2024-05-17T14:19:24.476Z

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Tim Schneider: "Ich ha­be ein­fach Spaß an der Auf­ga­be"

Der neue Chef­coach des VfB 03 Hil­den will dem Ober­li­ga-Team die Ba­lan­ce zwi­schen De­fen­siv­stär­ke und Of­fen­siv­power ver­mit­teln.

Nach ei­ner Wo­che Pau­se star­ten die Ober­li­ga-Fuß­bal­ler des VfB 03 Hil­den jetzt in die in­ten­si­ve Pha­se der Vor­be­rei­tung auf die neue Sai­son. Für den neu­en Chef­coach Tim Schnei­der ist es zu­gleich der Start in ei­ne neue Her­aus­for­de­rung als Trai­ner, die er en­ga­giert und akri­bisch an­geht. Zu­letzt be­treu­te er ge­mein­sam mit Co-Trai­ner Hen­ry Schmidt die zwei­te Mann­schaft des VfB 03, die den Auf­stieg in die Lan­des­li­ga schaff­te.

Wie sehr wa­ren Sie über­rascht von der An­fra­ge, die ers­te Mann­schaft des VfB 03 Hil­den zu über­neh­men – oder hat­ten Sie ins­ge­heim so­gar dar­auf ge­hofft?

SCHNEI­DER | Ich war schon über­rascht, denn die Zu­sam­men­ar­beit zwi­schen ers­ter und zwei­ter Mann­schaft und mit Marc Bach war grund­sätz­lich gut. Au­ßer­dem hät­te ich nicht ge­dacht, dass et­was frei wird. Es war al­so schon sehr über­ra­schend und gleich­zei­tig ei­ne Rie­sen­freu­de, die Chan­ce und das Ver­trau­en zu be­kom­men. Mit Hen­ry Schmidt ha­be ich schon sechs Jah­re bei Schwarz-Weiß Düs­sel­dorf ge­ar­bei­tet. Da­nach war ich ein hal­bes Jahr al­lein als Trai­ner für die zwei­te Mann­schaft des VfB ver­ant­wort­lich, dann ist Hen­ry wie­der da­zu­ge­kom­men. In­zwi­schen ma­che ich den Trai­ner­job schon seit acht Jah­ren und ich freue mich, dass ich nun ei­ne ers­te Mann­schaft über­neh­men kann. Es ist nicht un­be­dingt üb­lich, dass man nach ei­ner Lö­sung in den ei­ge­nen Rei­hen sucht, des­halb füh­le ich mich sehr wert­ge­schätzt.

Bis­lang wa­ren Sie in der Kreis­li­ga B und A so­wie in der Be­zirks­li­ga als Trai­ner un­ter­wegs. Wie groß ist für Sie der Sprung in die Ober­li­ga?

SCHNEI­DER | Auf je­den Fall ist es ei­ne neue Er­fah­rung und es wird de­fi­ni­tiv sehr span­nend. Mein In­ter­es­se war, als Trai­ner so hoch wie mög­lich zu ar­bei­ten, um mehr auf tak­ti­sche Din­ge ein­ge­hen zu kön­nen als das in den un­te­ren Li­gen mög­lich ist. Da­zu ist die Zu­sam­men­ar­beit mit Björn Op­ge­no­orth sehr pro­fes­sio­nell. Ich fand schon im­mer top, dass ver­letz­te Spie­ler zu ihm ins Stu­dio ge­hen konn­ten und dann erst wie­der auf den Platz ka­men, wenn sie be­last­bar wa­ren. Die Zu­sam­men­ar­beit von der me­di­zi­ni­schen Ab­tei­lung, so nen­ne ich das mal, und den Trai­nern auf dem Platz ist gut. Für uns wird der Auf­wand in der Ober­li­ga nicht mehr, denn wir ha­ben schon mit der zwei­ten Mann­schaft sehr akri­bisch ge­ar­bei­tet und uns in die Auf­ga­be rein­ge­kniet. Das ist letzt­lich auch mit Er­folg be­lohnt wor­den. Wich­tig war für uns die Fra­ge: Lässt sich der Mehr­auf­wand mit der Fa­mi­lie ver­ein­ba­ren? Wir ha­ben aber mu­tig ge­sagt: Ober­li­ga trau­en wir uns. Und ich ha­be ein­fach Spaß an der Auf­ga­be. In die­ser Li­ga spie­len die Geg­ner nicht nur ein Sys­tem, son­dern meh­re­re, und es ist wich­tig dar­auf zu re­agie­ren.

Es gab al­so auch die Frei­ga­be Ih­rer Ehe­frau?

SCHNEI­DER Ich ha­be im­mer viel Frei­heit be­kom­men, das muss ich sa­gen. Drei­mal die Wo­che bin ich abends nicht bei der Fa­mi­lie, da­zu kom­men die Spie­le am Sonn­tag – da muss mei­ne Frau da­hin­ter­ste­hen und das OK ge­ben. So wie es jetzt läuft, ist das aber kein Pro­blem.

Ha­ben Sie auf die hö­he­re Li­ga hin­ge­ar­bei­tet? Wel­che Li­zenz ha­ben Sie?

SCHNEI­DER | Ich ha­be 2017 die B-Li­zenz ge­macht, die bis ein­schließ­lich Ober­li­ga gilt. Es war mir klar, dass ich mir das zu­traue. Man soll­te im­mer ein hö­he­res Ziel ha­ben, nach dem man strebt. Dass es so schnell pas­siert, macht Hen­ry und mich glück­lich.

Die Ober­li­ga ist Neu­land, da­zu kom­men die Un­wäg­bar­kei­ten in der Co­ro­na-Kri­se: Wie groß ist die Her­aus­for­de­rung?

SCHNEI­DER | Ich ha­be ei­nen ge­sun­den Re­spekt und zu­ge­ge­be­ner­ma­ßen auch ei­ne ge­wis­se Ner­vo­si­tät, weil es di­rekt zwei Klas­sen hö­her geht. Durch den Zu­spruch, den ich be­kom­men ha­be und durch das Feed­back der Be­zirks­li­ga-Spie­ler, die be­reits Ober­li­ga-Er­fah­rung ha­ben, ist mein Selbst­ver­trau­en groß ge­nug. Mo­men­tan sind Vor­freu­de und Spaß aber we­sent­lich grö­ßer als die Ner­vo­si­tät. Wir wer­den ge­nau­so wei­ter­ar­bei­ten wie in der Be­zirks­li­ga – akri­bisch und mit mehr Auf­wand als an­de­re. Für mich ist Fuß­ball Le­bens­in­halt. Ein Le­ben oh­ne Fuß­ball kann ich mir nicht vor­stel­len, des­halb ha­be ich Spaß dar­an, die Her­aus­for­de­rung an­zu­neh­men.

Die Mess­lat­te hängt mit Rang 8 in der ver­gan­ge­nen Sai­son hoch. Was wol­len Sie mit Ih­rer Mann­schaft er­rei­chen?

SCHNEI­DER | Ich ha­be mir die letz­ten sie­ben Ober­li­ga-Jah­re des VfB mit den je­wei­li­gen End­plat­zie­run­gen mal ge­nau­er an­ge­schaut und ge­se­hen: Es wä­re mehr mög­lich ge­we­sen, wenn man mehr am Ver­hin­dern von Ge­gen­to­ren ge­ar­bei­tet hät­te. Be­züg­lich der Ge­gen­to­re war der VfB sechs Jah­re lang un­ter den sechs schlech­tes­ten Mann­schaf­ten der Li­ga. Sechs Jah­re ge­hör­te er aber auch zu den Top 5, Top 6 der Teams, die die meis­ten To­re ge­schos­sen hat­ten. So kam es zu durch­schnitt­li­chen End­plat­zie­run­gen. Das wol­len wir an­pa­cken: Die An­zahl der Ge­gen­to­re deut­lich mi­ni­mie­ren und die Of­fen­siv­power zu­gleich wei­ter kon­stant hal­ten. Ich glau­be, dass die Kur­ve dann au­to­ma­tisch nach oben geht. Al­ler­dings ist es für al­le Neu­land, in der Sai­son 44 Spie­le zu ma­chen. Wir wol­len da­her so früh wie mög­lich den Klas­sen­er­halt schaf­fen und dann schau­en, was noch geht. Wir müs­sen je­des Spiel ernst neh­men, das hat sich jetzt ge­zeigt: Kommt Co­ro­na, ist die Sai­son vor­bei. Dann hat man kei­ne fünf Spie­le mehr, in de­nen man noch et­was ret­ten kann. Punk­te, die man lie­gen lässt, blei­ben lie­gen – die kann man nicht mehr dop­pelt ho­len.

Wie kann sich die De­fen­si­ve ver­bes­sern?

SCHNEI­DER | Es fällt leich­ter, nach vor­ne zu lau­fen und To­re zu ma­chen als nach hin­ten, um To­re zu ver­hin­dern. Die We­ge nach hin­ten tun weh, da sind die Spie­ler ge­for­dert, denn das ist ei­ne Ein­stel­lungs­sa­che. De­fen­si­ve fängt schon vor­ne an. Es wird span­nend zu se­hen, wie wir das hin­be­kom­men. Wir wol­len fle­xi­bel spie­len, da­mit wir nicht aus­re­chen­bar sind. Das ist das gro­ße Ziel, aber das ist ein Pro­zess, der über Jah­re geht. Es macht kei­nen Sinn, ein be­stimm­tes Sys­tem zu spie­len, wenn man nicht die Leu­te da­für hat. Man muss ein Fein­ge­fühl ent­wi­ckeln und mit der Mann­schaft Rück­spra­che hal­ten.

War der Lan­des­li­ga-Auf­stieg der rich­ti­ge Ab­schluss für Ihr En­ga­ge­ment bei der zwei­ten Mann­schaft des VfB 03?

SCHNEI­DER | Es hat mich sehr ge­freut, dass wir es ge­packt ha­ben. Wir wa­ren ja schon im ver­gan­ge­nen Jahr auf ei­nem gu­ten Weg. Ich ha­be nie dar­über ge­spro­chen, weil ich im­mer aber­gläu­bisch war, aber jetzt kann ich es sa­gen: Ich ha­be da­mit auch ein klei­nes Trau­ma über­wun­den. Als ich in der Sai­son 2002/2003 in der ers­ten Mann­schaft des VfB ge­spielt ha­be, muss­ten wir am letz­ten Spiel­tag ge­gen den TuS Ne­vi­ges, der ei­nen Punkt vor uns lag, ge­win­nen. Wir ha­ben 2:2 ge­spielt und ich ha­be da­mals zwei To­re vor­be­rei­tet – aber wir sind nicht auf­ge­stie­gen. We­gen ei­nes Mit­tel­fuß­bruchs war ich in der fol­gen­den Sai­son au­ßer Ge­fecht ge­setzt. In je­nem Jahr ist die Mann­schaft dann in die Lan­des­li­ga auf­ge­stie­gen, ich ha­be aber we­gen der Ver­let­zung kein Spiel da­zu bei­ge­tra­gen. Des­halb war das jetzt für mich et­was ganz Be­son­de­res, ein Gän­se­h­aut­mo­ment – das war echt schön. Jetzt ha­be ich al­les nach­ge­holt, bin völ­lig be­freit . . . (Schnei­der lacht).

Fuß­bal­ler-Kar­rie­re: Die gan­ze Ju­gend und die ers­ten Se­nio­ren­jah­re ver­brach­te Tim Schnei­der beim VfB 03 Hil­den. Nach dem Auf­stieg 2005/2006 in die Ver­bands­li­ga wech­sel­te er für ein Jahr zum Be­zirks­li­gis­ten SSV Berg­hau­sen. Da­nach zog es Tim Schnei­der für drei Sai­sons bis 2008 in die Kreis­li­ga A zur ers­ten Mann­schaft des SC Schwarz-Weiß 06 Düs­sel­dorf, weil er auf­grund sei­ner be­ruf­li­chen Aus­bil­dung nur we­nig Zeit für den Fuß­ball hat­te. Beim Be­zirks­li­gis­ten SC Un­ter­bach spiel­te er in der Sai­son 2008/2009 un­ter an­de­rem mit dem Ex-VfBer und ober­li­ga-er­fah­re­nen Oli­ver Ja­kobs zu­sam­men, der Ab­stieg war aber nicht zu ver­hin­dern. Da­nach ging es für an­dert­halb Jah­re zur SpVg. Hil­den 05/06 und von dort zur zwei­ten Mann­schaft des SC Schwarz-Weiß Düs­sel­dorf, wo er schließ­lich zum Co-Trai­ner von Hen­ry Schmidt avan­cier­te.

Trai­ner-Kar­rie­re Das Trai­ner­ge­spann Hen­ry Schmidt/Tim Schnei­der schaff­te in der Sai­son 2013/14 mit Schwarz-Weiß Düs­sel­dorf II den Auf­stieg in die Kreis­li­ga A. In der Sai­son 2015/16 tausch­ten Tim Schnei­der und Hen­ry Schmidt, der Va­ter von Zwil­lin­gen wur­de, die Rol­len an der Sei­ten­li­nie – erst­mals ar­bei­te­te Schnei­der als Chef­coach. Zur Sai­son 2017/18 folg­te dann der Wech­sel als Co-Trai­ner zum VfB 03 Hil­den II, En­de März 2018 der Auf­stieg zum Chef­coach der in der Be­zirks­li­ga spie­len­den VfB-Re­ser­ve. Seit dem 1. Ju­li 2020 ist der B-Li­zenz-In­ha­ber für das Ober­li­ga-Team des VfB 03 ver­ant­wort­lich.

Aufrufe: 027.7.2020, 11:45 Uhr
RP / Birgit SickerAutor