2024-04-25T14:35:39.956Z

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Intensives Duell in luftiger Tabellenhöhe: Marco Di Petrillo (TuS Lörrach-Stetten, rechts) gegen Julian Jäger (SV Herten) | Foto: Matthias Konzok
Intensives Duell in luftiger Tabellenhöhe: Marco Di Petrillo (TuS Lörrach-Stetten, rechts) gegen Julian Jäger (SV Herten) | Foto: Matthias Konzok

Lörrach-Stetten gleicht in letzter Sekunde gegen Herten aus

3:3-Remis im Gipfeltreffen +++ SVH gibt Zwei-Tore-Vorsprung noch aus der Hand +++ TuS offenbart defensive Defizite

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Packendes Gipfeltreffen in der A-Staffel West: Der TuS Lörrach-Stetten hat in letzter Minute ein 3:3-Remis gegen Spitzenreiter SV Herten erkämpft. Dennoch war der Frust beim Verfolger nach der Partie größer.
Statistiken sind eine Sache für sich. Man kann viel darauf halten, oder auch weniger. Fakt ist: Vor dem Gipfeltreffen fielen in der A-Klasse die meisten Tore bei Partien mit dem SV Nollingen – und dem TuS Lörrach-Stetten. Je 72 in zwölf Spielen, sprich im Schnitt sechs pro Spiel. So dürften die Statistiker unter den 250 Zuschauern in der Tipico-Arena auch dann noch auf einen Treffer gewettet haben, als beim Stand von 2:3 die vierte und letzte Minute der Nachspielzeit anbrach. Und wenn sich dann noch ein Torjäger wie Endrit Gashi auf dem Feld befindet, umso mehr. Auf einmal tauchte der TuS-Stürmer frei im Sechzehner auf und setzte den Ball mit aller Vehemenz zum Ausgleich in die Maschen – 3:3, praktisch mit dem Schluspfiff.



Es war der Schlussstrich unter ein packendes Gipfeltreffen, und mit vermeintlich zerknirschten Gästen. „Es fühlt sich gerade wie eine Niederlage an“, bekannte auch Thorsten Szesniak, doch allzu niedergeschlagen wirkte der Hertener Coach nicht. Denn „wir haben unseren ärgsten Verfolger auf Distanz gehalten“. Fünf Punkte liegt der SVH weiterhin vor Lörrach-Stetten, weshalb Szesniak zum Resümee kam: „Das Remis hilft uns mehr als dem TuS.“ Ähnlich sah es sein Gegenüber Sascha Müller, trotz der erfolgreichen Aufholjagd. „Das ist nicht gut genug“, haderte der Stettener Spielertrainer. „Ich wollte nach der Partie zwei Punkte hinter Herten sein.“

Neue Herausforderung für Herten im 13. Saisonspiel

An der Moral, am Willen seiner Mannschaft gab es keine Zweifel, schließlich war sie bis noch zur 80. Minute 1:3 zurückgelegen. „Aber allein mit Wille gelingt es nicht“, mahnte Müller. Dem TuS wurde sein Grundproblem in dieser Saison wieder schmerzlich vor Augen geführt: Zu einfache Treffer kassiere der TuS, so Müller und verwies auf die stattliche Zahl von nunmehr 34 Gegentoren. Für Rang zwei möge es vielleicht noch reichen, „aber für Platz eins müssen wir stabiler werden“. Ein Kritikpunkt des TuS-Trainers: der Hertener Ausgleich nach 32 Minuten. Ein Katastrophenfehler, so Müller, sei dem 1:1 vorausgegangen, als Mario Rittwag auf der linken Seite enteilen konnte und die Kugel ins lange Eck schlenzte. Keine Minute hatte die Stettener Führung Bestand gehabt – Arjenit Gashi hatte einen Freistoß sehenswert in den Winkel gezirkelt.

In einer ausgeglichenen Partie schlug der TuS aus seinen weiteren, zahlreichen Standards zu wenig Kapital, auch weil die beste Defensive der Liga die hohen Bälle gut verteidigte. Der SVH wiederum agierte im letzten Drittel oft zu unpräzise, so dass aussichtsreiche Angriffe zu häufig verpufften – wenn die Gäste nicht schon ins Abseits gestellt wurden. Für Szesniak war das Gipfeltreffen eine besondere Bewährungsprobe für seine Mannschaft. Sei Herten in den zwölf Spielen zuvor stets auf defensiv eingestellte Gegner und Abwehrbollwerke getroffen, erwartete den SVH diesmal „ein ganz anderes Spiel. Wir mussten die Spielidee des Gegners rechtzeitig aufnehmen. Wir haben ein bisschen gebraucht, aber wenig zugelassen“, sagte ein zufriedener Szesniak, dessen Team gegen die Stettener Offensive („ihr Prunkstück“) über weite Strecke sehr gut verteidigte.

TuS-Coach Sascha Müller: „Müssen wacher und spielintelligenter werden“

Doch ganz unter Kontrolle lässt sich der TuS kaum bringen, so bot sich den Gastgebern nach einer Stunde die große Chance auf die erneute Führung: Arjenit bediente seinen Bruder Endrit Gashi, dem der Ball aus fünf Metern jedoch über den Schuh rutschte. Durchatmen bei den Gästen, wenige Minuten später auch bei den Hausherren, als Mario Rittwag im Eins gegen Eins an TuS-Torhüter Kevin Thudium scheiterte. Doch dann offenbarte der Tabellenzweite wieder entscheidende defensive Defizite. Mit zwei schnellen Angriffen hebelte Herten die TuS-Abwehr aus, so dass nach Querpässen erst Rittwag (70.) und dann Tunahan Kocer (74.) nur noch einschieben mussten. Von „Kollektivversagen gegen den Ball“ sprach Müller nach der Partie. Das Problem: Der TuS erkenne die jeweilige Situation nicht, sei sich der Gefahr nicht bewusst. „Wir müssen wacher und spielintelligenter werden.“

Im Stadion herrschte durch den Hertener Doppelschlag die Grundstimmung, dass das Gipfeltreffen somit entschieden sei. War es aber nicht. „Wir haben uns zu passiv verhalten“, bemängelte Szesniak. Der TuS öffnete, drängte nach vorne und entsprechend boten sich den Gästen größere Freiräume, „das müssen wir mit mehr Ruhe ausspielen“, so der Hertener Coach. Chancen hatte der SVH dennoch, Thudium aber parierte zweimal glänzend gegen Kocer (78./90.) und hielt seine Farben im Spiel. Und während die Gäste etwas fahrlässig agierten, bekamen die Stettener nach 80 Minuten durch das 2:3. Endrit Gashi netzte aus einer vermeintlich unscheinbaren Situation, mit dem Rücken zum Tor aus der Drehung heraus ins lange Eck ein. „Das macht er richtig stark“, zollte Szesniak dem TuS-Torjäger seinen Respekt. Und in den Schlusssekunden gelang Endrit Gashi schließlich noch das 3:3.

Wenige Minuten nach dem Abpfiff konnte Szesniak das Ergebnis allerdings bereits sachlich einordnen. „Wir führen 3:1, da haben wir nicht so viel falsch gemacht“, sagte er über einen „im Großen und Ganzen gewonnenen Punkt“. Es war ein Gipfeltreffen, welches beste Unterhaltung bot, „für Zuschauer intensiv und spannend“, so Szesniak. Und die Statistiker sahen sich nach dem 3:3 noch in zwei weiteren Punkten bestätigt: Der TuS bleibt zuhause und Herten in der Liga unbesiegt.

TuS Lörrach-Stetten – SV Herten 3:3
TuS: Thudium, Maier, Dhini (75. Theimer), Müller, Di Petrillo, Imbrogiano (64. Fabio Wagner), Tizian Wagner, Löffler (78. Barrow), Endrit Gashi, Schulz, Arjenit Gashi.
SVH: Kappler, Sailer, Bitzer, Frech (54. Wolek), Romano (28. Schmidt), Laisa, Eschbach (79. Kipka), Venturiero (90. Musliu), Jäger, Rittwag, Kocer.
Tore: 1:0 Arjenit Gashi (31.), 1:1 Rittwag (32.), 1:2 Rittwag (70.), 1:3 Kocer (74.), 2:3 Endrit Gashi (80.), 3:3 Endrit Gashi (90.+4).
Schiedsrichter: Brombacher (Kandern).
Zuschauer: 250.
Aufrufe: 04.11.2017, 22:28 Uhr
Matthias Konzok (BZ)Autor