2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
Petar Sliskovic im Interview mit Fußball Vorort/FuPa Oberbayern.
Petar Sliskovic im Interview mit Fußball Vorort/FuPa Oberbayern. – Foto: Türkgücü München

Ex-Tuchel-Schützling heuert nach vielen Verletzungen bei Türkgücü München an

Interview mit Türkgücü-Wünschtransfer Petar Sliskovic

Petar Sliskovic hat in seiner Karriere so einiges durchgemacht. Neben seiner Bundesliga-Zeit bei Mainz unter Trainer Thomas Tuchel und vielen Verletzungen, will sich der Wunschspieler von Türkgücü München jetzt als Stammspieler in der 3. Liga etablieren.
  • Petar Sliskovic wechselte Ende August 2020 zu Türkgücü München.
  • Der ehemalige Lehrling von Thomas Tuchel hatte viel Verletzungspech in seiner Karriere.
  • Jetzt will er beim Drittligaaufsteiger zum Stammspieler avancieren.

München - Vor kurzer Zeit konnte Türkgücü München seinen Wunschspieler Petar Sliskovic in die bayerische Hauptstadt lotsen. Der ehemalige Schüler von Thomas Tuchel will sich nach zahlreichen Verletzungspausen, als Leistungsträger beim Drittligaaufsteiger durchsetzen.

Petar, du kannst bisher auf eine beachtenswerte Karriere zurückblicken. 15 Bundesliga-Spiele, 19 in der 2. Bundesliga. 94 in Liga drei, 15 Einsätze in der Schweizer Super League und 6 Spiele für die U21-Nationalmannschaft Kroatiens. Wenn dir jemand vor 15 Jahren erzählt hätte, dass du so eine Karriere hinlegst, wärst du damit zufrieden?

Wenn man sich anschaut, woher ich komme ja. Ich stamme aus einer bosnischen Flüchtlingsfamilie und bin erst mit 15 oder 16 Jahren nach Deutschland gekommen. Natürlich gibt es ein paar Sachen, die ich hätte besser machen können. Allerdings hatte ich viele Verletzungen. Generell bin ich aber mit meiner Karriere zufrieden. Zudem bin ich mit 29 noch jung und will noch einiges erreichen.

Drei Jahre nach deiner Ankunft in Deutschland hast du beim 1. FSV Mainz 05 dein Bundesliga-Debüt unter einem gewissen Thomas Tuchel feiern können. War dir klar, dass er so eine Traumkarriere hinlegen wird?

Ja, zu hundert Prozent. Thomas ist ein sehr intelligenter und ehrgeiziger Mensch und ein noch besserer Trainer. Über sein umfangreiches Fachwissen im Fußball muss ich niemandem etwas erzählen. Ich bin ihm sehr dankbar, dass er mich damals zum Profi gemacht hat und mich immer unterstützt hat. Wir stehen heute noch in Kontakt. Vor kurzem habe ich ihm alles Gute zum Geburtstag gewünscht und er hat mir geantwortet.

Laut Gerüchten haben einige seiner Spieler aufgrund der Informationsflut Kopfschmerzen nach den Trainingseinheiten gehabt. Du auch?

(lächelt) Ich persönlich nicht. Thomas ist ein Trainer, der beim Training volle Konzentration und hundertprozentigen Einsatz fordert. In den sechs Jahren in denen ich ihn als Trainer hatte, gab es zahlreiche Übungen, deren Zweck ich am Anfang nicht verstanden habe. Am Ende des Trainings bemerkte ich schließlich, welchen großen Mehrwert diese Übungen besaßen. Zudem hat er immer gepredigt, wie wichtig die Kleinigkeiten im Fußball sind.

Seit ein paar Wochen bist du nun bei Türkgücü München unter Vertrag. Wie konnten dich die Verantwortlichen des Vereins von einem Wechsel überzeugen?

Der Plan für die Zukunft hat mir bei dem Verein genauso wie die Spielidee sehr gut gefallen. Zudem sind in München auch meine Ärzte und Physiotherapeuten, die mich so oft in meiner Karriere behandelt haben. Das hat mir dann die Entscheidung um einiges erleichtert.

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Türkgücü München ist in den letzten drei Jahren dreimal aufgestiegen. Zuvor war der Klub außerhalb Bayerns eher unbekannt. Für dich auch?

Ich habe einiges bereits über die Presse mitbekommen. Durch das Lesen der vielen Meldungen habe ich bemerkt, dass bei Türkgücü München ein tolles Projekt am Entstehen ist.

Dein neuer Arbeitgeber polarisiert in ganz Deutschland. Stört dich das?

Nein. Die Stimmung innerhalb des Vereins und der Mannschaft passt. Hier ist es unwichtig woher du kommst. Auch wenn die Spieler und Mitarbeiter aus den verschiedensten Nationen stammen, verstehen wir uns alle im Verein sehr gut.

Türkgücü München ist seit August 2018 dein vierter Verein (davor Viktoria Berlin, VfR Aalen und MSV Duisburg). Woran machst du diese vielen Vereinswechsel in der letzten Zeit aus?

Obwohl ich in meiner Karriere öfters verletzt war, gab es für diesen Wechsel auch andere Gründe. Viktoria Berlin musste drei Monate nach meiner Ankunft, trotz der Beteiligung eines chinesischen Investors, Insolvenz anmelden. Darauf konnten sie mir nicht mehr mein Gehalt zahlen, weswegen ich zum VfR Aalen ging. Dort gelang es uns nicht in der 3. Liga zu bleiben. Da ich nicht in der Regionalliga spielen wollte, wechselte ich im letzten Sommer dann zum MSV Duisburg. Bei den Zebras kam ich in der letzten Drittliga-Saison nur auf 595 Minuten, was für mich schlichtweg zu wenig war. Somit erfolgte vor ein paar Wochen die Trennung vom MSV.

Konnten sie dir die notwendige Spielzeit für die kommende Saison versprechen?

Nein, konnten sie nicht. Ich kam in der letzten Drittliga-Saison nur auf vier Startelfeinsätze und zwei Einwechslungen. Auch wenn ich in den 595 Einsatzminuten, vier Tore und Assist beisteuern konnte, war das definitiv zu wenig für mich. Bei Gesprächen mit den Verantwortlichen konnten sie mir, die für mich wichtigen regelmäßigen Einsatzzeiten, nicht garantieren. Dies war für mich nicht zufriedenstellend. Deswegen folgte dann die Trennung.

Du bist jetzt innerhalb der 3. Liga von MSV Duisburg zu Türkgücü München gewechselt. Ist das für dich einem Schritt nach vorne oder zurück?

Ganz klar als Schritt nach vorne und nicht wie es die Presse tituliert hat. Mir hat die notwendige Spielpraxis in Duisburg gefehlt. Deswegen bin ich umso glücklicher, dass ich nun Teil von Türkgücü München bin.

Wie hat dich die Presse den tituliert?

Ich wurde als der böse „Wechsel-Erzwinger“ dargestellt, der vom großen Traditionsverein zum Aufsteiger aus der Regionalliga Bayern wechselt.

Da du zu Beginn des Interviews von Verletzungen gesprochen hast: Du hast von 2013 bis 2017 eine lange Leidenszeit mit vielen Verletzungen gehabt. Was ist da in deinem Kopf vorgegangen?

In habe mich lange gefragt, warum es ausgerechnet mich so hart getroffen hat. Dennoch habe ich die Situation angenommen und versucht das Beste daraus zu machen.

Hast du hier auch ans Aufhören gedacht?

Meine Ärzte haben mir geraten, meine Karriere zu beenden. Für mich spielte dieser Gedanke allerdings keine Rolle. Zudem wollte ich meine Karriere nicht als Langzeitverletzter beenden.

Wenn wir jetzt auf die kommende Saison in der 3. Liga schauen: Wo glaubst du, wirst du am Ende der Saison mit Türkgücü München stehen?

Die 3. Liga ist eine interessante Liga, bei der die Vereine nicht so weit voneinander entfernt sind. Hier gilt es von Spiel zu Spiel zu denken und so viel wie möglich Punkte zu holen, um die Klasse frühzeitig zu sichern. Ab dem Zeitpunkt müssen wir sehen, was noch nach oben möglich ist.

Welche persönlichen Ziele hast du dir für den Rest deiner Karriere gesteckt?

Ein ganz großes Ziel habe ich jetzt nicht wirklich. Nach meinen vielen Operationen, will ich erstmals länger gesund sein. Danach will ich schauen, dass ich so viel wie möglich mit meinem Verein erreiche. Wenn ich allerdings ein konkretes Ziel nennen müsste, dann wäre das Ziel der Aufstieg in Liga zwei mit Türkgücü München.

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(Filip Vukoja)

Aufrufe: 018.9.2020, 16:13 Uhr
Filip Vukoja / Fussball Vorort FuPa OberbayernAutor