2024-05-02T16:12:49.858Z

Allgemeines
– Foto: Heiko van der Velden

Neuer Rekordtrainer des VfB

Jubiläum für Rolf Landerl

Den zeitlichen Rekord hatte Rolf Landerl schon im Herbst geknackt. Der alte stammte aus dem Jahr 1968, als sich Heinz Lucas nach vier Jahren, zwei Monaten und 18 Tagen als Trainer des VfB Lübeck verabschiedete.
Landerl ist inzwischen seit vier Jahren, fünf Monaten und zehn Tagen Coach der Grün-Weißen. Erst mit dem Spiel gegen den 1. FC Magdeburg übernimmt er aber auch die Führung in der vereinsinternen ewigen Rangliste, die sich an Punktspielen in einer Amtszeit bemisst. Bislang war Landerl für 140 VfB-Punktspiele verantwortlich, in denen es 81 Siege, 23 Unentschieden und 36 Niederlagen gab. Am Wochenende überholt der 45-jährige Wiener somit Kurt „Jockel“ Krause, der es zwischen 1968 und 1972 auch auf 140 Punktspiele in einer Amtszeit brachte. Wir sprachen mit Rolf Landerl über den Rekord, die vergangenen vier Jahre und die aktuelle Situation rund um Corona.

Rolf, was sagt Dir der Name Kurt Krause?

Ich weiß, dass er einer meiner Vorgänger hier beim VfB war und sehr erfolgreich gearbeitet hat. Er hatte sogar eine zweite Amtszeit, oder?

Richtig. Die dauerte aber nur 20 Spiele. Am Saisonende könnte also gleich noch ein Rekord fallen, der für die meisten Spiele als VfB-Trainer insgesamt. Was bedeutet so ein Rekord wie der jetzige für Dich?

Es erfüllt mich schon mit ein wenig Stolz. Bei einem Traditionsverein eine so lange Zeit arbeiten zu dürfen, ist in der heutigen Zeit keine Selbstverständlichkeit. Aber ich lebe auch im Hier und Jetzt, Statistiken bedeuten mir nicht besonders viel. Dennoch ist so ein Rekord in unserer extrem schnelllebigen Zeit eine schöne Sache.

Als Spieler und Trainer zusammengenommen bist Du nun schon fast sieben Jahre In Lübeck – so lange wie in über 25 Jahren im Profigeschäft noch nirgendwo. Warum?

Ich bin auch als Spieler ja nicht immer freiwillig gewechselt. „Legionär aus Leidenschaft“, so wie es mal geschrieben wurde, war ich nie. Hier in Lübeck waren letztlich ausschlaggebend die guten Kontakte, die ich nach meiner Zeit als Spieler noch hierher hatte. Lübeck ist eine lebenswerte Stadt mit schöner Umgebung, und ich wusste, dass die Familie sich hier wohl fühlt. Entsprechend weiß ich, dass auch ich dann gut funktionieren kann. Was die berufliche Sicht betrifft, war es mir wichtig, dass wir das gemeinsame Ziel nicht aus den Augen verloren haben. Es war nicht immer ruhig, ich habe auch schwierige Phasen überleben müssen. Dabei war es interessant zu verfolgen, dass man nie zur Ruhe kommt, sondern auch in Aufbaujahren nach zwei, drei Siegen in Folge immer gleich Erwartungsdruck aufbaut.

Wie würdest Du Dich als Trainer beschreiben?

Ich habe in meinen Jahren als Profi viele Trainer erlebt und von einigen etwas mitgenommen, vor allem aber auch gesehen, wie ich es nicht machen möchte. Ich versuche, eine gewisse Nähe zur Mannschaft zu behalten, offen, authentisch und ehrlich zu bleiben. Das fällt manchmal schwer, weil Entscheidungen auch mal verletzend sein können. Aber am Ende wird man eben am Erfolg gemessen. Wichtig ist dabei aber, Mensch zu bleiben. Ich habe es schließlich auch mit jungen ambitionierten Menschen zu tun. Die Entwicklung dieser Spieler und des eigenen Spiels steht im Vordergrund.

An welchen Schwächen musstest Du arbeiten? Wie siehst Du Deine Entwicklung als Trainer in den letzten viereinhalb Jahren?


Als ich kam, war ich noch ungeduldiger und unruhiger. Auch im Coaching, dabei war ich zu oft abgelenkt, zu aufbrausend. Ich bin geduldiger geworden, habe mehr Abstand gewonnen, aber ganz ohne Emotionen wird es bei mir nicht gehen. Wichtig war dabei aber auch der Input von Kollegen als Co-Trainer, die mir und uns neue Entwicklungsschritte ermöglicht haben. Bei Axel Giere ist es schön, dass er als unser Ruhepol weiter dabei ist. Ronny Hornek hat wichtige sportwissenschaftliche Aspekte in die Arbeit hineingebracht. Bei Luis Diogo Campos habe ich von seinem Pragmatismus profitiert, am Ende geht es um das Resultat. Dass ein 4:3 schöner ist als ein 1:0, wie ich es vor Jahren gesagt habe, würde ich heute nicht mehr behaupten. In dieser Saison haben wir jetzt den Mut gehabt, mit einem jungen Trainerteam zu arbeiten. Das gefällt mir, denn beide erledigen ihren Job gut.

Was hat sich als Trainer verändert mit dem Aufstieg in die 3. Liga?

Die Beobachtung und Vorbereitung der Spiele und Gegner ist interessanter und intensiver geworden. Man sieht andere taktische Konzepte. Es ist herausfordernd, gegen starke Mannschaften und gegen oftmals auch nominell bessere Einzelspieler anzutreten und zu sehen, dass man trotzdem erfolgreich sein kann. Und natürlich macht es auch Spaß, sich mit so vielen Traditionsvereinen zu messen, auch wenn man immer betonen muss, dass es mit Zuschauern noch viel schöner wäre.

Wie fällt Dein Zwischenfazit nach einem Drittel der Saison aus?

Wir haben von Beginn an gesehen, dass wir mithalten können, was das Spiel selbst betrifft. Auch in der Phase, in der wir nicht gewonnen haben, waren wir nie klar unterlegen. Wir haben es geschafft, die Nerven zu behalten und kleine Stellschrauben zu verändern. So haben wir dann auch Punkte gesammelt. Wir haben zwar einige auch liegen lassen, haben daraus aber auch schnell gelernt.

Du warst die letzten zwei Wochen nicht nur wegen eines positiven Corona-Tests außer Gefecht, sondern auch weil Du starke Symptome der Krankheit Covid-19 hattest. Wie hat sich das angefühlt?

Die erste Woche war sehr unangenehm. Das hätte ich nicht so gedacht. Ich hatte Husten, Kopfschmerzen und Fieber, vor allem hat mich aber die Müdigkeit beschäftigt. Man weiß im Gegensatz zu einer Grippe nicht, wie lange das den Körper verändert, weil man im Bekanntenkreis ganz verschiedene Verläufe kennt: Einige bleiben ganz ohne Symptome, andere haben Lungenbrennen oder noch lange mit der Müdigkeit zu kämpfen. Auch für die Familie, die mit mir in Quarantäne bleiben musste, war es unangenehm. Insgesamt war es eine Erfahrung, die ich mir gerne erspart hätte.

Wie groß ist die Vorfreude, gegen Magdeburg wieder im Stadion dabei sein zu können?

Sehr groß. Ich habe mich schon in der Woche sehr gefreut, die Jungs wieder live zu sehen, auch wenn es ja mit der heutigen Technik die Möglichkeit gab, relativ nah dran zu bleiben. Die zwei Wochen haben noch einmal die Sinne geschärft. Ich freue mich, dass ich meinen Job wieder ausüben kann.
Aufrufe: 011.12.2020, 17:59 Uhr
redAutor