Pentenried – Damit hatte Franz Möhwald nun wirklich nicht gerechnet. Damit, dass er in diesem Frühjahr nicht zu wenig, sondern zu viel Zeit hat. Denn die Corona-Krise sorgt dafür, dass der 59-Jährige im Moment statt fünfmal pro Woche überhaupt nicht auf dem Fußballplatz steht. „Da entsteht plötzlich ein Riesenloch im Leben. Man weiß gar nicht, was man mit der ganzen Zeit machen soll“, sagt der neue Trainer von A-Klassist TSV Pentenried und Teammanager der Altherrenmannschaft des FC Bayern München.
Das Ganze stimmt ihn aber auch nachdenklich. Der eigentlich so wichtige Fußball tritt plötzlich völlig in den Hintergrund. „Man merkt, es geht auch ohne“, so sein Fazit nach den ersten Wochen ohne das runde Leder.
Wenigstens beruflich hat der gebürtige Pentenrieder bisher kaum Einschränkungen durch die im Zuge der Verbreitung des Coronavirus verhängten Einschnitte in den Alltag. Er ist im Baugewerbe tätig, seine ebenfalls in Pentenried ansässige Firma baut Türen und Fenster weiterhin ein und hat zurzeit „Arbeit ohne Ende“ (Möhwald). Nur der Ausgleich nach Feierabend fällt eben weg.
Dabei hatte Möhwald sich gerade erst in eine neue Aufgabe gestürzt. Nach monatelangem Zureden durch seinen Neffen, Michael Möhwald, Mannschaftskapitän der ersten Herren und seit Jahresbeginn Fußball-Abteilungsleiter beim TSV Pentenried, hatte er das Traineramt bei seinem Heimatverein übernommen – zusätzlich zu seiner bereits seit 2010 ausgeübten Tätigkeit als Teammanager des Senioren-B-Teams beim FC Bayern. „Eigentlich könnte ich mit meinen 59 Jahren auch einfach auf der Couch sitzen. Mal schauen, wie lange meine Frau es mitmacht, wenn ich fast jeden Tag am Fußballplatz bin“, meinte Möhwald noch vor einigen Wochen scherzhaft.
Neuer Trainer Möhwald hält sich an die alte SchuleIn den ersten Tagen als Trainer des A-Klassisten herrschte beim neuen Coach große Begeisterung. Mit Ordnung und Disziplin wollte er die Mannschaft – unterstützt vom spielenden Co-Trainer Magnus Piele – auf Touren bringen.
Seine Spieler überraschte er mit ungewöhnlichen Aktionen wie einem Alkoholtester beim Treffpunkt oder Bestrafung per Liegestützen. Möhwald hat kein Problem damit, wenn man ihn als Trainer der alten Schule bezeichnet.
„Ich bin nicht der Kumpeltyp. Die Spieler müssen mich nicht lieben und auch nicht mit mir auf Partys gehen“, stellt er klar. „Ich mache mein Training und fertig.“
Einige Tipps holte er sich von seiner Tochter Kristin, Spielerin bei Damen-Bezirksligist SC Pöcking-Possenhofen, die in Besitz einer Trainerlizenz ist. Zudem wollte er seine Erfahrung vom erfolgreichen Ü40-Team des FC Bayern einbringen, wo er mit namhaften Spielern wie Ex-Profi Francisco Copado zu tun hat und in der Regel ebenfalls ein Termin den nächsten jagt.
Corona: Trainer des TSV Pentenried hat Saison innerlich abgehaktIm Moment ist an all das aber nicht zu denken. „Ich habe die Saison innerlich schon abgehakt, denn es gibt ja kein Gegenmittel gegen das Virus. Es gibt jetzt wichtigere Dinge“, sagt Möhwald. Sein einziger, nicht ganz ernst gemeinter Vorschlag, wie man die laufende Spielzeit doch noch zu Ende bringen könnte: „Man könnte die Zweikämpfe verbieten.“
Ursprünglich hatte Möhwald nur für ein dreimonatiges Engagement zugesagt. Bei einem vorzeitigen Saisonabbruch wäre damit alles schon wieder vorbei, bevor es so richtig begann.
Definitiv festlegen, wie es dann weitergeht, möchte er sich im Moment noch nicht. Er ist aber zumindest vorsichtig optimistisch, die Arbeit in Pentenried fortzuführen, falls im Sommer die Vorbereitung auf die neue Saison planmäßig beginnen kann. „Wenn es bis dahin wieder gefahrenlos möglich ist, kann ich mir gut vorstellen, mit dem Team weiterzuarbeiten“, sagt Möhwald.
Zwar könnten seine zwei Aufgaben im Fußball auf Dauer ein wenig stressig werden. Aber auf der Couch sitzen kann er zurzeit genug.
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