2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview
Hatte im bisherigen Saisonverlauf schon mehrfach die Möglichkeit, sich über einen dreifachen Punktgewinn zu freuen: Rains Trainer Alex Käs.
Hatte im bisherigen Saisonverlauf schon mehrfach die Möglichkeit, sich über einen dreifachen Punktgewinn zu freuen: Rains Trainer Alex Käs. – Foto: Szilvia Izsó

Rains Jungtrainer Alex Käs und seine Tricks

Der 27-Jährige verrät im Interview, wie er sich den Respekt seiner Mannschaft erarbeitet hat

Seine erste Saison als Trainer des Regionalligisten TSV Rain hatte sich Alex Käs zweifelsohne anders vorgestellt. Rein sportlich betrachtet, liegt der 27-jährige Burgheimer mit seinem Team nach 22 Partien und Tabellenplatz 13 voll auf Kurs. Doch die Corona-Krise stoppte den Aufsteiger zumindest vorerst. Der Coach steht im Interview mit der Neuburger Rundschau Rede und Antwort.

Herr Käs, wie fühlt es sich für Sie an, quasi zum Nichtstun verurteilt zu sein?

Käs: Nun, sowohl uns Trainern, aber auch den Spielern fehlt der Fußball natürlich schon sehr. Wenn man sich zuvor vier- oder fünfmal pro Woche zum Training oder zu Vorbereitungspartien getroffen hat und dann plötzlich das Ganze quasi von heute auf morgen ausgesetzt wird, dann hat das selbstverständlich auch Einfluss auf den normalen Alltag. Allerdings bin ich schon der Meinung, dass gerade der Amateur-Fußball in der momentanen Situation schlichtweg zurückstecken muss, da es derzeit wichtigere Dinge gibt. Als ’Fußball-Verrückter’ hoffe ich allerdings dennoch, dass zumindest in der Bundesliga oder 2. Liga bald wieder gespielt wird, um zumindest ein bisschen wieder den Alltag herzustellen. Bis es dann bei uns selbst wieder losgeht, wird es jedoch sicher noch eine gewisse Zeit dauern.

Wie geht man als Trainer mit dieser ungewohnten Situation um? Sprich: Gibt es gewisse Vorgaben oder Trainingspläne für die Spieler, um für den „Tag X“ fit zu sein?

Käs: Nun, unser letztes Mannschaftstraining war Mitte März. Nachdem wir zu diesem Zeitpunkt nicht gewusst hatten, wie sich das Ganze weiterentwickelt, haben wir den Spielern Trainingspläne bis zum 8. April an die Hand gegeben. Als sich dann jedoch abgezeichnet hat, dass es doch eine deutlich längere Pause geben würde, waren wir uns im Trainerteam einig, dass es unsinnig wäre, die Jungs weiterhin zum Laufen in den Wald zu schicken. Man weiß ganz einfach nicht, worauf man überhaupt trainiert. Wenn dann tatsächlich wieder weitergespielt wird, gibt es ohnehin eine gewisse Vorlaufzeit, in der man sich entsprechend vorbereiten kann. Abgesehen davon halten sich die Jungs auf diesem Niveau ohnehin körperlich selbst fit.

Wenn Sie in Sachen Regionalliga entscheiden dürften: Fortsetzung oder Abbruch?

Käs: Unabhängig von den ganzen rechtlichen Dingen, mit denen ich mich überhaupt nicht auskenne, bin ich aus Trainer- beziehungsweise sportlicher Sicht der Meinung: Wenn es möglich ist, sollte man die Saison auch zu Ende spielen, weil es in meinen Augen einfach die fairste Lösung ist. Klar könnte ich jetzt in unserer Situation auch für einen Abbruch plädieren, da wir zum jetzigen Zeitpunkt tabellarisch gerettet wären. Aber wie gesagt, für mich persönlich ist eine sportliche Entscheidung immer die fairste.

Für Sie ist es die erste Trainer-Station bei einem Regionalligisten. Worin liegen die Unterschiede?

Käs: Im Vergleich zum Jugendbereich, wo ich ja in der vorangegangenen Saison tätig war (Käs trainierte die U 16-Junioren des FC Ingolstadt, Anm. d. Red.), ist die Aufmerksamkeit in der Regionalliga schon deutlich höher. Als Trainer steht man einfach voll im Fokus. Man muss sich beispielsweise den Zuschauern oder den Medien wesentlich mehr erklären. Ein weiterer großer Unterschied zum Nachwuchs ist sicherlich das Thema Mannschaftsführung.

Können Sie das konkretisieren?

Käs: Wir haben ein relativ „altes“ Team, in dem viele Spieler älter als der Trainer sind. Da unser Kader zudem ziemlich groß ist, nimmt diese Mannschaftsführung einen extrem wichtigen Teil ein. Hier musste ich mich im Umgang mit den Spielern definitiv etwas umstellen.

Sie sind für einen Trainer sehr jung – haben Sie etwaige Vorbehalte innerhalb des Teams gespürt?

Käs: Klar, wenn man als junger Trainer auf eine erfahrene Mannschaft mit einigen ausgebufften Akteuren trifft, kann es schon vorkommen, dass der eine oder andere Spieler mal austestet, wie weit er gehen kann. Letztlich ist das aber nichts Außergewöhnliches. Diese Erfahrung wird wohl jeder Trainer schon gemacht haben. Mein Vorteil ist sicherlich, dass ich ja schon einmal in Rain tätig war (trainierte dort von 2016 bis 2018 die „Zweite“ in der Bezirksliga, Anm. d. Red.) und dadurch bereits etliche Jungs von der „Ersten“ schon kannte. Das Wichtigste für mich ist jedoch, dass man inhaltlich sauber arbeitet und dadurch die Leute überzeugt. Ich habe mich als Trainer noch nie verstellt oder versucht, mir „künstlich“ eine Autorität aufzubauen.

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Aufrufe: 06.5.2020, 18:17 Uhr
Neuburger Rundschau / Dirk SingAutor