2024-05-02T16:12:49.858Z

Ligabericht
Abteilungsleiter, Kapitän, Identifikationsfigur: Ingo Kaufmann ist der personifizierte TSV Spiegelau. F: Enzesberger
Abteilungsleiter, Kapitän, Identifikationsfigur: Ingo Kaufmann ist der personifizierte TSV Spiegelau. F: Enzesberger

"Glosmocha"-Prinzip: Spiegelauer Überlebenskampf

Obwohl der TSV Spiegelau mit vielen Problemen zu kämpfen hat, blicken die Verantwortlichen optimistisch in die Zukunft +++ Zukunft von Trainer Driendl noch offen

Seit mehr als 25 Jahren ist Thomas Driendl als Fußballtrainer im erweiterten Bayerwald aktiv. In Erinnerung geblieben sind vor allem seine Erfolge in der jüngsten Vergangenheit mit Schönbrunn, Neudorf und Untermitterdorf - allesamt ambitionierte Kreisligsten während der B-Lizenz-Inhaber dort aktiv war. Insofern verwunderte es doch etwas, dass der 57-Jährige vor der Saison beim A-Klassen-Kellerkind TSV Spiegelau angeheuert hat - bereits zum vierten Mal übrigens. "Das ist ein Freundschaftsdienst, der auf alter Verbundenheit beruht", macht Driendl, der in Spiegelau lebt, deutlich - und schiebt hinterher: "Ich will helfen."

Unterstützung kann der TSV Spiegelau gebrauchen. Schwere Zeiten liegen hinter dem Verein. Die Spielgemeinschaft mit Nachbarn Riedlhütte, die zunächst als Problemlöser des Personalmangels galt, scheiterte krachend. "Es sind zwei Vereine mit unterschiedlichen Vorstellungen aufeinandergetroffen. Das konnte nicht gut gehen", erklärt TSV-Vorsitzender Björn Strahberger. "Wir mussten uns wieder selbstständig machen, um zu verhindern, dass wir geschluckt werden."


Harte Arbeit nach dem SG-Aus

Nur noch drei Spiegelauer seien damals im Kader der SG gestanden. Nicht gerade die Zahl, die man sich als Verein des Breitensports vorstellt, weshalb die Verantwortlichen um Björn Strahberger die Reißleine zogen. "Ein auch im Nachhinein richtiger Schritt", urteilt der junge Vereinsfunktionär heute. Ein Schritt, der jedoch viel (Pionier-)Arbeit und viele Probleme mit sich brachte.

Praktisch aus dem Nichts heraus musste der TSV Spiegelau eine eigenständige Mannschaft auf die Beine stellen. Zu wenigen arrivierten Kräften wie Ingo Kaufmann, Manuel Landgraf und Manuel Schreib kamen zahlreiche Kicker hinzu, die reaktiviert worden sind, vorher nie ein Pflichtspiel bestritten haben oder einfach nicht A-Klassen-Niveau haben. "Eine sehr schwierige Konstellation", berichtet Thomas Driendl, der nach zwei Hüftoperationen voller Tatendrang ist. "Bei manchen Spielern klaffen Anspruch und Wirklichkeit weit auseinander."


Das Glosmocha-Prinzip

Dennoch ist der B-Lizenz-Inhaber mit Herzblut bei der Sache. Der TSV Spiegelau ist irgendwie "sein" Verein. Außerdem ist er von den Plänen der Vorstandschaft um Björn Strahberger ("Ohne ihn gäbe es diesen Verein nicht mehr") überzeugt. Der 31-jährige TSV-Chef hat zu seinem Amtsantritt vor vier Jahren das "Glosmocha-Prinzip" ausgerufen. "Wir wollen eine Mannschaft von Spiegelauern für Spiegelauern", erklärt Strahberger dazu. In Erinnerung an die TSV-Gründungsväter, die allesamt in der ortsansässigen Glashütte beschäftigt waren, sollen damalige Werte wie Kameradschaft und Hilfsbereitschaft im Vordergrund stehen.

Eine Idee, die gut klingt - aber mit harter Arbeit verbunden ist. "Natürlich möchte ich Spiele gewinnen", betont Trainer Driendl angesprochen auf die Aussichten nach fünf Punkten im bisherigen Saisonverlauf. "Zunächst einmal müssen wir jedoch das Durcheinander beseitigen." Damit meint der erfahrene Trainer vordergründig Undiszipliniertheiten seiner Spieler. Unter anderem verließen Marc und Robert Schneider deshalb den TSV. Björn Strahberger drückt deren Abgang etwas diplomatischer aus: "Der Verein und die Spieler hatten unterschiedliche Auffassungen."


Wie geht's mit Thomas Driendl weiter?

Generell ist der 31-Jährige, der seit vier Jahren Vorsitzender des TSV Spiegelau ist, ein optimistischer Mensch, der sich gerne in den Dienst der Allgemeinheit stellt und Dinge antreiben will. Doch manchmal gerät er in kniffligen Situationen ins Zweifeln, warum er das macht, was er macht. Doch positive Erlebnisse überwiegen. Gemeinsame Projekte wie die Ausrichtung des Heimatfestes, eine wichtige Einnahmequelle für die klamme Vereinskasse und identifikationsstiftend, und das gemeinsame ehrenamtliche Arbeiten treiben ihn an.

Leistungen, die Thomas Driendl wahrnimmt und wertschätzt. "Das unbändige Durchhaltevermögen der Vorstandschaft beeindruckt mich. Auch die Spieler sind leidensfähig. Trotz vieler Niederlagen bleiben die Meisten positiv." Aufgrund seiner Hüftoperationen ist er erst relativ spät zur Mannschaft gestoßen in dieser Saison. An eine vernünftige Vorbereitung war deshalb im Sommer nicht zu denken. Ein Spielsystem muss erst nach und nach eingeführt werden. "Langsam, aber sicher bekommen wir das jedoch alles in Griff."


"Wir müssen uns selber treu bleiben"

Wie es mit Thomas Driendl und dem TSV Spiegelau weitergeht, ist trotz allem Fleiß und aller Visionen offen. Das Engagement des 57-Jährigen ist vorerst bis Sommer begrenzt. Und auch die Zukunft des Fußballs im Glosmocha-Dorf ist reell betrachtet fraglich. Das gibt selbst Vorstand Björn Strahberger zu: "Ich bin selbst gespannt, was die Zukunft bringt. Wichtig ist, dass wir uns selber treu bleiben und immer wieder selber klar machen, dass wir die Mühen auf uns nehmen, um die Allgemeinheit zu stärken."

Aufrufe: 016.2.2019, 17:45 Uhr
Helmut WeigerstorferAutor