2024-05-02T16:12:49.858Z

Pokal
Zweikampf unter Torschützen: Der Ichenhauser Julian Riederle (am Ball) erzielte das 2:1, der Memminger David Remiger das 0:1. Wie in dieser Szene wehrten sich die Königsblauen jederzeit auf Augenhöhe.  Foto: Ernst Mayer
Zweikampf unter Torschützen: Der Ichenhauser Julian Riederle (am Ball) erzielte das 2:1, der Memminger David Remiger das 0:1. Wie in dieser Szene wehrten sich die Königsblauen jederzeit auf Augenhöhe. Foto: Ernst Mayer

Der Traum stirbt am Elfmeterpunkt

Der SC Ichenhausen bringt den hohen Favoriten FC Memmingen an den Rand einer Niederlage +++ Weichler-Verletzung sorgt für Sorgenfalten in Gundelfingen +++ Rain behält die Nerven im Elfmeterkrimi

Das Achtelfinale im Verbandspokal war zum Greifen nah. Und hätte Fußball etwas mit Gerechtigkeit zu tun, wäre der SC Ichenhausen als Sieger vom Platz gegangen. Weil das aber nicht der Fall ist, unterlag der heimische Landesligist dem hoch favorisierten Regionalligisten FC Memmingen nach Elfmeterschießen 5:6 (2:2, 0:1).

SC Ichenhausen – FC Memmingen 5:6 n. E.
Ausschlag gebend war nach einem auf Augenhöhe geführten Spiel ein Blackout, man muss das so deutlich sagen, von SCI-Torwart Patrick Wild. Es lief die 86. Minute, die Königsblauen führten 2:1, hielten die anrennenden Memminger mit Geschick und Willen weitestgehend außerhalb der Gefahrenzone, als sich Wild bei einem weiten Ball aus der Spielhälfte eine fatale Entscheidung traf. Er wollte den aus dem Himmel zurückkehrenden Ball partout 25 Meter vor seinem Gehäuse ablaufen, per Kopf klären oder irgendetwas in dieser Art, doch die Kugel tickte fünf Meter vor ihm auf den Rasen, flog über seinen Kopf hinweg und der nachsetzende Memminger Jannik Rochelt schob ihn ins leere Tor (86.). Wild hatte bereits beim 0:1, einem Fernschuss-Treffer von David Remiger (20.), nicht allzu gut ausgesehen. Und so durchlebte der 26-Jährige das ganze Drama eines Torwartlebens, denn mit Ausnahme dieser beiden Szenen hielt er wirklich bravourös. Sportleiter Rudi Schiller wollte dann aus der „unglücklichen Aktion“ seines Keepers auch keine große Geschichte machen. Er nahm die positiven Aspekte eines großartigen Pokal-Kampfes mit und sagte: Der SC Ichenhausen kann stolz sein auf diese Leistung.“
Auf die übliche Abtastphase wurde verzichtet. Memmingen versuchte als erste Mannschaft, die Sache offensiv zu gestalten. Allerdings passten die Allgäuer hinten nicht auf. Als sich Luca Sirch und Torwart Fabio Zeche nicht einig waren, landete der Ball vor den Füßen des aufmerksamen Kilian Kustermann. Der allerdings war zu überrascht, um die Kugel Richtung Tor umzuleiten. Und Ichenhausen blieb wach, nutzte jede Chance zum schnellen Vorstoß, ohne freilich dem Favoriten ins offene Messer zu laufen. Es gab sogar die dicke Chance zum Führungstreffer: Eine präzise Freistoß-Flanke von Marco Boyer landete beim aufgerückten Waldemar Schaab, doch dessen wuchtiger Kopfball strich knapp am Tor vorbei (17.). „In dieser Phase müssen wir das 1:0 machen“, urteilte Schiller. Er argwöhnte das Übel wohl schon und tatsächlich lag der Ball urplötzlich auf der anderen Seite des Spielfeldes im Netz. Der Führungstreffer spielte dem Regionalligisten in die Karten. Die Memminger passten sich nun in aller Ruhe den Ball zu, ließen Ichenhausen laufen, lockten die Königsblauen nach vorne und versuchten dann, in die frei werdenden Räume zu stoßen. Insgesamt hielt sich der Gastgeber aber wacker.
Und zum zweiten Durchgang kamen die Königsblauen mit frischem Schwung zurück. Gleich die erste gute Offensivaktion brachte den Ausgleich. Marco Boyer flankte von der rechten Seite in die Mitte, Kilian Kustermann grätschte mit vollem Einsatz in die Flugbahn und beförderte die Kugel aus spitzem Winkel ins Netz (48.). Kurz danach hätte Denis Nickel sogar das 2:1 machen können, doch er zögerte im Abschluss eine Spur zu lang (53.). Der Außenseiter hatte nun seine beste Phase im Spiel, der Zwei-Spielebenen-Unterschied zwischen den Kontrahenten war ohnehin nie erkennbar. Und tatsächlich kamen die Königsbauen der Überraschung ganz nahe: Als der frei stehende Julian Riederle im Strafraum an den Ball kam, nutzte er die Gelegenheit und netzte cool ein (59.). Es folgten schwere Minuten für die SCI-Abwehr. Aber sie hielt, mit großem Einsatz und unbedingtem Willen – bis zur 86. Minute. Im Elfmeterschießen trafen vier Memminger in Folge, während die Gastgeber zwei Mal an Torwart Fabio Zeche scheiterten.



FC Gundelfingen – FV Illertissen 0:4
Eine Pokalsensation lag nie in der Luft. Mit 4:0 setzte sich der favorisierte Regionalligist FV Illertissen beim Landesligisten FC Gundelfingen durch und steht in der dritten Runde des Bayerischen Toto-Pokals. Doch während die Gärtnerstädter das erwartete Aus gefasst aufnahmen, ist eine andere Geschichte schwerwiegender. Verteidiger Elias Weichler musste verletzt vom Feld. Auf die Frage, ob es schlimmer ist, nickte der 24-Jährige resigniert mit dem Kopf. „Ich hoffe nur, dass er nicht zu lange ausfällt“, meinte sein Coach Martin Weng.
Es war in der ersten Halbzeit eine recht einseitige Partie. Die Gundelfinger kamen eigentlich nur über die Mittellinie, wenn sich der FVI etwas zurückzog. So dauerte es fast bis zum Pausenpfiff, ehe die Grün-Weißen erstmals einen Hauch Torgefahr ausstrahlten. Doch der Kopfball von Johannes Hauf verfehlte das Ziel deutlich. „Uns spielte natürlich in die Karten, dass wir früh in Führung gegangen sind. Die ersten Minuten hat der FCG schon dagegen gehalten“, meinte FVI-Trainer Stefan Anderl in seiner sportlichen Heimat. Und auch seine Spieler fühlten sich im Schwabenstadion sichtlich wohl, Felix Schröter und Maurice Strobel schossen bis zur 25. Minute den beruhigenden Vorsprung heraus, nach dem 0:3 durch Volkan Celiktas in der 55. Minute war die Partie endgültig entschieden. Kurz vor Schluss setzte Ruben Beneke per Kopf zum 0:4 noch einen drauf.
„Es ist bezeichnend, wie wir wieder unsere Gegentore bekommen. Zwei Kopfballtore nach Standards, ein individueller Fehler und ein Konter – das darfst du dir in der Landesliga schon nicht leisten und gegen einen Regionalligisten erst recht nicht“, sprach FCG-Trainer Weng die Fehler seiner Schützlinge an und hofft, „dass sie aus dem Anschauungsunterricht, wie man Zweikämpfe führt, für sich selbst etwas mitnehmen.“ Wobei Weng insbesondere in der zweiten Halbzeit durchaus auch positive Aspekte entdeckte. Wie etwa beim Kopfball von Maximilian Braun, der nach 62 Minuten das Tor knapp verfehlte. „Und dass wir uns nach dem Rückstand gewehrt haben. Die Körpersprache war diesmal schon eine andere“, so Weng.



Der „Mann des Tages“: Mit einem gehaltenen Strafstoß im Elfmeterschießen avancierte Rains Schlussmann Christoph Hartmann zum Matchwinner in der Pokal-Partie gegen den VfB Eichstätt.  Foto: Gerd Jung
Der „Mann des Tages“: Mit einem gehaltenen Strafstoß im Elfmeterschießen avancierte Rains Schlussmann Christoph Hartmann zum Matchwinner in der Pokal-Partie gegen den VfB Eichstätt. Foto: Gerd Jung

TSV Rain – VfB Eichstädt 5:4 n. E.
Nachdem Maximilian Bär den fünften Strafstoß des TSV Rain verwandelt hatte und damit der Sieg gegen Regionalligist VfB Eichstätt gewiss war, gab es kein Halten mehr. Die Rainer brüllten ihre Freude über den hart erkämpften 5:4-Erfolg nach Elfmeterschießen im Toto-Pokalspiel heraus. Trainer Karl Schreitmüller war spürbar stolz auf seine „tolle Truppe“. „Wir haben gekämpft bis zum Ende“, resümierte er. Dabei hat der TSV Rain derzeit ein Mammutprogramm zu absolvieren, das fast keine Verschnaufpausen bietet. Drei Partien in sechs Tagen gilt es zu bewältigen. Mit dem Pokalspiel ist das zweite bereits abgehakt, bevor am Freitag dann wieder eine Liga-Begegnung gegen Schwaben Augsburg ansteht. Angesichts dieses anstrengenden Programms ließ Schreitmüller rotieren. Von der erfolgreichen Elf, die am Sonntag noch Schwabmünchen mit 3:0 geschlagen hatte, blieb letztlich nur David Bauer in der Startformation übrig. Trotzdem, oder vielleicht sogar gerade deshalb, startete der TSV Rain richtig gut in diese Partie. Gleich in der achten Minute hatten die Hausherren die Riesenchance zur Führung, als Michael Belousow im Zentrum frei zum Schuss kam, doch Torwart Mustafa Özhitay rettete in höchster Not. Nun ging es hin und her, ohne dass sich gute Tormöglichkeiten ergaben. In der 21. Minute wurde es für die Gäste erneut gefährlich. Fabian Miehlich flankte von rechts auf Maximilian Käser, der das VfB-Gehäuse allerdings um ein paar Zentimeter verfehlte. In der 32. Minute hatten die Gäste ihre bis dato einzige richtig gute Möglichkeit. An der Strafraumgrenze kam Thomas Haas frei zum Schuss, doch der Ball ging am linken Pfosten vorbei. Der TSV Rain war leicht überlegen und vor dem gegnerischen Kasten gefährlicher als der Regionalligist aus Eichstätt. In der 35. Minute fand ein Freistoß vom wieder genesenen Johannes Müller keinen Abnehmer.
Nach der Pause taten die Gäste nun mehr. Bei den Rainern machten sich dagegen die nachlassenden Kräfte etwas bemerkbar. „Am Schluss haben wir kräftemäßig etwas abgebaut, aber schließlich kamen einige Spieler aus Verletzungspausen zurück – wie Johannes Müller, Maximilian Käser und Michael Belousow. Aber sie alle haben gut gearbeitet“, fand Trainer Schreitmüller. Zwingende Chancen ergaben sich in der zweiten Hälfte auf beiden Seiten nicht. Demnach musste die bislang torlose Partie im Elfmeterschießen entschieden werden. Die Gäste fingen an und Fabian Schäll brachte Eichstätt in Führung. Doch David Bauer glich zum 1:1 aus. Nachdem auch Atdhedon Lushi und Jonas Fries für die Gäste sowie Marco Luburic und Michael Krabler für Rain getroffen hatten, stand es 3:3. Julian Kügel trat nun an, doch Rains Torhüter Christoph Hartmann hatte die angepeilte Ecke erahnt und hielt. Blerand Kurtishaj verwandelte für Rain und Philipp Federl glich aus. Somit musste Maximilian Bär treffen, um das Match zugunsten des TSV zu entscheiden. Er hielt dem Druck stand und versenkte das Leder zum 5:4-Endstand.

Aufrufe: 021.8.2018, 22:09 Uhr
Augsburger Allgemeine / meiAutor