Siegmund: „Wir sind aktuell die schlechteste Mannschaft Deutschlands“

Holzkirchen – Ohne lange Anlaufzeit geht es für Thomas Siegmund hinein in den Ernst der Lage des TuS Holzkirchen. Der neue Trainer der Bayernliga-Fußballer, der Interimstrainer Stefan Schubert nach der 0:3 Niederlage gegen die DJK Vilzing abgelöst hat, darf am Mittwochabend nach nur einer Trainingseinheit sein Debüt bei der Reserve des TSV 1860 München geben. Zusammen mit seinem Kollegen Jens Eckl will der 53-Jährige mit dem TuS noch die Relegation erreichen und hierfür der Mannschaft eine neue Taktik einpflanzen. Zuerst aber verfolgt Siegmund die Mission, so viele Defizite wie möglich auszumerzen.

„Ganz ehrlich und vorne weg: Die körperliche Verfassung dieser Mannschaft ist nicht gut“, nimmt der Ex-Profi kein Blatt vor den Mund. „Die können alle Fußball spielen, und die Qualität ist da, aber es gibt große Probleme im physischen Bereich.“ Mit dem ersten Satz – so ist sich Siegmund sicher – sei auch gleich die größte Schwäche seines Kaders ausgemacht. „Wenn du nach 60 Minuten platt bist, was hier die Meisten sind, wird es schwierig, Spiele zu gewinnen.“

Als Kritik an seinen Vorgängern will der Ex-Coach des TuS Raubling diese Tatsachen nicht verstehen. Vielmehr geht es ihm darum, nach vorne zu schauen. Dies erledigt der Ex-Profi fortan zusammen mit Jens Eckl, einem langjährigen Weggefährten. „Unsere Wege haben sich einst getrennt. Aber ich habe Jens gesagt, dass er dabei sein muss, wenn ich noch mal Trainer mache“, erzählt Siegmund. „Er ist ein super Typ und genau so ein Fußball-Verrückter, wie ich. Außerdem teilen wir uns die Aufgabe zu gleichen Teilen.“

Der neue Holzkirchner Teamchef – wie sich Siegmund bezeichnet – legt Wert darauf, dass der 40-jährige Eckl kein Co-Trainer ist, sondern die Traineraufgabe zwischen den beiden aufgeteilt wird. Eckl ist derzeit DFB-Stützpunkttrainer und war Spieler unter Siegmund. „Er und ich erarbeiten und führen jedes Training gemeinsam durch“, erklärt Siegmund. „Ich bin froh, dass er sofort zugesagt hat, denn er bringt als ehemaliger Oberliga-Spieler großes Fachwissen mit, und wir wollen gemeinsam die Kurve kriegen.“

Ob dies schon gegen die Junglöwen gelingt, ist dem Neu-Trainer nicht ganz so wichtig. Nach nur einer Trainingseinheit muss die Startelf erst noch gefunden und der Kader im Detail analysiert werden. „Wir wollen jeden Stein umdrehen und gehen sehr gerne tief ins Taktische“, betont der 53-Jährige. Das Wichtigste für den Mann, der zukünftig im Vertrieb bei der Firma BORA arbeiten wird, ist jedoch das Besinnen auf die Defensive. Als Underdog der Liga soll in jeder Partie zunächst die Null stehen, um Sicherheit zurückzuerlangen. „Wir müssen Niemandem etwas beweisen und haben nichts zu verlieren. Aber die defensive Ordnung muss stimmen“, sagt Siegmund. „Die Bayernliga ist eine extrem kompakt spielende Liga, wo normalerweise derjenige verliert, der zuerst aufmacht. Das Forechecking, das mein Team in der Vergangenheit praktiziert hat, ist deshalb meiner Meinung nach tödlich.“

Wie auch immer der Start für Siegmund und Eckl gelingen mag, der Glaube an den vorhandenen Kader ist da, und auch vor unschönen Wahrheiten macht der ehemalige Spieler des SC Freiburg keinen Halt: „Bezogen auf alle Oberligen sind wir aktuell die schlechteste Mannschaft Deutschlands.“ Zeit, dies zu ändern.

Welchen Eindruck die Spieler von ihrem neuen Trainer haben, ist nicht bekannt. Die Abteilungsleitung hat der Mannschaft zunächst bis zur Winterpause einen Maulkorb verpasst.