2024-05-02T16:12:49.858Z

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Benjamin Gommert, die neue Nummer eins im VfB-Tor. Foto: cje
Benjamin Gommert, die neue Nummer eins im VfB-Tor. Foto: cje

Gut verstärkter VfB Lübeck kann um den Titel spielen

Viel Gedränge gibt es im offensiven Mittelfeld

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Nach einem insgesamt guten vierten Platz im Vorjahr strebt der VfB Lübeck nach weiteren Fortschritten. Die 3. Liga ist für das Jahr 2019 zum Ziel erklärt worden – angesichts der günstigen Umständen (Aufstieg von Meister Meppen, Nichtabstieg von Werder II) würde sich an der Lohmühle aber wohl auch niemand dagegen wehren, schon in dieser Saison ans Profi-Tor zu klopfen. Auch deshalb fiel der Umbruch im Kader etwas größer aus als gedacht – allerdings spielten dabei auch die Eindrücke der keineswegs überzeugenden Rückrunde eine Rolle. Mit Jonas Toboll und Marcello Meyer (jeweils aus beruflichen Gründen) sowie Maurice Maletzki gingen drei Akteure, die als Verlust zu bewerten sind, wurden aber mindestens gleichwertig ersetzt. Die Grün-Weißen wirken im zweiten Jahr von Trainer Rolf Landerl, der im Vorjahr einiges bewirkte, breiter aufgestellt. Wir beantworten die wichtigsten Fragen vor dem Start am Freitag gegen Oldenburg.

Wie gut sind die Neuen?
Die Lübecker haben Quantität, aber für Regionalliga-Verhältnisse auch Qualität verpflichtet. Angefangen bei Meppens Aufstiegsheld Benjamin Gommert, der ins VfB-Tor zurückkehrt. Deutlich verstärkt wurde die Innenverteidigung mit den Ex-Schönbergern Daniel Halke und Eric Birkholz sowie dem Hannoveraner Tim Weißmann. Im Mittelfeld ist Yannick Deichmann, einziger Neuer mit Erfahrung in den deutschen Profiligen, eine tragende Rolle zugedacht. Und auch in den offensiven Mittelfeldpositionen verstärkte sich der VfB mit den starken Regionalliga-Akteuren Dennis Hoins (Hannover 96 II) und Gökay Isitan (Lüneburger SK) sowie dem österreichischen Talent Nico Löffler. Durch gesundheitliche Probleme konnte Stürmer Leon Dippert sich bislang nicht in den Vordergrund spielen. Der zuletzt geholte Tim Queckenstedt ist in seinem ersten Herrenjahr in erster Linie als Ergänzung gedacht.

Wie läuft der Kampf um die Stammplätze?
In einigen Bereichen ist er sehr intensiv – derzeit allerdings durch ein paar Verletzungssorgen getrübt. Sind alle Mann fit, gibt es in der Innenverteidigung ein Hauen und Stechen – neben den jahrelang gesetzten Dennis Wehrendt und Moritz Marheineke ist Halke klarer Stammplatzkandidat, auch Birkholz und Weißmann erhöhen den Konkurrenzkampf erheblich. Ebenfalls viel Gedränge gibt es im offensiven Mittelfeld, wo die Neuen Hoins, Isitan und Löffler berechtigte Ansprüche anmelden, aber auch der in der Vorrunde sehr starke Marvin Thiel eigentlich gesetzt sein sollte. Schon im Vorjahr erwiesen sich Routinier Stefan Richter und Urgestein Henrik Sirmais auf den Flügeln auch als gute Alternativen. Klar ist die Lage im Tor, wo Alexander Langer nur die Herausforderrolle gegen Gommert bleibt. Wenig Gedränge gibt’s auch auf den Außenverteidigerpositionen, wo derzeit Sirmais und Andy Gomig noch ohne gelernte Konkurrenten die Nase vorn haben. Im zentralen Mittelfeld sind Deichmann und Sven Mende klar gesetzt – letzterer fehlt allerdings noch wochenlang. Vorn ist die Situation aufgrund Dipperts Verletzung wie im Vorjahr – Gary Noel und Richter bewerben sich um den Platz im Sturmzentrum.

Welche taktischen Varianten gibt es?
Bezogen auf das System variiert Landerl zwischen dem 4-2-3-1 und einem 4-4-2. Varianten mit Dreierkette, die sich mit der guten Innenverteidigerqualität angeboten hätten, sind mangels guter Alternativen auf der Außenbahn schwer umsetzbar und wurden in der Vorbereitung auch nicht intensiver studiert. Unter Landerls Regie haben die Grün-Weißen unabhängig vom System stets versucht, mehr Wert auf spielerische Dominanz zu legen. Dafür wurden auch die richtigen Spieler geholt. Auch aus Umschaltsituationen, phasenweise in der Vorsaison schon eine Stärke der Lübecker, dürfte der VfB dank gewonnener Schnelligkeit in der Offensive bessere Optionen haben.

Moritz Marheineke, als Innenverteidiger nun zu ersetzen, auch als Leader?
Moritz Marheineke, als Innenverteidiger nun zu ersetzen, auch als Leader?
Wo gibt es noch Probleme?Personalbedarf gibt es noch auf den Außenverteidigerpositionen, wo rechts auch intensiv gesucht wird. Derzeit ist Sirmais dort fast konkurrenzlos – und der beginnt nun auch noch eine zeitintensive Polizei-Ausbildung. Auch auf der anderen Seite ist Gomig der einzig „Gelernte“, wobei Weißmann diese Position auch schon ausfüllte. Auch wenn sich der VfB vor allem in der Defensive schon deutlich größer und robuster aufstellte, bleibt insbesondere die Körpergröße ein Problem. Um Spiele regelmäßig durch Standards entscheiden zu können, wie es im Aufstiegskampf entscheidend sein kann, könnten weiterhin entscheidende Zentimeter fehlen. Schwierig sind zudem die anhaltenden Verletzungsprobleme von Marheineke als „aggressive leader“ und Mende als zentraler Lenker des Teams. Beide sind in ihrer Art nicht gleichwertig zu ersetzen.

Wie ist der Verein strukturell aufgestellt?
Für Regionalliga-Verhältnisse hat sich der VfB in den vergangenen Jahren wieder auf ein gutes Level entwickelt. Der Verein wird solide geführt und ist – auch dank der Unterstützung aus dem Aufsichtsrat – finanziell etwas besser aufgestellt als die meisten anderen Ligakonkurrenten. Von Drittliga-Niveau ist man aber in einigen Bereichen noch ein Stück entfernt. Dazu gehören die Trainingsbedingungen, aber auch die personelle Ausstattung in der sportlichen Führung, wo eine weitere (externer) Vollzeitkraft neben Trainer Landerl sehr helfen würde. Obwohl man das Gehaltsniveau im Team in diesem Jahr spürbar angehoben wurde, liegt der VfB im bundesweiten Regionalliga-Vergleich noch weit zurück, im Drittliga-Maßstab ohenhin.

Wo landet der VfB?
Um die Lübecker zum Top-Favoriten zu erklären, war einerseits zu viel Bewegung im Kader und andererseits die Rückrunde mit zahlreichen überflüssigen Punktverlusten zu schlecht. Zum Favoritenkreis gehören die Grün-Weißen mit diesem Kader aber allemal. Kommt noch ein starker Außenverteidiger und schafft es Trainer Landerl schnell, aus den neuen Gesichtern auch eine Einheit zu formen, können die Lübecker im Titelkampf mitmischen. Realistisch erscheint eine Platzierung zwischen Platz 1 und 4.
Aufrufe: 027.7.2017, 13:30 Uhr
SHZ / Christian JessenAutor