2024-05-02T16:12:49.858Z

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8 - 5= 3: Von diesem achtköpfigen Team, das 2015 bei der Vorstellung von Geschäftsführer Philipp Herrnberger (links) und Sportleiter Ralf Voigt (rechts) für dieses Bild posierte, ist Herrnberger schon der fünfte Verantwortungsträger, der freiwillig oder unfreiwillig  seinen Posten räumt. Torsten von Reeken
8 - 5= 3: Von diesem achtköpfigen Team, das 2015 bei der Vorstellung von Geschäftsführer Philipp Herrnberger (links) und Sportleiter Ralf Voigt (rechts) für dieses Bild posierte, ist Herrnberger schon der fünfte Verantwortungsträger, der freiwillig oder unfreiwillig seinen Posten räumt. Torsten von Reeken

VfB erlebt erneut sein blaues Wunder

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Er startete vor gut zwei Jahren mit großen Träumen von einem blauen Fußball-Wunder, erlebte aber immer wieder dessen sprichwörtliche Version: ...
Nachdem er in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder auf den harten Boden der Realität geworfen worden war, zieht Philipp Herrnberger nun einen Schlussstrich. Insbesondere mit Verweis auf gesundheitliche Gründe löst der 32-Jährige seinen Vertrag als Geschäftsführer von Regionalligist VfB Oldenburg zum Jahresende auf.

"Es gibt so Momente im Leben, da fragt am sich: Wo willst du eigentlich hin?", erklärte Herrnberger am Dienstag im Gespräch mit der NWZ. Vor einiger Zeit lautete seine Antwort auf diese Frage wahrscheinlich glasklar: mit dem VfB in die 3. Liga. Doch inzwischen hat sich einiges geändert statt großer Ziele gibt es beim um den Klassenerhalt kämpfenden Traditionsclub aktuell nur große Probleme.

"Fußball ist ein hochemotionales Unterfangen. Häufig erfährt man Gegenwind, wenn es sportlich nicht so läuft, wie viele es sich wünschen", sagte Herrnberger, der schon im September mit dem Wunsch, von seinem Posten zurückzutreten, an den Vorstand herangetreten war. "Da habe ich mich noch einmal zum Weitermachen überreden lassen", verriet der 32-Jährige nun, doch die vergangenen Wochen seien "insbesondere durch Anfeindungen, Gerüchte und haltlose Vorwürfe gegen meine Person" von einer solchen Intensität geprägt gewesen, "dass dies auch gesundheitliche Spuren bei mir hinterlassen hat".

Philipp Herrnberger übernahm im Juli 2015 beim VfB den damals mit Blick auf den angestrebten Drittliga-Aufstieg geschaffenen Posten als Geschäftsführer (in 3. Liga vorgeschrieben). Ralf Voigt wurde zeitgleich als neuer Sportleiter (zuvor Julian Lüttmann) vorgestellt und später hauptamtlicher Sportdirektor. Vor eineinhalb Monaten stellte die VfB-Führung den 51-Jährigen frei. Ob der Vertrag wie vom Verein erhofft zu Ende November beendet werden kann, ist fraglich. Im August hatte Voigt Dietmar Hirsch, den er 2015 als Nachfolger von Predrag Uzelac geholt hatte, freigestellt. Auf Hirsch folgte Stephan Ehlers.

Der Vorstand bestand, als Herrnberger und Voigt 2015 antraten, aus Wilfried Barysch (Vorstandsvorsitzender), Uwe Kühne (Finanzen), Christian Rowold (Personal/Organisation), Carlo Rathmann (Marketing) und Gerhard Meyer (Sport). Wie für Rathmann war es für Meyer ein Intermezzo. Er kehrte Anfang 2016 als Teammanager zum SSV Jeddeloh, der als Aufsteiger (25 Punkte, 8. Rang) klar vor dem VfB (13, 14.) steht. Noch kürzer gehörte Karl Knab (Marketing) dem Vorstand in diesem Jahr (Juni bis September) an.

Weitere Änderungenkönnte es bei der Delegiertenversammlung des VfB am Montag (27. November, 19.30 Uhr, Johanniter-Unfall-Hilfe, Jägerstraße) geben. Gerüchten, dass er sein Amt abgeben und in den Aufsichtsrat wechseln könnte, tritt Barysch entgegen: "Ich denke, dass der Vorstand so bleibt, wie er derzeit besetzt ist."

Diesmal schaffte es der Vorstand nicht, Herrnberger "zum Verbleib zu bewegen", erklärt dessen Vorsitzender Wilfried Barysch, doch die nächste Änderung im Verein in der laufenden Saison war nicht zu verhindern. Anders als bei den forcierten Abgängen von Cheftrainer Dietmar Hirsch (im August durch Stephan Ehlers ersetzt) und Sportdirektor Ralf Voigt (Posten im Oktober eingespart) sowie Marketing-Vorstand Karl Knab (im September freiwillig gegangen) hätte die VfB-Spitze mit Herrnberger "sehr gerne weitergearbeitet", sagt Barysch.

Maßgeblich war der gebürtige Vareler, der zuvor bei den EWE Baskets im Vertriebsbereich gearbeitet hatte und dessen Posten als Geschäftsführer 2015 beim VfB erst neu geschaffen wurde, unter anderem daran beteiligt, dass die Zahl der Wirtschaftspartner auf 125 sowie die Zahl der Vereinsmitglieder auf mehr als 1000 gesteigert wurde.

"Wir haben viele Dinge angepackt, strukturiert und natürlich haben wir dabei auch Fehler gemacht", sagt Herrnberger beispielsweise mit Blick auf die Leibchen-Posse zum Saisonstart in Lübeck, aber natürlich auch auf die aktuell sportlich prekäre Situation. Er ist aber fest davon überzeugt, "dass der Verein mit dem zuletzt eingeschlagenen Kurs auf dem richtigen Weg ist und Oldenburg wieder großen Gefallen an unserem VfB finden wird".

Wie Herrnbergers Abgang aufgefangen wird, kann Barysch noch nicht sagen. "Es ist ja noch alles sehr frisch. Wir werden im Vorstand jetzt in Ruhe überlegen, wie die Aufgaben des Geschäftsführers verteilt werden können", sagt der Vorsitzende des dreiköpfigen Gremiums.

Welchen Weg er nun gehen wird, ist dem scheidenden Geschäftsführer noch nicht klar. "Es gibt keinen Plan B. Ich brauche ein bisschen Zeit, um den Kopf freizumachen und den Rücken geradezubiegen", sagt der studierte Betriebswirtschaftler, der sich nun aber nicht wie Größen aus der Bundesliga einfach eine Auszeit nehmen kann. Am Mittwoch gehe es erst einmal zum Arbeitsamt.

Ob er auch künftig im Fußball oder allgemein im Sportsektor arbeiten möchte, weiß Herrnberger nicht. "Ich schaue in alle Richtungen aber sag niemals nie", meint er von blauen Wundern dürfte er aber erst einmal genug haben.

Aufrufe: 022.11.2017, 06:30 Uhr
Jan Zur BrüggeAutor