2024-05-08T14:46:11.570Z

Interview
Emre Güral ist der neueste Top-Transfer von Türkgücü München und will voll angreifen.  Türkgücü München
Emre Güral ist der neueste Top-Transfer von Türkgücü München und will voll angreifen.  Türkgücü München

Emre Güral: „Von Samuel Eto‘o habe ich sehr viel gelernt“

Exklusiv-Interview mit Türkgücü-Neuzugang

Von Elversberg über Antalyaspor und jetzt bis zu Türkgücü. Emre Güral kehrt nach neun Jahren zurück nach Deutschland und will angreifen.
  • Emre Güral ist der neueste Top-Transfer von Türkgücü München
  • Der 30-Jährige hat bereits einige Profistationen in der Türkei durchlaufen und sogar in der Europa League gespielt
  • Mit Türkgücü peilt er nicht nur den einmaligen Aufstieg an

2011 bist du von Elversberg in die türkische zweite Liga zu Bucaspor gewechselt. Hätte es für eine Profikarriere in Deutschland nicht gereicht?

Daran hat es nicht gelegen, ich hatte Angebote aus der Bundesliga. Die Vertreter von Bucaspor haben mich in Deutschland besucht, mir alles erklärt und mich dann in die Türkei eingeladen. Ich hätte auch direkt in die Süper Lig wechseln können, aber ich wollte mich erst in der zweiten Liga versuchen. Ich bin in Deutschland geboren und aufgewachsen. Der türkische Fußball war also für mich Neuland. Durch meine Wurzeln gab es für mich keine Sprachbarriere. Das macht eine Karriere in der Türkei nochmal attraktiver. Außerdem gefällt mir die Lebensqualität in der Türkei. Ich bin diesen Schritt gegangen und habe einen Dreijahresvertrag in Bucaspor unterschrieben.

Emre Güral: Mit Samuel Eto‘o und Samir Nasri bei Antalyaspor

Wie hast du die Zeit in der Türkei erlebt?

Bei Bucaspor war ich dann doch nur ein Jahr, weil mich Trabzonspor 2012 verpflichtet hat. In meinem ersten Profijahr in Trabzon hatte ich neun Einsätze. Dreimal durfte ich in der Europa League auflaufen. Gegen Juventus Turin stand ich in der Startelf, gegen Lazio Rom wurde ich eingewechselt. Das zweite Jahr bei Trabzonspor lief dann deutlich besser: In 21 Spielen habe ich sieben Tore erzielt. 2014 ging es für mich innerhalb der Süper Lig zu Eskisehirspor. In zwei Jahre war ich für Eskisehirspor 29 Mal am Ball. Danach ging es zu Antalyaspor. Dort habe ich dann mit Superstars wie Samuel Eto'o und Samir Nasri gespielt. Mein letzter Halt in der Süper Lig war Alanyaspor.

Jetzt gehst du den Schritt in die Regionalliga Bayern. Wo musst du dich umstellen?

Die Regionalliga ist auf keinen Fall mit der Süper Lig zu vergleichen. Dort sind nur Vollprofis unter Vertrag, alles ist sehr professionell. Die Regionalliga kann man mit der zweiten türkischen Liga vergleichen. Das Niveau und die Spielweise sind sehr ähnlich. Mit Türkgücü könnten wir wahrscheinlich im oberen Drittel mitspielen. Bei der Jugendarbeit ist Deutschland der Türkei mehr als nur einen Schritt voraus. Das Potenzial ist zwar da, vielleicht sogar noch mehr als hier, aber die Türken machen nichts daraus. Sie kaufen lieber Spieler von außerhalb.

Stürmerstar Eto‘o als Mentor für Emre Güral

Du bist mit Samuel Eto'o auf dem Platz gestanden.

Das war ein unglaubliches Gefühl. Er hat so viel im Fußball erreicht und ist trotzdem komplett auf dem Boden geblieben. Von ihm habe ich sehr viel gelernt, vor allem in Sachen Psyche. Eto’o meinte immer wieder, dass Fußball zu 80 Prozent im Kopf abläuft. Er erklärte mir, dass der Grad zwischen einem „normalen“ Profi und einem Weltstar sehr gering ist.

Nach neun Jahren kehrst du nun als Amateur zurück nach Deutschland. Was ist das für ein Gefühl?

Es wird eine riesige Umstellung. Viele Freunde waren empört, dass ich in eine Amateurliga wechsle, aber das ist mir nicht wichtig. Es ist für mich kein Schritt zurück, sondern ein Neuanfang. Auf dem Papier bin ich jetzt Amateur, aber nur bis zum Sommer. Ich habe Deutschland sehr vermisst, vor allem die Ordnung. Als Lebensmittelpunkt bevorzuge ich aber die Türkei. Deshalb werde ich nach Ende meiner Karriere wieder zurück nach Antalya ziehen.

Emre Güral: “Ich möchte mich in Deutschland etablieren“

Wie bist du überhaupt bei Türkgücü gelandet?

In der Türkei haben die ganzen Aufstiege für Aufsehen gesorgt und ich habe Türkgücü bereits ein bisschen verfolgen können. Der Kontakt kam über einen gemeinsamen Freund, der mich und Hasan Kivran einander vorgestellt hat. Er hat mir seine Vision offengelegt und ich war angetan. Es hat alles Hand und Fuß. Ich bin direkt nach München geflogen und dann ging es relativ schnell. Beide Seiten waren an einem Abschluss interessiert. Dass Türkgücü ein türkisch-stämmiger Verein ist, ist für mich unerheblich. Es hätte auch ein anderer Klub oder ein anderes Land sein können.

Was reizt dich an der Aufgabe?

Mein Ehrgeiz! Ich komme mit meiner Frau und den drei Kindern nach Deutschland. Mit 30 Jahren bin ich nicht mehr der Jüngste und ich will es mir nochmal beweisen. Ich werde Gas geben. Mein Vertrag gilt nur ein halbes Jahr, verlängert sich aber automatisch bei Aufstieg. Ich möchte mich in Deutschland fest etablieren und nochmal oben angreifen. Türkgücü ist eine gute Adresse, um auf mich aufmerksam zu machen.

Für Emre Güral zählt nur der Aufstieg in die 3. Liga

Du hast als Profi einiges gesehen. Wo muss sich Türkgücü noch verbessern?

Ab Sommer sind wir ja dann tatsächlich ein Profiteam. Der Verein möchte sich im bezahlten Fußball etablieren. Es werden noch einige Kracher kommen. Finanzielle Probleme gibt es nicht, auch wenn noch nicht alles zu 100 Prozent professionell ist. Ein Verein, der die Regionalliga anführt und nicht mal ein eigenes Stadion oder Trainingsgelände hat, ist auch irgendwie sympathisch. In der Jugendarbeit hapert es noch ein wenig, aber wir sind auf einem guten Weg

Türkgücü ist in der Offensive bereits hochkarätig besetzt. Wie kannst du dem Team weiterhelfen?

Wenn sie mich nicht gebraucht hätten, hätten sie mich nicht geholt (lacht). Wer dann letztendlich spielt, entscheidet der Reiner Maurer. Ich bringe Erfahrungen aus der Süper Lig und der Europa League mit. Ich habe einen starken Schuss, einen guten Torriecher und bin unglaublich ehrgeizig. Es zählt nur der Aufstieg in die 3. Liga.


Aufrufe: 029.1.2020, 16:59 Uhr
Luca IannottaAutor