Wer kennt die Maschinenräume von FuPa Ostwürttemberg? Von den beiden Online-Redakteuren im Kreis abgesehen, praktisch niemand. Höchste Zeit also, dass Julian Hermann und Michael Feindert mal eine der vielen Schleusen aufkurbeln und ganz tief blicken lassen.
Anlass hierfür ist eine zweifache Neuausrichtung: Jul Hermann verlässt FuPa mit dem 30. Juni nach vier Jahren und wird von Nicolas Bläse beerbt, inhaltlich werden sich die mediale Auswertung der Datenbank und die Beitragsschwerpunkte verändern – breiter, agiler und aktueller soll FuPa werden.
Im Gespräch blicken die beiden Redakteure auf ihre mehr als zweijährige Zusammenarbeit zurück und klären, welche Augenblicke ihnen besonders in Erinnerungen geblieben sind, was den Kreis Ostwürttemberg ausmacht und welche Personen sie in das Aufgebot ihrer ultimativen "Traumelf" berufen.
Jul: Hey Michi, was bringt dich eigentlich zum Amateurfußball?
Michi: Servus Jul, naja, ich spiele schon mein ganzes Leben Fußball beim FV Kirchheim im Kreis Enz-Murr, die spielen in der Kreisliga B. (stolz:) Eben sind wir in die Kreisliga A aufgestiegen. Neben meiner Leidenschaft für den VfB Stuttgart, bei dem ich Fan und Dauerkartenbesitzer bin, ist der Amateurfußball meine große Liebe – ich mag einfach die Stimmung und den Vibe, das ganze Drumherum, was der Amateurfußball zu bieten hat.
J: Und wie kommst du zu FuPa Ostwürttemberg?
M: Tja, da hat es mich über einen guten Freund hin verschlagen (lacht). Ich kannte FuPa natürlich schon länger als das, was es ist, da es auch bei mir daheim einen recht gut betreuten Kreis mit einer regen Mitmachbereitschaft gibt. Als dann klar war, dass sich mir über dich die Möglichkeit bieten würde, für FuPa aktiv zu werden und mit dir zusammenzuarbeiten, habe ich nicht lange gezögert. Doch in was für einer bunten Region ich da gelandet bin, sollte sich erst später herausstellen.
J: Seit Dezember 2019 bist du FuPa-Redakteur in unserem Kreis. War es schwer, hier reinzufinden?
M: Ja, die Eingewöhnung war nicht so leicht, vor allem, wenn mir Spieler oder Trainer gewisse, nur im Volksmund bekannte Bezeichnungen von Regionen oder irgendwelchen Sportplätzen entgegenwarfen. Aber im Prinzip funktioniert der Amateurfußball an allen Orten gleich, jede Kabine stinkt gleich und von dem her war es vornehmlich eine geografische Umstellung – und man musste erstmal alle Vereine und die Menschen kennenlernen.
Gab es sowas auch bei dir?
J: Nein, weil ich im Kreis Ostwürttemberg verwurzelt bin. Seit meiner Jugend habe ich für den 1. FC Eschach gespielt, die kicken (noch!) in der Kreisliga B2. Deshalb ist mir die Region von Lorch bis Heidenheim sehr vertraut. Das hat die Arbeit mit dir zusammen aber auch ein bisschen spannender gemacht, weil du diesen Zugang gar nicht hattest und du vielleicht auch ein Stück weit freier oder unbedarfter an die Sache herangetreten bist als ich.
Was macht den Kreis aus deiner Sicht aus?
M: Also am Anfang kannte ich den 1. FC Heidenheim und darunter erstmal lange nichts (lacht). Nach und nach habe ich den Kreis als sehr aktiv kennengelernt, in dem es viele tolle Vereine und Menschen gibt. Ein Kreis, der natürlich auch von gewissen strukturellen Problemen nicht verschont bleibt, in dem es auch immer mehr Spielgemeinschaften gibt. Eine Hand voll kleine wie größere Vereine wie Bettringen, Essingen oder Hofherrnweiler/Unterrombach, bei denen Spielkultur hochgehalten wird.
Das hat mir die Perspektive auf eine völlig neue Fußballregion eröffnet, wofür ich sehr dankbar bin. Ich bin mittlerweile angekommen in Ostwürttemberg.
Und wie blickst du auf unseren Kreis?
J: In Sachen Wertschätzung und Engagement gibt es für mich hier im Kreis keinen Unterschied zwischen höher- und niederklassigen Klubs. Fußball wird hier gelebt. Auch die Mannschaften in der Kreisliga B sind super fokussiert, da wird teilweise genauso hart gearbeitet wie in der Bezirksliga – das ist schon erstaunlich.
In all der Zeit hatte ich immer das Gefühl, von etwas Relevantem berichten zu dürfen – und wir sprechen hier von Kreisligafußball. Das ist relevant für die Leute, für die 40, 50 Spieler, Trainer, Funktionäre, Fahrer, Physios, Spielleiter, Vereinsverwalter. Dann haben wir noch Fans, die Leute, die das Vereinsheim machen etc. Das ist wirklich bis in die unterste Liga bärenstark.
J: Vielleicht erklären wir mal, was wir überhaupt auf FuPa machen.
M: Na, ich denke mal das Kerngeschäft des Fußballs: den Spieltag betreuen. Und um den herum braucht es natürlich eine gebührende Einstimmung, ein Vorglühen, dass die Leute bereit sind und wissen, auf welchen Plätzen es besonders spannend wird und welche Teams gerade besonders auf das Wochenende hinfiebern. Ein Zechen, wenn die Bälle rollen und überall Liveticker aufploppen, und ein Ausnüchtern, wenn die ersten Bilder kommen, die Resultate schwarz auf weiß vorliegen und – last but not least – die Elf der Woche die Spieltagshelden kürt.
J: Wir Sind ja keine typischen Sportredakteure, die sonntags auf dem Sportplatz stehen und danach Spielberichte verfassen. Unsere Beiträge speisen sich vor allem aus der FuP-Datenbank. Diese auszuwerten, war ein wichtiger Teil unserer Arbeit.
Natürlich haben wir auch Rubriken geprägt, wie den Ligatipp oder die Sommer- und Winterchecks. Hierdurch konnten wir auf die Kompetenz und den Erfahrungsschatz der Spieler und Funktionäre im Kreis zurückgreifen – unersetzlich, um auch qualitative Inhalte zu verbreiten. Das hat meist gut funktioniert und spannende Perspektiven eröffnet.
Daneben haben wir uns auch immer wieder mit einzelnen Personen und Ereignissen beschäftigt. Und wie kann man die am besten in den Fokus rücken? Durch ein Interview. Das ist uns besonders wichtig: einzelne Leute zu Wort kommen lassen, einmal aufs Podium zu bringen und eine gewisse Reichweite zu verschaffen.
Bei all dem, was wir machen, ist uns immer besonders wichtig, dem Sport hier im Kreis ein Gesicht zu verleihen.
M: Genau, wir wollen zeigen, dass hier wirklich etwas Großes passiert.
J: Welche Highlights fallen dir denn so aus deinen zweieinhalb Jahren ein?
M: Mich hat sehr beeindruckt, was für tolle Kicker sich hier bis in die untersten Ligen tummeln. Spieler, die zum Teil die Jugendmannschaften von Profivereinen durchlaufen haben, bei denen es mit der großen Karriere aber nie klappen wollte. Oder Spieler, die bis letztes Jahr noch Oberliga gekickt haben und jetzt zurück in ihrem Heimatverein sind, um mit den alten Kumpels nochmal eine geile Zeit zu haben und richtig was zu reißen.
Am spannendsten waren die persönlichen Geschichten, die mir meine Gesprächspartner offenbarten – in einer überraschenden Offenheit: Ich denke da etwa an Thomas Schepka, der mir im hohen Fußballeralter von 44 Jahren lang und ausführlich von seiner bewegten Karriere erzählte, oder die Begegnungen mit Ibrah Tandjigora, den ich heute zu meinen Freunden zähle.
J: Ja, genau, das Spannendste war immer der Draht zu einzelnen Menschen. Ein schönes Interview habe ich zum Beispiel mal mit dem Inhaber der Vereinsgaststätte Hermaringen, Dieter Holubek, gemacht. Er ist Koch und Wirt mit Leib und Seele, musste sich in der Pandemie mit Schnitzel-to-Go über Wasser halten und hat doch nur Optimismus verströmt. Obwohl ich bis heute nicht bei ihm gegessen habe, weiß ich einfach: Bei dem schmeckt’s und da wird man auch noch satt!
Eine andere Superstory war das Interview mit Quendrim Statovci und Ugur Ergovan: Der eine Torjäger, der andere Torvereitler. Beide kannten sich nur aus einer einzigen Partie, in der Quendrim gleich drei Treffer gegen Ugur erzielt hatte. Das Interview mit beiden dann, welches wir über Skype führten, hatte dann vor allem eines zu bieten: Ganz viel Zuneigung für diesen Sport, die mannschaftsübergreifend viel größer ist als alle Rivalität.
M: Welche Fehler sind dir denn eigentlich passiert?
J: Viele, vor allem bei den Namen: bei Vereinsnamen aber vor allem bei Personen. Das kommt eben vor und ist immer wieder ärgerlich, weil es unverzeihlich ist. Viele Spieler bekommen ja nicht so oft so viel Aufmerksamkeit: Wenn sie dann erwähnt werden, möchten sie natürlich richtig geschrieben werden, da haben sie natürlich ein Anrecht darauf.
J: Welche besonderen Augenblicke kommen dir sonst noch in den Sinn?
M: Was mir immer in bester Erinnerung bleiben wird, sind die Einladungen, die wir bekommen. Ob privat zum Essen bei den Leuten daheim oder auf eine Rote und ein Bier auf dem Sportplatz. Nach einem Interview heißt es da schon mal: Komm vorbei, schau dir das Spiel an, geht alles auf mich. Da mussten wir ganz viel ausschlagen, einige Begegnungen stehen auch noch aus.
Und ich hab mal ein Geschenk zu mir nach Hause geschickt bekommen, das war ein Schal vom TSV Böbingen, der in der Corona-Zeit eine Teststation ins Leben gerufen hatte. Wir haben eine Story gemacht und als kleine Aufmerksamkeit gab es für mich den passenden TSV-Merch nach Hause. An so etwas erinnert man sich immer dann, wenn man an der Wand was hängen sieht.
J: Die Rückmeldungen, das Feedback, egal ob langes Interview oder bloß kurze Erwähnung eines Wechsels, waren das Salz in der Suppe für mich in dieser Arbeit. Je besser die Kommunikation war und je mehr vom Spieler oder Funktionär kam, desto besser auch der Beitrag – diese Motivation und Bereitschaft mitzumachen, ist der Schlüssel zu dem, was FuPa sein kann. FuPa ist ein Mitmachportal von und für Amateurfußballerinnen und Amateurfußballer und je mehr die Leute selbst bereit sind, auch reinzugeben, desto besser ist die eigene Arbeit und desto besser ist dann auch der Beitrag.
M: Wir müssen unbedingt auch die Fotografen herausheben, die unsere Arbeit und den ganzen Ligaalltag Woche für Woche bereichert haben.
J: Ja, das ist unschätzbar, was die in unserer Region an Input liefern und Mühen haben, an Einsatz reinstecken, an Equipment auch bereitstellen, dass man Spieltag für Spieltag die Galerien zur Verfügung hat. Und das ist etwas, von dem dieser Sport im Amateurbereich auch lebt, dass er greifbar und sichtbar ist.
M: Und dazu kommen noch die Auftritte der Vereine in den Sozialen Medien, die ebenfalls von den Ehrenamtlichen gepflegt werden und uns unsere Arbeit erleichtern, weil dort aktuellste Informationen abrufbar sind. Hier wird auch mal noch kurz ein Aufruf zum Hobbyturnier gestartet oder eine Story vom Siegtor hochgeladen.
J: Unsere Arbeit wäre eine blutleere, ohne die Leute, die das machen. Auch ohne die, welche Spielberichte schreiben oder live vom Spielgeschehen vor Ort tickern, die für ihren Verein Vereinsverwalter sind und die ganzen Infos nachpflegen, die die Fotos in den Spielerprofilen und die Kader als Ganzes aktualisieren. Und ich finde, da ist unser Kreis richtig stark.
J: Gab es in dieser ganzen Zeit einen Moment, in dem du dachtest, es geht nicht voran und wir bekommen jetzt ein Problem in unserer Arbeit?
M: In einer Pandemie, wenn der Ball nicht rollt, mussten wir uns die Themen suchen, das Vereinsleben stand ja praktisch still. Da mussten wir kreativ sein und genau hinhören, wie die Vereine mit der Situation umgehen – mit Weihnachtsfeier und einem Online-Beer-Tasting. mit Laufchallenges, obwohl kein regulärer Trainingsbetrieb stattfand, oder gleich mit einer Corona-Teststation wie im Fall des oben bereits erwähnten TSV Böbingen.
Schwierig ist es zudem manchmal auch, wenn man Anfragen rausschickt und dann keine Antwort erhält.
J: Und welche Neuerungen sind jetzt ab Juli geplant?
M: Erstmal hörst natürlich du auf, was die Arbeit nun grundlegend verändert.
M: Was hat dich denn dazu bewogen, jetzt nach vier Jahren Schluss zu machen?
J: Das hat, wie so oft, mehrere Gründe. Während des Studiums war FuPa der ideale „Begleiter“, ja ein traumhafter Nebenjob. Inzwischen arbeite ich aber in Vollzeit, da ist es eben ein erheblicher Zusatzaufwand. Zudem wechselt zum 1. Juli ja auch der Träger von FuPa Ostwürttemberg: die Heidenheimer Zeitung und FuPa gehen getrennte Wege. So war es auch strukturell ein günstiger Zeitpunkt.
Und, das freut mich ganz besonders: Mit Nicolas Bläse gibt es jetzt ab Juli auch einen Nachfolger, der das sicher mit mindestens derselben Leidenschaft angehen wird.
M: Nicolas ist ein echter Gewinn für FuPa! Selbst natürlich fußballerisch aktiv, ist er in seiner Motivation fürs Schreiben kaum zu bremsen und zeigt großes Interesse an den Ligen und an den Storys, die wir machen. Daneben verkörpert er auch die neue Ausrichtung der Datenbank in unserem Kreis, denn wir möchten jetzt – mehr als bisher – aktuelle News und Kurzmeldungen präsentieren und werden verstärkt in den Sozialen Medien präsent sein. Da wird definitiv etwas frischer Wind reinkommen und FuPa wird ein Stück weit vielseitiger, als es bisher war.
M: Mit welchen Gefühlen blickst du auf deine Zeit bei FuPa zurück?
J: Na zunächst mal mit großer Freude und auch Stolz, so viele spannende Menschen kennengelernt zu haben. Es ist dann doch ein erheblicher Teil von einem selbst, auf den man zurück blickt, und es dürften in den vier Jahren, die ich hier aktiv war, weit über 600 Artikel gewesen sein.
Es schmerzt nun schon ein bisschen, loszulassen, weil man sich eben auch ein dichtes Netz an Kontakten aufgebaut hat, das nun nicht mehr erweitert und wohl auch nicht mehr aktiviert werden wird. Es ist gut zu wissen, in Zukunft ein wenig mehr Freizeit zu haben, doch die Donnerstage und Freitage mit Spieltagsvorberichten, Sonntage mit den Spieltagen und Dienstage mit der Elf der Woche werden nun ungewohnt anders ablaufen.
Wir werden ja gleich noch unsere „FuPa-Traumelf“ küren, da freue ich mich schon, noch konkret etwas zu bestimmten Personen sagen zu dürfen.
Gibt es denn etwas, was du dir für die Zukunft von FuPa wünschst?
M: Ja, eine ganze Menge: Dass die Datenbank weiter wächst, sich noch mehr Fotografen und noch mehr engagierte Vereinsverwalter finden, die unseren Kreis so bunt und aufregend zeigen, wie er ist. Denn je mehr Menschen mitmachen, je mehr der Mitmach-Faktor der Datenbank gestärkt wird, desto mehr und desto besser ist diese Datenbank, desto mehr hat sie zu bieten und desto größere Aufmerksamkeit bekommt auch wieder der Amateurfußball als solcher.
J: Ich glaube, FuPa kann eine Chance sein für den Fußball in dieser Region. Es geht alles über die Reichweite: Man muss die Leute erreichen können. Natürlich können das die Vereine über ihre eigene Homepage, ihre Facebook-Seite oder sonstige Kanäle, aber es geht eben auch und in einem viel größeren, öffentlicheren Rahmen über FuPa. Und die Plattform bietet eine große Reichweite.
Wenn FuPa auch weiterhin und noch stärker dazu beitragen kann, dass einzelnen Klubs und Personen ein fettes Podium geboten wird, hätte ich ein sehr gutes Gefühl dabei.
Und als kleines Dankeschön an einige ganz besondere Persönlichkeiten im Kreis Ostwürttemberg haben wir unsere persönliche „FuPa-Traumelf“ zusammengestellt – viel Spaß!
Im Tor
In der Abwehr
Im Angriff
Hier geht es zum großen Interview mit Angelo Colletti.
Zu allen Spielerprofilen geht es über die Verlinkung ganz unten.