2024-05-02T16:12:49.858Z

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Beim TSV Armsheim (v.l., in Grün, Marcel Borniger und Marco del Pin , rechts Mauchenheims Daniel Fuchs) wird der Kader breiter. Auch eine Folge der Corona-Pandemie. 	Archivfoto: BK/Axel Schmitz
Beim TSV Armsheim (v.l., in Grün, Marcel Borniger und Marco del Pin , rechts Mauchenheims Daniel Fuchs) wird der Kader breiter. Auch eine Folge der Corona-Pandemie. Archivfoto: BK/Axel Schmitz

Ungebrochene Dynamik

SG Schornsheim und TSV Armsheim stählen in der Corona-Pause ihre Teamgefüge

Armsheim/Schornsheim. Die SG Schornsheim/Undenheim und der TSV Armsheim galten vor der Corona-Pause in Region als die Fußball-Mannschaften mit den besten Langfrist-Perspektiven. Doch welche Folgen hat der lange Lockdown auf die Entwicklung dieser Teams? Wir haben die Trainer Ralf Meyer und Dennis Steinbrecher gefragt und ausführliche Antworten bekommen, wie die Motivation aufrechterhalten wird.

SG Schornsheim/ Undenheim

Beim Tabellenführer hat der wohl hässlichste Wanderpokal sein Zuhause. Die Trophäe zeigt einen Glatzkopf mit übergroßer Plauze. Schornsheims Coach Dennis Steinbrecher verleiht die unrühmliche Auszeichnung an seinen lauffaulsten Spieler. Das motiviere auch den Letzten, beim Waldlauf noch einen Kilometer dranzuhängen, meint Steinbrecher. In den zurückliegenden Monaten ist der 29-Jährige häufig nach dem Schlüssel zum Materialraum gefragt worden: Bälle, Gewichte, Gummibänder, Hürden. In den Hinterhöfen ruht der Ball nicht. „Die vielen jungen Spieler wollen sich beweisen und individuell an sich arbeiten. Der Ehrgeiz ist ungebrochen“, sagt Steinbrecher. Aktuell erarbeitet das Trainerteam einen persönlichen Trainingsplan für jeden Spieler aus. Die Wintervorbereitung ist bereits im vollen Gange. Viermal die Woche wird trainiert, immer sonntags gibt es per Video-Meeting Kraft- und Stabilitätsübungen. „Dieser Sonntag ist weiter unser Spieltag. Hier sehen wir uns alle zur gleichen Zeit.“ Diese festen Termine mit dem gesamten Kader seien wichtig, um Routinen aufzubauen.

Nachdem das erste Saisonspiel gegen Wiesbachtal noch überraschend verloren ging, startete die Spielgemeinschaft eine Siegesserie, die bis heute anhält. Coach Steinbrecher traut seinen Jungs jetzt schon zu, eine gute Rolle in der Bezirksliga zu spielen. Sorgen, dass die Lust am Fußball mit jedem Wochenende ohne Wettkampf nachlässt, hat er nicht: „Die Kicker hier sind so positiv verrückt. Sobald Training möglich ist, wird die Beteiligung Rekordmarken erreichen.“

Was trotz ehrgeiziger Fitnesspläne nicht zu trainieren ist, sind Zweikämpfe. „Junge Spieler machen in diesen direkten Duellen die größten Entwicklungssprünge. Da kannst du noch so oft das Leder gegen die Garagenwand zirkeln, das fehlt“, sagt Steinbrecher. In den Tagen nach Weihnachten drehte der junge Coach eine kleine Runde durch den Ort, versuchte mit möglichst vielen einen kurzen Plausch an der Haustür zu halten. Ansonsten bleibt der Tabellenführer mit FIFA-Turnieren an der Konsole im stetigen Austausch. Der studierte Sportwissenschaftler Steinbrecher sieht darin sogar einen Mehrwert für den grünen Rasen. In seiner Abschlussarbeit hat er die Hand-Augen-Koordination bei Konsolenspielen untersucht: „Wer ambitioniert zockt, kann die koordinativen Vorteile auch auf dem Sportplatz für sich nutzen.“

TSV Armsheim

Fußball-Lethargie? Keine Spur. Das jüngste Team der Spielklasse verstärkt sich im Lockdown mit gleich mehreren Neuzugängen. Zusagen und Unterschriften hat TSV-Coach Ralf Meyer schon, in den nächsten Tagen werden dann Verstärkungen von der Torwartposition bis zur Offensivreihe offiziell bekanntgeben. „Im Kreis gibt es einige Spieler, die fragen: Passiert in meinem Verein nochmal irgendwas? Ich bekomme nicht mal eine WhatsApp-Nachricht von Mitspielern oder Trainern, geschweige denn Trainingspläne“, sagt Meyer. Der Stillstand andernorts kommt dem TSV Armsheim zu pass. Ein neu installierter Coach, der konsequent auf den eigenen Nachwuchs setzt und attraktiven Fußball spielen lässt. Auch wenn das Team wie beim 0:6 gegen Aufsteiger Spiesheim hin und wieder Lehrgeld zahlt, ist man mit dem Neuaufbau zufrieden. Acht Spieler, die noch für die A-Jugend spielberechtigt sind, haben sich zu wichtigen Größen in der A-Klasse-Elf entwickelt. Im Kader kennen sich viele schon seit Kindertagen. „Es gibt niemanden, der aus Alzey, Mainz oder Worms mit seiner Sporttasche hierüber pendelt und dann Fußballdienst nach Vorschrift macht. Die Jungs unternehmen privat viel und identifizieren sich total mit dem Verein“, meint Coach Meyer. Kapitän Jens Thiel hält die Truppe mit selbst organisierten Lauf-Challenges in Bewegung. Digitale Meeting werden im Spielerkreis organisiert, TSV-Trainer Meyer drängt sich da nicht in den Vordergrund: „Es ist immer ein gutes Zeichen, wenn das Team selbst Verantwortung übernimmt und Initiative ergreift.“ Die Trainingspläne liegen zwar in der Schublade, aber werden erst dann ausgepackt, wenn an Mannschaftssport wieder konkret zu denken ist. Solange zeigt die Spielgemeinschaft, dass sie auch ohne Ball am Fuß als Gemeinschaft funktioniert.

Aufrufe: 015.1.2021, 09:00 Uhr
Henrik RampeAutor