2024-04-25T14:35:39.956Z

Vereinsnachrichten

Die Gruners: Eine schrecklich nette Familie

Jan, Malte und Ole Gruner spielen in der Bezirksliga beim TuS 08 Senne I. Wir haben uns mit dem munteren Trio getroffen. Die Brüder hatten viel zu erzählen.

Donnerstag Abend, kurz vor 18 Uhr, Stadion am Waldbad in Senne. Pünktlich schlendern Jan (25), Malte (24) und Ole (22) Gruner zum Pressetermin. Schnell umgezogen, Bälle fürs Foto organisiert. Modelltauglich posiert. Nach fünf Minuten sind die Aufnahmen im Kasten. Anschließend geht es ins Clubhaus vom TuS 08 Senne I. „Das ist hier wie unser Zuhause“, sagt Malte Gruner. „Ein zweites Wohnzimmer“, fügt Bruder Jan hinzu. Seit drei Jahren spielen die Gruners mittlerweile gemeinsam in der ersten Mannschaft vom TuS 08. Der Aufstieg in die Bezirksliga im vergangenen Jahr war ihr größter Erfolg. Doch geht es nach den dreien, ist die Bezirksliga nur eine Durchgangsstation. „Landesliga wäre schon cool“, sagt Jan. „Und machbar ist das auch“, meint Ole Gruner.

Ambitionierte Ziele, die sich das Trio da setzt. „In Senne ist alles möglich, wir haben hier einen ganz besonderen Spirit“, sagt Ole. Die Mannschaft würde sich im Großen und Ganzen bereits seit fünf Jahren kennen. „Wir sind hier wie eine große Familie“, so der 22-jährige Sportstudent. „Bis auf zwei Ausnahmen haben in unserer aktuellen Mannschaft alle eine Senner Vergangenheit“, erklärt Jan. Verwurzelt sei man im Bielefelder Süden. „Hier freust du dich, wenn du zum Training fährst, weil du deine Jungs triffst. Du weißt, dass es wieder lustig wird“, so der angehende Jurist, der kurz vor seinem Referendariat steht.

Er tritt also in die Fußstapfen von Papa Tim Gruner – ein Rechtsanwalt in Bielefeld. Die väterliche Kanzlei will Jan aber nicht übernehmen. „Nee, auf gar keinen Fall“, wiegelt er lachend ab. Er wisse noch nicht, was er mit seinem Jura-Studium anfangen soll. „Ich bin mir noch nicht sicher, auf welche Schiene ich setzen soll, finde aber sowohl den Beruf des Richters als auch den des Staatsanwalts und den des Verteidigers interessant“, sagt Jan.


„Jan ist der Vernünftige von uns"

Malte, den seine Brüder als Freigeist in allen Lebenslagen beschreiben, ist hauptberuflich Student. „Maschinenbau“, verrät er. Doch jeder weiß, Malte macht in Fliegen. Nicht die nervigen Tierchen, die einem um die Ohren sausen, nein, das modische Accessoire für den Mann von Welt. „Fliegenfaenger“ heißt das Start-up, was er gemeinsam mit Deniz Harbert ins Leben gerufen hat.

Ole, der jüngste männliche Gruner-Spross, studiert Sportwissenschaften an der Uni Bielefeld. „Ole ist der kompletteste Fußballer von uns“, beschreibt Jan seinen kleinen Bruder, der auf dem Platz aber durchaus die Chefrolle einnehmen würde. „Er lenkt das Spiel von der Sechs aus“, sagt Jan. „Für mich ist es super, dass Ole da ist, so konnte ich eine Position weiter nach vorne – auf die Zehn“, fügt Malte hinzu. Und Jan? „Jan ist der Vernünftige von uns. Man merkt, dass er der Älteste ist. Er überwacht auch immer, dass wir pünktlich sind“, verrät Ole.


„Malte ist der beste Fußballer von uns"

Einer müsse schließlich das Geld zusammenhalten und die anderen vor Strafzahlungen in die Mannschaftskasse bewahren. Jan und Ole sind sich einig: „Malte ist der beste Fußballer von uns dreien.“ Neben dem Platz allerdings sei Malte stets busy. „Er ist alles, aber kein Couchpotatoe“, sagt Ole lachend. In der Senne fühlen sich die Gruners pudelwohl. „Was hier im Verein in den vergangenen Jahren entstanden ist, ist phänomenal“, jubelt Malte Gruner und nennt dabei die Namen Stefan Mahne, Mike Wahsner und Christian Lyko.

„Die kümmern sich um alles, sorgen dafür, dass es für uns Spieler hier eine Art Wohlfühloase ist. Wir sind ihnen sehr dankbar für alles, was sie tun“, gerät Malte nahezu ins Schwärmen. „Wer hier beim TuS ist, der hat das Senne-Gen“, schiebt Jan ein. Den Brüdern gefällt beim TuS 08 besonders, dass es im Bielefelder Süden nicht ums Geld geht. „Hier gibt’s einfach nichts, aber wir sind trotzdem alle cool miteinander und haben Bock“, so die Gruners.


„Ich kann einfach überhaupt nicht verlieren“

Aktuell steht die Mannschaft auf einem hervorragenden fünften Tabellenplatz in der Bezirksliga Staffel 2. „Es läuft super für uns, wer weiß, wo wir stünden, wenn wir die ersten Spiele nicht vergeigt hätten“, überlegen die Gruners. Bei so viel Harmonie gibt es denn nicht mal Streit auf dem Platz? „Oh ja“, sagen sie unisono. „Malte und Jan hatten sich mal während eines wichtigen Spiels wegen eines Kackpasses in der Wolle, am Ende haben sie dafür beide die Gelbe Karte gesehen“, erzählt Ole lachend.

Selbst Trainer Mike Wahsner könne sich bei einem handfesten Gruner-Zoff nicht schlichten. „Ich kann einfach überhaupt nicht verlieren“, sagt Malte. Eine Niederlage würde ihn auch noch viele Stunden nach einem Spiel am Grunerschen Familientisch ärgern. Nach den Spielen sitzt nämlich die ganze Familie im Elternhaus beisammen. Papa Tim, Mama Annette, Jan, Malte, Ole und Schwester Anne. Die Gruners sind eine Sportfamilie.


„Mama muss immer ne Menge aushalten“

„Mama muss immer ne Menge aushalten“, sagt Malte grinsend. Angefangen von den Fußball-Geschichten, die für eine Tennisspielerin unter Umständen quälend sein können, über vergebene Torchancen, schlechte Pässe oder auch Spielanalysen. „Aber sie wird ein immer größerer Fußballfan“, sagen die Brüder. Australien ist neben dem Fußball die große Leidenschaft der Gruner-Brüder. Nach den Schulabschlüssen waren alle drei – getrennt voneinander – für jeweils ein Jahr am anderen Ende der Welt. Work and Travel.

Jan machte den Anfang. In Melbourne arbeitete er in einem Restaurant, um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen. „Da habe ich auch mal die Australien Open geguckt, das war ein schönes Erlebnis“, berichtet er. Malte war ein Jahr später in Down Under und zunächst als Blaubeerpflücker aktiv, sattelte aber schnell um. „Ich habe Surfkurse gegeben“, erzählt er. Passend zur Frisur. „Die hat sich in Australien so ergeben.“


"Der Farmer war wirklich ein Sklaventreiber"

Ole hingegen war bei seinem Australien-Jahr längerfristig auf der Blaubeerfarm aktiv. „Boah, ganz ehrlich, das war aber auch wirklich ein Sklaventreiber, der Farmer“, sagt Ole. Am Ende eines schweißtreibenden Arbeitstages habe der Farmer stets die Lippen der Blaubeerpflücker kontrolliert. „So wusste er immer genau, wer von uns Blaubeeren gegessen hatte.“ Mittlerweile braucht man Ole Gruner mit Blaubeeren nicht mehr zu kommen. „Ich habe seitdem nie wieder welche gegessen.“ Insgesamt seien die Australien-Reisen für alle drei Gruners aber sehr lehrreich gewesen.

„Wir sind vom Charakter gereift“, sagt Jan. „Wir sind selbstständiger geworden“, fügt Malte hinzu. Sie würden ihre Wäsche jetzt selber waschen. „Bis auf Ole, der hat in Australien auch nie gewaschen. So sah er auch aus, als er zurück kam. Wie ein Zottel“, plaudert Malte breit grinsend aus dem Nähkästchen. „Du musst aber auch nicht immer alles erzählen“, fordert Ole.

Aufrufe: 01.4.2020, 13:00 Uhr
Nicole BentrupAutor