins gehen. Wenn wir im nächsten Jahr wieder Einnahmen haben, dann entschädigen wir auch gerne wieder den Aufwand der Spieler.

Wie groß ist denn die Chance auf mehr finanzielle Möglichkeiten im Frühjahr?

Die Chance ist 50:50. Derzeit ist es schwierig, aber wir sind alles andere als am Ende. Wir haben treue Sponsoren und auch das Gerücht vom Garmin-Ausstieg stimmt nicht. Wir werden den Vertrag über den Stadionnamen verlängern und haben nur noch kleine Details zu klären. Sie gehen den Weg mit und setzen ein Zeichen, dass sie an uns glauben. Der Vertrag gilt dann für die Regional- wie die Bayernliga.

Hat der VfR nach der Winterpause wieder ein Sponsorenlogo auf der Brust?

Davon gehe ich aus. Es ist nicht einfach, aber wir haben einen guten Namen im Fußball und führen gute Gespräche.

„Wir werden eine Lösung mit Ludwig Trifellner finden.“

Was passiert mit dem Sportlichen Leiter Ludwig Trifellner? Er sagte, wenn finanziell keine Möglichkeiten vorhanden sind, dann braucht es ihn auch nicht.

Das stimmt so ja auch. Er hat ein großes Netzwerk, aber etwas Spielgeld braucht er halt auch. Aber auch da werden wir mit ihm eine Lösung finden, zumindest bis zum Saisonende Mitte 2021. Mitte Dezember wissen wir, mit welchen Geldern wir sicher rechnen können. Wir kalkulieren nicht mit Zuschauereinnahmen, weil es sein kann, dass ohne Publikum gespielt werden muss.

Der VfR Garching ist mehr als nur Fußball. Wie lief das Coronajahr für den Gesamtverein und die Abteilungen mit Hallensportarten?

Ganz schlecht. Manche Sportvereine haben nur Fußball, manche haben nur andere Sportarten und wir haben alles. Wir haben für Kinder und Jugendliche im Internet Trainingsvideos angeboten und für den Trainingsstart Hygienekonzepte entwickelt. Alle Abteilungen haben versucht, im Freien etwas anzubieten. Brutal ist dieses Jahr für die Turner, die so gut wie gar nichts machen konnten.

Bedeutet das Jahr dann auch einen Mitgliederschwund?

Wir haben immer eine recht hohe Fluktuation, aber ich denke, dass uns bereinigt am Jahresende 300 bis 400 Mitglieder fehlen werden. Aber ich denke auch, dass wir diese Personen nach der Pandemie wieder zurückbekommen. Außerdem wächst unsere Stadt in den kommenden Jahren.

„Die 100-Jahr-Feier wollten wir 2021 riesengroß aufziehen.“

Der VfR hat ein aufregendes Jahr vor sich mit dem hundertjährigen Bestehen und der Vorstandsneuwahl?

Die Neuwahlen setzen wir für Ende Februar an und hoffen, dass es dann wieder möglich ist. Und die 100-Jahr-Feier wollten wir riesengroß als Ganzjahresfeier aufziehen.

Wenn der Impfstoff bald kommt, gibt es dann die Halbjahresfeier?

Wir hatten schon überlegt, alles ein Jahr zu verschieben. Die 50-Jahr-Feier wurde auch nicht 1971, sondern 1972 gefeiert. Ich weiß nicht, warum das so war. Die Stadt Garching will im Juli das Straßenfest veranstalten und dann auch ein Bierzelt aufstellen. Derzeit ist ein Festabend des VfR dort vorgesehen. Wir warten jetzt ab und improvisieren dann. Ideen haben wir viele mit allen unseren Abteilungen. Und vielleicht feiern wir dann auch gleich den Klassenerhalt der Fußballer in der Regionalliga mit.

Aufrufe: 021.11.2020, 07:07 Uhr
Münchner Merkur (Nord) / Nico BauerAutor