2024-05-14T11:23:26.213Z

Interview
Will auch in Michelstadt jubeln: Mariusz Rutkowski (Mitte) nach dem Kreispokalsieg als Trainer des TSV Seckmauern in der Saison 2015/16.   Archivfoto: Herbert Krämer
Will auch in Michelstadt jubeln: Mariusz Rutkowski (Mitte) nach dem Kreispokalsieg als Trainer des TSV Seckmauern in der Saison 2015/16. Archivfoto: Herbert Krämer

"Platz fünf war einfach überragend"

Interview: Mariusz Rutkowski geht am kommenden Sonntag in seine erste Saison als Cheftrainer des VfL Michelstadt

Mit Mariusz Rutkowski als neuen Trainer geht Gruppenligist VfL Michelstadt in die am Sonntag beginnende Saison 2017/18. Mit FuPa hat der Coach der Odenwälder über seine Spielphilosophie, die Abgänge der Leistungsträger und die Chancen seines VfL in der kommenden Spielzeit gesprochen.

FuPa: Herr Rutkowski, sie kennen den VfL Michelstadt bereits als Jugendtrainer. Macht das für Sie den Einstieg als Chefcoach einfacher? Oder profitieren Sie dabei auch von ihrer Erfahrung, die Sie beim TSV Seckmauern und beim SV Darmstadt 98 sammeln konnten?

Mariusz Rutkowski: Es war nicht einfach, so spät als Coach beim VfL einzusteigen. Auch wenn ich als Trainer der Bambinis bereits im Verein gearbeitet habe, konnte ich dort doch nur einen kleinen Einblick in das "Innenleben" der Aktiven bekommen. Das Jahr in Michelstadt hat mir aber schon geholfen, den Verein und seine Strukturen kennenzulernen. Es läuft bisher ganz gut und ich lerne mit jeder Trainingseinheit meinen Kader besser kennen. Der Vorstand und die Jungs gestalten mir den Start auch sehr angenehm.

FuPa: Wie liefen die Gespräche mit dem Verein nach dem Abgang von Trainer Niko Stefanovski? Wie schnell war klar, dass Sie den Posten als Trainer der Gruppenliga-Mannschaft übernehmen werden?

Rutkowski: Da Niko kurzfristig aufgrund gesundheitlicher Probleme aufgehört hat, kamen die Gespräche mit dem Verein entsprechend kurzfristig zu Stande. Sie sind aber unkompliziert gelaufen. Wir konnten uns relativ schnell einigen, da ich dem Verein in dieser Situation helfen wollte.

FuPa: Für welchen Fußball soll der VfL unter ihrer Leitung stehen? Werden Sie den bisherigen Stil von Niko Stefanovski übernehmen oder der Mannschaft eine andere Spielphilosophie vermitteln?

Rutkowski: Wir wissen, dass der fünfte Platz im vergangenen Jahr überragend war. Auch vor der Arbeit von Niko Stefanovski habe ich großen Respekt. Ich versuche daher, nicht alles auf dem Kopf zu stellen. Veränderungen schätze ich nur dann, wenn sie Sinn machen. Es geht mir nicht darum, der Mannschaft das, was ich irgendwo anders schon angewendet habe, aufzuzwingen. Ich werde sehen, was für Spieler und Spielertypen mir zur Verfügung stehen. Ich denke schon, dass ich funktionierende Prozesse bereits erkannt habe. Die versuche ich mit neuen Abläufen zu verknüpfen. Unter meiner Leitung soll die Mannschaft den Zufall des Spiels nach Möglichkeit minimieren. Ich möchte klare Abläufe in der Defensive und Offensive und eine taktische Disziplin. Unheimlich wichtig wird es sein, dass wir als Team auftreten und mentale Stärke beweisen. Fleiß, Beharrlichkeit und Demut soll uns auszeichnen. Daran arbeiten wir seit der ersten Trainingseinheit. Wir werden aber natürlich auch noch Zeit brauchen.

FuPa: Bei ihrem Amtsantritt wussten Sie bereits, dass Torjäger Stefan Stefanovski und auch Osman Abravci den Verein in Richtung Fränkisch-Crumbach verlassen werden. Wie gut kann das Team diesen Qualitätsverlust kompensieren, zumal auch Benni Allmann, Jan Korndörfer und Simon Bade nicht mehr zur Verfügung stehen?

Rutkowski: Dass wir einen solchen Spieler nicht gleichwertig ersetzen können, ist klar. Wir besitzen aber genügend Qualität im Kader, um den Verlust zumindest abzufangen. Stefan hat eine fantastische Saison gespielt. Das wurde aber auch erst durch die Gesamtleistung der Mannschaft ermöglicht. Der Abgang von Osman Abravci ist aus sporticher Sicht sehr schade. Auch der Abgang von Jan Korndörfer, der wegen seiner Familie etwas kürzer treten will, hat unheimlich weh getan. Jan ist sowohl sportlich als auch menschlich nicht zu ersetzen. Auch die Abgänge von Benni Allmann und Simon Bade sind für die Breite des Kaders schmerzhaft.

FuPa: Viele Teams in der Gruppenliga haben zur neuen Saison aufgerüstet und teils Spieler aus höheren Klassen geholt. Dagegen hat sich beim VfL so gut wie nichts Spektakuläres getan. Wird es noch Verstärkungen geben, sucht man möglicherweise nach einem Ersatz für Stefanovski? Oder sind die Kaderplanungen weitgehend abgeschlossen?

Rutkowski: Die Abgänge von Stefan und Osman kamen für den Verein eher überraschend und unvorbereitet. Aus diesem Grund konnte so kurzfristig kein adäquater Ersatz geholt werden. Mit Leander Schulz und Lukas Lampert haben wir zwei junge Spieler dazubekommen. Die Entwicklung muss aber erst einmal beobachtet werden. Wir sind allerdings auch ein Verein, der nicht einfach so aufrüsten kann. Mir ist es wichtig, dass wir den Fokus auf junge und talentierte Spieler legen, die aus der eigenen Jugend kommen. Mein Ziel wird es sein, mit der Jugendabteilung eng zusammenzuarbeiten.

FuPa: Wie zufrieden sind Sie mit der Vorbereitung, die mit einem 0:9 gegen Ober-Roden und einem 3:4 gegen Steinbach ja eher schleppend gelaufen ist? Wie weit ist das Team kurz vor dem Saisonstart am Sonntag?

Rutkowski: Diese Vorbereitung darf nicht überbewertet werden, da mir die Ergebnisse dabei immer egal sind. Ich habe alle mir zur Verfügung stehende Spieler eingesetzt, um sie besser kennenzulernen. Jedes Spiel hat mir neue Erkenntnisse gebracht. Dennoch war das 0:9 natürlich zu hoch und so nicht gewünscht. Memo an mich: eine anstrengende Trainingseinheit vor dem Spiel sollte gut überlegt sein (lacht).

FuPa: Die Gruppenliga scheint unberechenbarer denn je. Haben Sie trotzdem schon eine Zielsetzung im Kopf? Wo werden wir den VfL am Saisonende tabellarisch finden können?

Rutkowski: Ich denke, dass die Liga durch die zwei Verbandsliga-Absteiger aus Fehlheim und Geinsheim noch einmal viel an Qualität gewonnen hat. Dass Walldorf und Unter-Absteinach zu den Favoriten zählen, ist ja ein offenes Geheimnis. Die vier Aufsteiger aus Unter-Flockenbach, Sandbach, Dieburg und Büttelborn haben ebenfalls gute Mannschaften. Mit dem VfL müssen wir von Spiel zum Spiel denken und immer einhundert Prozent abrufen. Wir werden versuchen, mit den Mitteln die uns zur Verfügung stehen, eine möglichst positive Saison zu spielen.

Aufrufe: 02.8.2017, 09:18 Uhr
Frank LeberAutor