2024-05-08T11:10:30.900Z

Ligabericht
Bissig, aggressiv, giftig: Aufsteiger Türk Gücü Friedberg sitzt Lucas Hartmann und dem SC Waldgirmes im gesamten Spiel im Nacken. Atempause? Fehlanzeige. Selbst beim 2:5-Rückstand ist der Offensivdrang der Friedberger ungebrochen. Eine halbe Stunde später kann der SCW frph sein, mit dem 5:5-Endstand noch einen Punkt eingefahren zu haben..   	Foto: Bär
Bissig, aggressiv, giftig: Aufsteiger Türk Gücü Friedberg sitzt Lucas Hartmann und dem SC Waldgirmes im gesamten Spiel im Nacken. Atempause? Fehlanzeige. Selbst beim 2:5-Rückstand ist der Offensivdrang der Friedberger ungebrochen. Eine halbe Stunde später kann der SCW frph sein, mit dem 5:5-Endstand noch einen Punkt eingefahren zu haben.. Foto: Bär

Der reale Irrsinn in der Lahnaue

HESSENLIGA: +++ Hessenligist Waldgirmes verspielt gegen Friedberg 5:2-Führung und hat am Ende Glück, nicht mit leeren Händen dazustehen +++

waldgirmes. Welch ein fantastisches Spiel am Samstag in der Lahnaue! 93 Minuten Vollgasfußball, zehn zum Teil sehr sehenswerte Treffer, eineinhalb Eigentore, zwei Pfostenschüss auf Seiten der Gastgeber, die bereits 4:1 und 5:2 führten, und eine irre Dramaturgie beim 5:5 (4:1) der Hessenligisten SC Waldgirmes und Türk Gücü Friedberg.

SC Waldgirmes - Türk Gücü Friedberg 5:5

Sahen die Lahnauer zwischenzeitlich mehrmals wie der klare Sieger aus, mussten sie am Ende froh sein, nicht noch zu verlieren. „Wir hatten Chancen genug, die Partie frühzeitig klarer zu entscheiden, am Ende waren die näher am Sieg als wir“, wusste SC-Trainer Daniyel Bulut nach dem Schlusspfiff nicht so recht, ob er sich über den einen Punkt freuen sollte oder den Verlust von klaren Vorsprüngen und das Vergeben guter Chancen zu beklagen. Bei seinem Kollegen Mustafa Fil („Gratulation an meine Mannschaft, das haben sich die Jungs verdient“) überwog die Freude, wenn er auch einschränkte: „Das fühlt sich zwar wie ein Sieg an, ist aber nur ein Punkt." Während sein Team immer noch auf Abstiegsplatz 13 steht, können die Lahnauer trotz der momentanen Enttäuschung auf respektable 21 Punkte bauen - und das ohne die länger verletzten Raoul D´Almeida, Dennis Lang und Jafar Azizi sowie trotz der Aufgabe der bewährten Fünfer-Abwehrkette, nachdem Nicolas Strack in den Angriff gewechselt ist.

Der Aufsteiger aus der Wetterau, der vor zwei Wochen bei der SG Barockstadt Fulda-Lehnerz seinen ersten Auswärtssieg eingefahren hatte, erwies sich als eine Mannschaft, die von der ersten bis zur 93. Minute wie unter Strom gesetzt agierte; aggressiv und früh attackierte, laufstark und giftig in den Zweikämpfen, und die nie aufgab. Unter der offensiven Spielweise des Tabellendreizehnten litt allerdings die Defensivarbeit, die die Gastgeber mit je zwei Treffern von Nicolas Strack und Tolga Duran und einem Eigentor zwar fünfmal ausnutzen konnten, aber dazu trotz stetem Bemühen noch klarste Möglichkeiten vergaben. Was sich am Ende rächen sollte.

14. Minute (Tor, 1:0): Frühe Führung für Waldgirmes. Strack trifft zum 1:0 ins kurze Toreck; nach Pass von Marcel Siegel, der auf der rechten Seite Kazuki Takahashi düpiert hatte.

20. Minute: Erster Pfostentreffer für die Gastgeber. Strack schießt alleine vor Friedbergs Keeper Vladan Grbovic an den Innenpfosten, von wo der Ball ins Toraus springt.

24. Minute (2:0): Was für ein Hammer-Tor! Duran zieht aus circa 30 Metern ab, und sein fulminanter Schuss senkt sich unter die Torlatte zum 2:0.

26. Minute: Duran trifft aussichtsreich vor dem Tor den Ball nach Zuspiel von Max Schneider nicht richtig.

27. Minute (2:1): Erstmals zeigt sich Unsicherheit der Waldgirmeser Abwehr bei hohen Bällen. Sebastian Bartel erzielt den 1:2-Anschlusstreffer im Nachsetzen per Kopf, nachdem Karl Cost bei der missglückten Abwehr einer hohen Flanke das Leder an die eigene Torlatte geköpft hatte.

29. Minute (3:1): Zweiter Streich von Bartel innerhalb kurzer Zeit, aber diesmal zugunsten des SC. Der Friedberger lenkt eine Hereingabe von Duran ins eigene Netz zum 3:1 für Waldgirmes.

31. Minute (4:1): Strack unterstreicht seinen starken Auftritt und trifft zum 4:1 mit seinem Schuss ins lange Toreck.

45. Minute: Wieder nur Aluminium. Durans Schuss nach Zuspiel von Öztürk landet am Torpfosten.

49. Minute: SC-Keeper Jan Dühring verletzt sich bei einer Abwehraktion am Knie und muss durch Maik Buss ersetzt werden.

52. Minute (4:2): Vuk Toskovic nutzt eine zu kurze Abwehr der Waldgirmeser mit hartem Schuss von der Strafraumgrenze.

61. Minute (5:2): Duran zum Zweiten. Strack legt dem SC-Mittelfeldspieler das Leder maßgerecht auf, und der trifft mit einem Prachtschuss aus 20 Metern.

65. Minute: Max Schneider scheitert im Anschluss an eine Kombination über Duran und Siegel alleine vor dem Türk-Gücü-Torwart an Grbovic.

72. Minute (5:3): Hoffnung für Türk Gücü. Abdussamed Gürsoy verkürzt mit einem platzierten Schuss ins lange Toreck auf 3:5.

75. Minute: Große Chance für Duran nach einem Konter über Lucas Hartmann, aber seinen Schuss wehrt Grbovic reaktionsschnell ab.

86. Minute (5:4): Die Dramatik erlebt ihren Höhepunkt: Alit Usic verlängert einen Freistoß mit dem Kopf zum 4:5-Anschlusstreffer.

87. Minute (5:5): Der Vorsprung ist dahin. Nach einem Foul von Siegel am ansonsten gut abgeschirmten Torjäger Younes Bahssou verwandelt der Gefoulte den Strafstoß selbst zum 5:5-Ausgleich.

87. bis 90. Minute: Beide Teams bemühen sich noch sehr engagiert um den Siegtreffer, aber nach 93 teilweise hektischen und leidenschaftlich geführten Minuten trennen sich die Teams 5:5.

SC Waldgirmes: Dühring (49. Buss) – Siegel, Schmidt, Cost, Ciraci – Golafra, Öztürk, Duran, Hartmann (85. Helm), Schneider – Strack (77. Schmitt).

Türk Gücü Friedberg: Grbovic – Takahashi, Biber (39. Bell Bell), Erdogan, Bartel – Tesfaldet, Usic, Kohnke (39. Penava), Toskovic, Gürsoy (90+2 Rodriguez) – Bahssou.

Tore: 1:0 Strack (14.), 2:0 Duran (24.), 2:1 Bartel (27.), 3:1 Bartel (29., Eigentor), 4:1 Strack (31.), 4:2 Toskovic (52.), 5:2 Duran (61.), 5:3 Gürsoy (72.), 5:4 Usic (86.), 5:5 Bahssou (87., Foulelfmeter). – Schiedsrichter: Rau (Wöllstadt). – Gelbe Karten: Golafra, Hartmann, Cost, Schneider/Erdogan. – Zuschauer: 320.



Aufrufe: 014.10.2018, 08:00 Uhr
Rolf Birkhölzer (Gießener Anzeiger)Autor