2024-05-02T16:12:49.858Z

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Pannewitz während seiner Zeit beim VfL Wolfsburg. Foto: Getty
Pannewitz während seiner Zeit beim VfL Wolfsburg. Foto: Getty

Müllabfuhr statt Millionenvertrag

Kevin Pannewitz war auf dem besten Weg Fußballprofi zu werden

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Nicht jeder talentierte Fußballer ist für das Leben als Profi geeignet: Kevin Pannewitz war einst beim VfL Wolfsburg unter Vertrag und spielt jetzt in der sechsten Liga.

Er galt als großes Talent, doch selbst Felix Magath schaffte es nicht, Kevin Pannewitz die Disziplinlosigkeiten auszutreiben. „Pannewitz ist panne“, urteilte der strenge Trainer. Heute wiegt der 23-jährige Berliner 102 kg – seine Profikarriere war vorbei, ehe sie richtig begonnen hatte.

Statt in der Fußball-Bundesliga zu spielen und möglicherweise ein Millionengehalt zu kassieren, läuft Pannewitz demnächst für Sechstligist VSG Altglienicke auf. Um finanziell über die Runden zu kommen, hat er sich bei der Berliner Stadtreinigung als Müllfahrer beworben. Eine ehrenwerte Arbeit, doch Pannewitz hatte andere Ziele. „Ich bin an mir selbst gescheitert“, sagt er, „ich habe den Kampf gegen mich verloren.“

Verlockungen waren zu groß

Viel zu oft habe er den Verlockungen durch Fast Food und Süßigkeiten nachgegeben, sich zu sehr auf sein Talent verlassen: „Ich hätte jemanden gebraucht, der 24 Stunden auf mich aufpasst.“ Dabei hat der defensive Mittelfeldspieler in seiner Karriere mehr als nur eine Chance erhalten. Nachdem er schon mit 17 Jahren sein Profidebüt für den damaligen Zweitligisten Hansa Rostock gegeben hatte und zu Lehrgängen des U-19-Nationalteams eingeladen worden war, schien er eine rosige Zukunft zu haben. Doch im Höhenflug verlor Pannewitz die Bodenhaftung. Schon bei Hansa fiel er mit Übergewicht und Ausflügen ins Nachtleben auf, der Club reagierte auch mal mit einer Suspendierung. Nach Pannewitz’ Disco-Tour 2011 mit vier Teamkollegen sagte der damalige Hansa-Trainer Peter Vollmann verständnislos: „Dieser Vorfall ist an Dämlichkeit nicht zu überbieten.“

Die Geschichte vom talentierten, aber undisziplinierten Jungspund hielt Felix Magath nicht davon ab, den 20-Jährigen zu Bundesligist VfL Wolfsburg zu holen. Wer sollte ihn fit bekommen, wenn nicht er? „Es wäre schade, wenn der Fußball so ein Talent verliert“, sagte Magath damals. Doch auch dessen berüchtigtes Zirkeltraining mit Medizinbällen half kaum. Zwar nahm Pannewitz fast 15 kg ab, doch auf dem Rasen agierte er entsprechend kraftlos. Und dann setzte der Jo-Jo-Effekt ein. Nach nur einem Jahr wurde der Vertrag aufgelöst. Mehr noch nahm ihn aber der Krebstod seiner Mutter vor zwei Jahren mit.

Mit Profikarriere Abgeschlossen

Als Regionalligist Goslarer SC Pannewitz eine neue Chance gab, sah es zunächst gut aus. Doch erneut hielt er nicht durch. Den Sechstligisten Altglienicke freut das. „Sein Zustand ist unser Glück. Würde er 85 Kilo wiegen, käme er nicht zu uns“, sagt VSG-Sportchef Daniel Böhm. Pannewitz träumt ohnehin nicht mehr von der großen Karriere: „Meine Fehler wurden bestraft, aber alles ist okay so. Ich habe mit allem abgeschlossen, ich will ein bodenständiges Leben führen.“

Pannewitz und Freundin Jill erwarten im Oktober ihr erstes Kind, es soll ein Junge werden. Auch deshalb hat sich der frühere Fußballprofi bei der Müllabfuhr beworben. „Arbeitsbeginn wäre morgens um 6.30 Uhr“, sagt Pannewitz und ergänzt: „Früher bin ich um diese Zeit schlafen gegangen.“

Aufrufe: 021.7.2015, 14:00 Uhr
Stuttgarter Nachrichten / sidAutor