Der neue Abteilungsleiter und zugleich Innenverteidiger des TSV Tutzing, Philipp Simon, erklärt die Hintergründe. Aus Simons Sicht „ist die Fortsetzung des Spielbetriebs moralisch nicht vertretbar. Wenn Schulen und Kindergärten aufgrund von Covid-19 schließen müssen, sollten wir nicht zum Spaß jedes Wochenende gegen 15 Leute im Kontaktsport antreten“, denn „wir spielen Fußball alle nur zum Spaß und es ist nur ein Hobby“.
Zu groß ist die Gefahr, sich doch mit dem Virus zu infizieren: „Viele unserer Spieler haben Risikopatienten in ihrem familiären Umkreis oder können es nicht riskieren, den Virus mit in die Arbeit zu schleppen, da somit der ganze Betrieb vorsichtshalber in Quarantäne geschickt wird.“
TSV-Coach Christian Mandlmeier , der selbst Frau und Kinder hat, sagte: „Wäre ich selbst Spieler, würde ich nicht spielen. Allerdings stelle ich es jedem frei, selbst zu entscheiden, ob er spielen will oder nicht“.
Tutzing habe sich bereits früh mit der Möglichkeit auseinandergesetzt, den Spielbetrieb auszusetzen, so Simon. „Die Entscheidung des BFV, die Saison in diesem Jahr fortzusetzen, kam für uns alle überraschend. Wir sind davon ausgegangen, dass die Saison dieses Jahr auf keinen Fall fortgesetzt wird, da die Coronafälle immer weiter zunahmen.“
Direkt nach der Bekanntgabe dieser überraschenden Informationen wurde mannschaftlich entschlossen, den Spielbetrieb 2020 einzustellen. „Unsere ersten Informationen, die wir bekamen, waren, das wir aufgrund der Absage in die B- oder sogar C-Klasse zwangsabsteigen müssen. Glücklicherweise habe ich nochmal beim BFV Gruppenleiter Erhard Mach angerufen und mit ihm und dem BFV zusammen eine gute Lösung für alle gefunden“. Die Tutzinger konnten die restlichen vier Spiele auf kommende Saison verschieben und diese im März und April austragen. Somit hat die Corona-Entscheidung auch keine wirtschaftlichen Konsequenzen für den Verein mit sich gebracht.
Die Stimmung innerhalb der Herrenmannschaft ist beim aktuell Tabellenelften, der sein letztes Pflichtspiel am 10.11.2019 bestritt, auch ohne Spielbetrieb gut. „Außerdem hat sich kein einziger Spieler des TSV Tutzing beim Fußballverein abgemeldet oder aufgehört“, verrät Simon gegenüber FuPa Oberbayern/Fussball-Vorort.
Der Trainingsbetrieb mit Hygienemaßnahmen wurde einmal pro Woche durchgeführt, kürzlich jedoch nach dem Betracht der weiter steigenden Corona-Fallzahlen komplett eingestellt.
Philipp Simon antwortet auf die Frage, ob sich der TSV Tutzing nach den steigenden Corona-Fallzahlen in ihrer Entscheidung bestätigt fühlt, mit einem Ja.
„Die stark steigenden Zahlen kommen natürlich nicht nur davon, dass der Spielbetrieb wieder aufgenommen wurde. Das ist das Ergebnis verschiedenster Faktoren. Im Nachhinein sind wir jedoch natürlich froh, so entschieden zu haben und zu den aktuellen Zahlen hinzugesteuert zu haben“, verkündete der gebürtige Lauterer stolz.
(Jonas Weber)