2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Matthias Strohmaier (re.) hat bei Türkspor Augsburg sportlich das Sagen.
Matthias Strohmaier (re.) hat bei Türkspor Augsburg sportlich das Sagen. – Foto: Gerd Jung

Guardiola, ten Hag, Klose: Strohmaier hat alles aufgesogen

Der 26-Jährige gebürtige Dingolfinger im Interview +++ Warum ein geplatztes USA-Engagement Türkspor Augsburg in die Karten spielte

Er hat schon für Deutschland gespielt, jetzt trainiert der gebürtige Dingolfinger Matthias Strohmaier Türkspor Augsburg in der Bayernliga Süd. Nicht schlecht für einen 26-Jährigen! Im Interview mit FuPa erzählt die Abwehrkante mit Gardemaß, was ihn an Pep Guardiola fasziniert hat, warum er Miro Klose bewundert und warum er am kommenden Sonntag wieder mal in seiner niederbayerischen Heimat unterwegs sein wird.

FuPa: Matthias, Glückwunsch zum Auftaktsieg am Samstag mit deinem neuen Team Türkspor Augsburg. Wie war dein Einstand als "Chef"?
Matthias Strohmaier (26): Die Anspannung war wieder da - und das war unfassbar angenehm! Dieses Gefühl nach langen Monaten wieder zu spüren. Endlich geht`s wieder um etwas. Dieses Gefühl habe ich auch bei der Mannschaft bei der Ansprache vor dem Spiel so wahrgenommen. Das habe nicht nur ich vermisst. (lacht)

Zum Spiel selbst: Besser hätte dein Debüt nicht verlaufen können.
War natürlich super wichtig, nach der langen Pause gleich mit einem positiven Erlebnis zu starten. Nach den Testsiegen gegen Regionalligist Rain am Lech und unseren starken Ligarivalen Schwabmünchen hatten wir schon das Selbstbewusstsein, Kottern zuhause schlagen zu können. Die Jungs haben das richtig gut gemacht. Freilich ist uns auch der Spielverlauf mit dem frühen 1:0 schon in der vierten Minute entgegengekommen. Mit einer Führung im Rücken konnten wir sicher von hinten heraus agieren.

Nach Philadelphia zu Ernst Tanner - dann kam Corona.



Für viele war es schon überraschend, als es vor rund einem Monat plötzlich hieß: Matthias Strohmaier wird Spielertrainer bei Türkspor Augsburg. Wie es dazu gekommen?
Das war schon auch in einem hohen Maße von Corona beeinflußt. Nach meinem Praktikum beim FC Bayern hatte ich eigentlich geplant, in diesem Sommer in die USA zu gehen. Dort hätte ich ein Praktikum bei Philadelphia Union gemacht, wo Ernst Tanner (ehemaliger Leiter der Nachwuchsabteilung beim TSV 1860 München und der TSG Hoffenheim, Anm.d.Red.) als Sportdirektor fungiert. Aus bekannten Gründen ist es leider dazu nicht gekommen. Ich hatte mich dann noch umgesehen und hätte gerne in einem Nachwuchsleistungszentrum gearbeitet, aber das wurde alles auf Eis gelegt. So hat sich dann eben das mit Türkspor Augsburg ergeben.

Keine so schlechte Option für einen 26-Jährigen.
Genau. Für mich ist es toll, dass ich nach einem Jahr in Garching, wo ich Co-Trainer war, nun die Chance bekomme, in die Chefrolle hineinzuschnuppern zu dürfen.

Du hast in deiner Laufbahn schon so einiges miterlebt - und dir sicher auch von einigen Trainern etwas abschauen können.
Ich hatte viele tolle Trainer. Zum Beispiel Christian Zieger in der U18 und U19 Natioanlmannschaft. Bei Bayern durfte ich auch Pep Guardiola hautnah miterleben. Seine Akribie hat mich sicher auch beeinflußt. Am meisten geprägt hat mich aber Erik ten Hag damals beim FC Bayern II. So wie er möchte ich auch spielen lassen: Viel Ballbesitz und Gegenpressing. Und dann war da noch Miro Klose. Auch er hat mich wahnsinnig beeindruckt...

Miro Klose? »Diese Bodenständigkeit hat mir imponiert.«

Inwiefern?
Ich durfte Ende letzten Jahres beim FC Bayern unter ihm hospitieren. Er ist der beste WM-Torjäger aller Zeiten, aber er ist so wunderbar normal und geerdet geblieben. Er hat mit mir geredet wie mit einem Kumpel. Zu keinem Zeitpunkt hat er sich raushängen lassen, dass er der Weltmeister ist und ich der Typ aus der Regionalliga. Diese Bodenständigkeit hat mir imponiert.

Bevor du 2017 nach Schweinfurt gewechselt bist, hast du ein Jahr im Ausland beim FC Vaduz verbracht. Eine prägende Erfahrung?
In jeder Hinsicht. Es war zwar "nur" Liechtenstein, wo ja auch Deutsch gesprochen wird, aber es ist definitiv anders. Zudem war ich fast ein Jahr lang verletzt, bin nur auf einen einzigen Einsatz gekommen. Das war eine verdammt schwierige Zeit. Wenn die Verletzungspause etwas gutes hatte, dann, dass ich mein BWL-Studium habe abschließen können.

Gutes Stichwort: Was schwebt dir eigentlich in nicht allzu ferner Zukunft beruflich vor?
Ich würde schon gerne Fußball und BWL verbinden. Ob ich nun in die Trainerschiene reingehe, oder in einer anderen verantwortlichen Position Verantwortung übernehme, das weiß ich noch nicht genau. Nebenbei habe ich in der Corona-Zeit mit meinem Ex-Kollegen aus Garching, Kevin Feucht, eine digitale Fußballschule ins Leben gerufen.

In Garching war Matthias Strohmaier spielender Co-Trainer.
In Garching war Matthias Strohmaier spielender Co-Trainer. – Foto: Michael Buchholz

Was steckt dahinter?
Wir wollen Kinder aus sozial schwierigen Verhältnissen unterstützen. Wir haben ein Konzept zur individuellen Förderung angefertigt. Dazu wird es immer wieder Sichtungstermine und -trainings geben. Wir konnte auch einige Bundesliga-Profis wie zum Beispiel Julian Weigl mit ins Boot holen.

Am kommenden Wochenende kommt ihr nach Dingolfing. Nicht ganz zufällig oder?
Nein, ich komme aus Dingolfing und mein Bruder Sebastian mischt auch in der Vorstandschaft des FC Dingolfing mit. (schmunzelt) Wir werden ein Sichtungstraining veranstalten. Ich will einfach auch meiner Heimat etwas zurückgeben.

Das Interview führte Mathias Willmerdinger.

Aufrufe: 021.9.2020, 16:01 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor