„Zwei Monate sind der neue Vorstand und der Aufsichtsrat im Amt, und viele haben sich gewundert, dass bislang keine Aktivitäten an die Öffentlichkeit gedrungen sind – das hat seinen guten Grund“, sagte der Ehrenpräsident, der Ende 2017 nach längerer Auszeit zunächst als Aufsichtsrat zurückgekehrt war und vor einigen Wochen auf den Posten des Vorstandsvorsitzenden wechselte.
„Heute aber ist der Tag, an dem wir mit Details an die Öffentlichkeit gehen wollen“, ergänzte der 82-Jährige, der im Februar die Nachfolge von Wilfried Barysch als Präsident angetreten hatte, und ließ anschließend die Bombe platzen. „Kurz nach unserem Amtsantritt mussten wir feststellen, dass wir viele ,Leichen’ vorgefunden haben.“
Mit merklicher Wut in der Stimme zählte Berster verschiedene Komplexe auf, die die neuformierten Gremien in den vergangenen Wochen in Atem gehalten haben. „Da ist zum einen das in Rastede stattgefundene Spiel des VfB gegen Werder Bremen, von dem noch vor meiner Zeit als Vorsitzender fünf Mahnungen des SV Werder wegen ausstehender Zahlungen eingegangen sind“, erklärte Berster mit Blick auf das Freundschaftsspiel gegen den Bundesligisten im März 2017. Zudem sei auch die Abrechnung des Landespokal-Heimspiels im Juli 2017 gegen Drittligist SV Meppen – hier werden die Zuschauereinnahmen geteilt – nicht vorgenommen worden.
Beide Angelegenheiten habe man mittlerweile mit Teilzahlungen in Angriff nehmen können, erläuterte Berster. „Wobei unser großer Dank den beiden Vereinen für ihr Entgegenkommen und Verständnis gilt“, sagte der 82-Jährige und machte zudem deutlich, dass auch Zahlungen an Darlehensgeber ausgestanden hätten. In dieser Hinsicht konnte Berster aber ebenso Entwarnung geben wie bei Außenständen an Berufsgenossenschaft, Krankenkassen und Finanzamt.
Die derzeitige Situation erinnere ihn an die im Jahr 1999, als der Verein später mit Mühe die drohende Insolvenz abwenden konnte, sagte Berster, für den es schon die dritte Amtszeit als Präsident ist (1987 - 1993, 1997 - 2005 . Im nun vier- statt dreiköpfigen Vorstand sind neben ihm auch Benjamin Dau und Detlef Dierks neu. Geblieben ist Christian Rowold. Wie Barysch schied Uwe Kühne aus.
„Ich bin seit einigen Monaten nicht mehr im Vorstand und möchte mich nicht dazu äußern“, sagte Barysch am Donnerstag auf NWZ-Anfrage. Philipp Herrnberger, der Ende 2017 nach zweieinhalb Jahren als VfB-Geschäftsführer aufgehört hatte und inzwischen „Leiter Sponsoring“ bei Werder ist, war nicht zu einer Stellungnahme zu erreichen.
Nachdem man es auch geschafft habe, fristgerecht die Lizenzunterlagen für die neue Saison einzureichen, sei endlich „Licht am Ende des Tunnels“ zu sehen, sagte derweil Berster: „Wir sind sicher, dass es keine entgegenkommende Lokomotive ist.“
KommentarUm die Jahrtausendwende bewahrte Klaus Berster den VfB Oldenburg vor dem Untergang, als er den Club durch die Insolvenz-Klippen navigierte. Auch nach dem Ende seiner zweiten Amtszeit als Präsident im Jahr 2005 stand er dem Verein mit Rat und Tat zur Seite und hielt ihn mit kleinen bis großen Finanzspritzen über Wasser.
Jede Bitte, wieder aktiv ins Steuerrad zu greifen, lehnte der Ammerländer aber jahrelang ab, um dann doch im November 2017 als Aufsichtsrat und im Februar sogar als Vorstandsvorsitzender wieder auf der VfB-Brücke zu erscheinen.
Jetzt ist klar, warum Berster als Retter und Kapitän 3.0 zurück ist. Der blaue Kahn war wieder einmal mächtig leck geschlagen und trieb führerlos umher. Wem, wenn nicht ihm, ist es zuzutrauen, das Schiff wieder auf Vordermann zu bringen.
Einige Leichtmatrosen, die immer noch im Aufsichtsrat sitzen, müssen sich allerdings die Frage gefallen lassen, ob sie in ihrem Ausguck geschlafen haben.