2024-05-16T14:13:28.083Z

Vereinsnachrichten
Blick auf ein Vereinsgebäude von HoPo: In einer Umkleidekabine nahm der Skandal um die gesungene Nazi-Parole seinen Anfang.
Blick auf ein Vereinsgebäude von HoPo: In einer Umkleidekabine nahm der Skandal um die gesungene Nazi-Parole seinen Anfang. – Foto: Lehn

Nazi-Skandal: HoPo-Spieler brechen ihr Schweigen!

Nach dem Video mit „Sieg Heil“-Gesang äußert die Mannschaft des TuS Holzhausen/Porta nun ihr Bedauern in einer Stellungnahme. Die Beteiligten distanzieren sich rechtsradikalem Gedankengut. Sogar Freunde und Verwandte heftig belästigt

Am 5. Mai entstand in der Umkleidekabine auf dem Sportplatz des TuS Holzhausen/Porta ein Video. Inhalt: Spieler feiern den Aufstieg in die Mindener Kreisliga A mit einem „Sieg Heil“-Gesang. Vier Monate später holte dieser Vorfall den Verein und die Mannschaft ein: Als am 4. September die Aufnahme mit der Nazi-Parole über den Nachrichtenkanal WhatsApp die große Runde machte, stand der TuS Holzhausen/Porta von einer Sekunde auf die nächste im Fokus der Öffentlichkeit.

Staatsschutz und der westfälische Verband ermitteln seitdem. Der Verein reagierte und meldete die Mannschaft vom Spielbetrieb ab. Der TuS Holzhausen/Porta distanzierte sich von dem Vorfall, sprach von einem nicht zu tolerierenden Fehlverhalten und schloss bis auf weiteres Spieler und Trainer des Teams von jeglichem Fußball-Betrieb im Verein aus. Drei Wochen später brachen die Spieler jetzt ihr Schweigen.

Am Mittwoch Abend ließ Ex-Coach Mike Achtelik dem Mindener Tageblatt eine von Trainer und Team gemeinsam verfasste und anwaltlich begleitete Stellungnahme zukommen, in dem sich die Beteiligten von „jedwedem rechtsradikalen Gedankengut“ distanzieren und den Vorfall zutiefst bedauern. „Wir sind bestürzt über die gesamte Situation und möchten uns in aller Form bei allen entschuldigen, insbesondere bei der Stadt Porta Westfalica, unserem Vorstand und allen Vereinsmitgliedern“, heißt es in der Stellungnahme.


Äußerung zu den Folgen durch das Video


Weitere Auszüge lauten: „Wir möchten versichern, dass in unserer Mannschaft kein rechtes Gedankengut herrscht! Wir haben viele Spieler im Team, die einen Migrationshintergrund haben und kommen bestens miteinander aus. Wir möchten hier noch einmal ausdrücklich betonen, dass wir keine Nazis oder Rechtsradikale sind. Darüber hinaus sind wir bestürzt, dass der Vorfall derartige Auswirkungen auf so viele Menschen hat.“

Die Folgen beschreibt die Mannschaft so: „In den vergangenen Tagen wurden Unbeteiligte, beispielsweise Freunde und Verwandte von uns, teilweise heftig belästigt, beleidigt und beschuldigt. Spieler aus unseren Jugend-Mannschaften mussten sich in der Schule rechtfertigen.“ Es folgt die nicht den Gesang selbst, sondern dessen Aufnahme in den Fokus rückende Feststellung: „Zehn Sekunden Video-Material haben das Leben vieler Personen, sowohl privat als auch beruflich, grundlegend verändert und mehrjährige Vereinsarbeit zerstört.“


Auch Drohungen hätten das Team erreicht


„Der Schock und der mediale Druck haben uns schwer zu schaffen gemacht. Die Situation ist für den gesamten Verein neu, höchst unangenehm und komplex, so dass Gespräche und Aufklärungen sich hinziehen.“ Schließlich bringt das Team den Wunsch nach einer Rückkehr auf das Spielfeld zum Ausdruck: „Wir alle lieben den Fußball und wollen den Menschen, die uns zuschauen, Freude am Fußball und am Vereinsleben beim TuS HoPo bringen. Dies haben wir vor allem in letzter Zeit mit unseren sportlichen Erfolgen bewiesen und würden dies auch gerne in Zukunft wieder tun.“

Zu den „Sieg Heil“-Rufen selbst äußert sich die Mannschaft in der Stellungnahme nicht. Wie ist es zu diesen gekommen? Wie bewerten die Spieler ihr Verhalten in der Rückschau? Antworten darauf werden noch auf sich warten lassen. Das Team teilt mit, dass wegen der laufenden Verfahren zunächst keine weiteren Äußerungen folgen werden und eine frühere Reaktion aus demselben Grund nicht möglich gewesen sei.

Aufrufe: 026.9.2019, 17:15 Uhr
Marcus Riechmann / FuPaAutor