"Mehr als 30 Tore? Da sage ich nicht NEIN!"

Nein, das war kein Tor. Drin war er zwar schon, der Ball, aber wie Angelo Colletti - nicht ohne Zähneknirschen - kommentiert, "hat der Schiedsrichter leider Abseits gepfiffen". Die Rede ist natürlich von dem Titelbild dieses Berichts. Der ein oder andere Leser mag sich sicher gefragt haben, ob Colletti wohl auch aus diesem Zweikampf mit dem Torhüter als Sieger hervorgegangen war - war er irgendwie, und irgendwie halt auch nicht.

Die noch immer nicht verzogene Enttäuschung über ein längst vergangenes Spiel macht aber schonmal eines deutlich: Für Angelo Colletti, den Torjäger vom Dienst und erfolgreichsten Angreifer der Kreisliga A2, zählt jeder einzelne Torerfolg. Torhunger nennt man das bekanntlich - und dieser scheint für Colletti unersättlich zu sein. Jüngstes Beispiel hierfür: der 6:2-Erfolg seines TV Bopfingen gegen die SG Union Wasseralfingen. Praktisch im Alleingang erballerte der 28-Jährige den Auswärts-Dreier, fünf Tore gingen auf das Konto des gebürtigen Sizilianers. Nein, das war auch "Angi" Colletti noch nicht gelungen: "Ich habe einige Male vier Tore geschossen, aber einen Fünferpack noch nie."

Die Suche nach dem Geheimnis

Mit den fünf Buden schraubte Colletti sein eindrucksvolles Torekonto auf 28 Treffer hoch. Grund genug, der Sache auf den Grund zu gehen und dem misteriösen Torgeheimnis auf die Schliche zu kommen. Ist es die optimale Fitness? Der Trainingsfleiß? Die körperbewusste Ernährung? "Ich Trainiere zweimal wöchentlich mit der Mannschaft. Und an den Tagen, an denen wir kein Training haben, gehe ich selbstständig ins Fitness oder joggen. Ja, auf die Ernährung achte ich auch." Doch ob es wirklich daran liege, wisse er nicht. Bei einer einmaligen Stückzahl von 28 sind derartige Gedankenspiele sicher angebracht, Angelo Collettis Torquoten der vergangenen Jahre lassen jedoch auf einen anderen Ansatz schließen: Colletti scheint einen veranlagten Torriecher zu haben.

Zukunft völlig offen

Dieser weckt inzwischen natürlich auch Begehrlichkeiten anderer Klubs. Bei seinem derzeitigen Verein, dem TV Bopfingen, verläuft die Saison nur mittelmäßig. Der Angreifer ist unzufrieden: "Dieses Jahr war unser Ziel, dass wir oben mitspielen wollen. Wir sind als Einzelspieler vielleicht die beste Mannschaft der Liga, ein richtiges Team sind wir aber leider nicht. Da reicht es auch nicht für die Kreisliga A - Jeder, der Fußballfan ist, weiß genau, dass das ein Mannschaftssport ist." Stehen die Zeichen nach der dritten Saison in Bopfingen deshalb auf Abschied? Gut möglich: "Meine guten Leistungen haben viele höherklassige Vereine angelockt. In den letzten Wochen habe ich auch viele Gespräche geführt, das war alles sehr interessant. Da ich noch nicht beim TV Bopfingen zugesagt habe, ist noch alles offen. Es werden auch noch einige Gespräche kommen."

In dieser Ausgangslage scheint es für den TV Bopfingen also schwer zu werden, seinen Angreifer in Bopfingen und darüber hinaus in der Kreisliga A2 halten zu können. Denn Angelo Colletti hat einen bestimmten Traum noch nicht aufgegeben: "Also wenn ich ehrlich sein muss, würde ich gerne ein bis zwei Jahre höherklassig spielen, weil ich auch nicht mehr der Jüngste bin. Am ersten Mai bin ich gerade 28 Jahre alt geworden. Wenn ich jetzt nicht im besten Alter bin, noch einmal höher zu kicken - wann dann?"

Freundschaft und Familie

Doch zwei überlebensgroße Argumente sprechen wohl auch für einen Verbleib in Bopfingen: Mit Ali Basaran und Fabio Leopardi hat Colletti nicht nur die richtigen Mitspieler, sondern auch echte Freunde gefunden: "Ali Basaran und Fabio Leopardi sind auch privat sehr gute Freunde von mir. Die beiden sind auch ein Grund dafür, dass ich fünf Tore geschossen habe. Auch in schwierigen Phasen, in denen ich mal nicht treffe, motivieren sie mich immer, dass ich weiter machen soll und vorne schon meine Tore machen werde." Am Sonntag zahlte sich die Motivationskraft von Ali Basaran eindrucksvoll aus: "Nach dem 2:0 kam er zu mir und meinte ,Angelo, ich habe das Gefühl, dass du fünf Tore machen wirst', und so kam es dann auch. Ich muss mich echt noch einmal bei ihm bedanken! Bei beiden!"

Glauben mag man es zwar kaum, aber auch ein geborener Torjäger muss hin und wieder auch mal abschalten. Besonders gut gelingt das Angelo Colletti im Kreis seiner Familie: "Abschalten heißt für mich, mit meiner Frau und meinen Kindern spazieren zu gehen. Wenn ich sehe, dass meine Kinder glücklich sind und Spaß haben, ist für mich die Welt in Ordnung." Besonders gut Kraft tanken kann er aber auch noch an einem anderen Sehnsuchtsort: in seiner Heimat Sizilien. Dort möchte er im Sommer vier Wochen lang Urlaub machen, und natürlich kommt die ganzen Familie mit.

Zwei offene Missionen

Vorher gibt es für "Angi" Colletti jedoch noch zwei Missionen, die es bestmöglich zu erfüllen gilt: Die Saison mit dem TV Bopfingen so gut es geht zu Ende bringen und zudem als Sieger aus mehreren Wetten hervorzugehen: "Ich habe sehr viele Wetten offen mit Mitspielern und anderen Personen, die mich vor der Saison fragten: ,Colletti, wie viele Buden machst du dieses Jahr?' 30 habe ich gesagt, das war das Ziel."

Schwer vorstellbar, dass ihm das in den noch ausstehenden fünf Spieltagen nicht gelingen sollte. Denn der Knipser verspührt durchaus Lust nach mehr: "Klar, wenn es am Schluss mehr wie 30 sind, da sage ich nicht nein."

Angelo Colletti: Feuer frei!