2024-05-02T16:12:49.858Z

Analyse
Egestorfs Spieler packen an: Drei Spieler bauen nach dem Schlusspfiff ein Tor im Stadion eigenhändig ab.
Egestorfs Spieler packen an: Drei Spieler bauen nach dem Schlusspfiff ein Tor im Stadion eigenhändig ab.

Pause kommt dem VfB Lübeck gerade recht

Landerl warnt seine Spieler

Unmittelbar nach dem Schlusspfiff ließ Lübecks Trainer Rolf Landerl seiner Enttäuschung über die unerwartete Niederlage freien Lauf. Der gelbe Trainerstuhl, auf dem er in den 90 Minuten zuvor kaum gesessen hatte, wurde von Landerl in bester Spielmachermanier umgekickt.

Zehn Minuten später auf der Pressekonferenz war der Österreicher gewohnt gefasst und souverän. „Wir haben es leider erneut nicht geschafft, gegen einen kämpfenden Gegner auf schwerem Geläuf dagegenzuhalten. Verwunderlich war für mich, dass wir direkt nach dem Führungstreffer den Ausgleich kassieren. Da dürfen wir nicht so einfach abschalten“, sagte Landerl.

Den SV Meppen hat er nicht mehr im Blick. „Wir müssen aufhören, uns mit Meppen und der Tabellenführung zu beschäftigen. Wir sollten uns nur noch auf uns konzentrieren“, sagte Landerl nach dem letzten Pflichtspiel im Jahr 2016.

Ähnlich sieht es Innenverteidiger Moritz Marheineke. „Uns fehlte einfach der entscheidende Pass. Wir haben es auch nicht geschafft, direkt in die Spitze zu spielen und Egestorf immer wieder zu Kontern eingeladen“, lautete seine Erklärung für die Pleite beim Aufsteiger. Eine Erklärung für den kleinen Negativlauf hatte Marheineke auch nicht.

Die Platzverhältnisse wollte er nicht als Entschuldigung gelten lassen. „Damit muss der Gegner auch klar kommen“, sagte der 31-Jährige, der mit ernster Miene aus der Kabine kam. „Wir haben uns mit den letzten drei Spielen eine echt tolle Hinrunde ein bisschen kaputt gemacht. Wir haben aber trotzdem eine gute erste Serie gespielt“, analysierte Marheineke die 19 absolvierten Spiele.

Mit viel Euphorie analysierte der Egestorfs Trainer Jan Zimmermann, der 2004/05 beim VfB Lübeck aktiv war, das Spiel seiner Germanen. „Wir haben vieles richtig gemacht und verdient gewonnen. Heute haben wir endlich unsere Chancen genutzt und ein Spiel, das auf der Kippe stand für uns entschieden. Jetzt greifen wir in der Rückrunde mit noch mehr Motivation an. So können wir den Klassenerhalt schaffen.“

Für den VfB kommt die Winterpause zur rechten Zeit. „Ich bin froh, dass wir uns jetzt sammeln können. Wir werden im Januar eine knackige Vorbereitung absolvieren und dann mit neuen Kräften in die Rückrunde starten“, sagte Landerl, der schon zuvor Verständnis äußerte, dass körperlich nicht mehr alle taufrisch sind. „Es wird schon Zeit, dass die Pause kommt“, sagte Kapitän Dennis Wehrendt. „Es hat sich im letzten halben Jahr die Intensität geändert“, weiß Landerl, nimmt aber ausdrücklich jene Spieler in Schutz, die harte Jobs haben.

„Ein Sirmais arbeitet acht Stunden und haut sich voll rein, ein Marheineke sitzt oft sechs Stunden am Tag im Auto, ein Wehrendt macht Nachtschichten, um bei jedem Training dabei sein zu können. Das ist vorbildlich“, lobte er.Dem einen oder anderen Akteur attestiert er allerdings nicht die richtige Einstellung im Training. „Es geht um Teamfähigkeit“, erklärt Landerl. „Dass ein Spieler sauer ist, wenn er draußen sitzt, kann ich verstehen. Das war ich früher auch. Aber das darf nicht dazu führen, dass die Leistung der Mitspieler nicht anerkannt wird. Missgunst darf es in einer Mannschaft nicht geben.“

Ansätze davon hat der Trainer bei einigen Akteuren jedoch ausgemacht – und droht unverhohlen mit Konsequenzen. „Wir machen uns ständig Gedanken darüber, wie wir den Kader verändern können, um den nächsten Schritt zu machen“, lässt Landerl durchblicken.

Neuverpflichtungen oder auch Rauswürfe seien nicht erst im Sommer möglich, sondern auch schon in der Wintertransferperiode. Noch will Landerl solche Sätze vorerst als Warnung verstanden wissen. „Aber möglicherweise kommt die bei denen, die es betrifft, gar nicht an.“
Aufrufe: 05.12.2016, 14:00 Uhr
SHZ / Stephan Gaube/Chr. JessenAutor