2024-04-30T13:48:59.170Z

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Ligaspiele hatten die Nachwuchsfußballer der Region heuer nur sehr wenige. Nun gibt es einen Appell, dass sie zumindest weiter trainieren dürfen. 
Ligaspiele hatten die Nachwuchsfußballer der Region heuer nur sehr wenige. Nun gibt es einen Appell, dass sie zumindest weiter trainieren dürfen.  – Foto: Thomas Plettenberg

Die Angst, den Nachwuchs zu verlieren

Ein Appell an die Politik

DFB und BFV appellieren an die Politik, zumindest Jugend-Training wieder zuzulassen. Stimmen aus dem Landkreis Miesbach.

Landkreis – Der komplette Amateursport ruht durch die Corona-Bestimmungen im November (wir berichteten). Nun gibt es erste Bestrebungen, dass sich zumindest der Nachwuchs austoben kann. In Mecklenburg-Vorpommern (bis 18 Jahre) und Berlin (bis zwölf Jahre) etwa dürfen Kinder dem Vereinssport nachgehen – zumindest im Trainingsbetrieb. Darauf aufbauend haben die Präsidenten der Regional- und Landesverbände im Deutschen Fußball-Bund (DFB) einen Appell an die Politik gerichtet, dass Sport unter freiem Himmel möglich gemacht werden soll. Dieser Appell zielt in erster Linie auf Kinder und Jugendliche ab – und schließt ausdrücklich nicht nur den Fußball ein. Wir haben uns bei Nachwuchstrainern in der Region umgehört.

Markus Stutz, TSV Otterfing

Dass der Nachwuchs wieder trainieren soll, ist ganz im Sinn des TSV Otterfing. „Wir sind in den Startblöcken und hoffen auf Schreiben des Deutschen und des Bayerischen Fußball-Verbands an die Entscheidungsträger“, erklärt TSV-Jugendleiter Markus Stutz, der diese Funktion bereits seit sechs Jahren innehat. Der 44-Jährige kümmert sich um die A- und B-Junioren. Für die Kleineren ist sein Stellvertreter Kai Buschmann federführend. Stutz sieht viele Vorteile in der Wiederaufnahme des Trainingsbetriebes. Die sozialen Kontakte werden aufrechterhalten beziehungsweise gefördert, das Interesse am Fußball flaut nicht ab, und Bewegung ist, unabhängig von der Sportart, zielführend für die Gesundheit des Nachwuchses. Stutz hat aus dem eigenen Verein auch ein negatives Beispiel parat: Nach dem ersten Lockdown im Frühjahr musste sechs Wochen später die C-Jugend abgemeldet werden. Dass der Hallenbetrieb entgegen dem Training im Freien ein erhöhtes Ansteckungsrisiko birgt, will der Nordring-Funktionär nicht verneinen. Aber unter freiem Himmel Sport zu treiben, sieht Stutz in keiner Relation zu den negativen Folgen des aktuell bestehenden Trainingsverbotes: „Wenn Fußball im Freien nicht erlaubt ist, müsste konsequenterweise vieles andere Sachen auch untersagt werden.“

Dominik von Maffei, JFG Miesbacher Oberland

Bei der JFG Miesbacher Oberland halten sich während des Lockdown Light die Buben und Mädchen aus den Jugendmannschaften derzeit selbstständig fit. „Wir organisieren einfache Challenges für die Kinder. Das funktioniert aber naturgemäß nicht so gut wie echtes Training“, sagt Jugendleiter Dominik von Maffei, der sich ein Training unter freiem Himmel mit bestimmten Auflagen durchaus vorstellen kann. Denn in den vergangenen Monaten hat er mit seinen Trainerkollegen festgestellt, dass die Kinder zuhause allein nicht wirklich viel Sport treiben. „Grundsätzlich bin ich dafür, dass Sport im Rahmen des Vertretbaren möglich sein sollte“, findet von Maffei. „Von einem Fußballtraining mit 20 Kindern halte ich auch nicht wirklich viel, aber unter Auflagen, zum Beispiel in Fünfergruppen, ist das schon vertretbar.“

Alfred Waizmann, TuS Holzkirchen

Für Alfred Waizmann ist es klar. „Ich würde es schon begrüßen, wenn wir weitertrainieren können“, sagt der Trainer der Holzkirchner U16 im Hinblick auf den Appell der Verbände an die Politik. Für seine Kicker sei die Situation schon „ein wenig deprimierend“. Schließlich ist die aktuelle Lage für die Grün-Weißen, die in der Kreisklasse kicken, – wie für viele andere Teams – alles andere als einfach. „Es ist schade, aber vielleicht kommen die Verantwortlichen zu der Einsicht, dass man es weiterlaufen lassen kann“, hofft Waizmann. Zudem verweist der TuS-Übungsleiter auf die ausgearbeiteten Hygienekonzepte, die bisher richtig gut funktionieren. „Es schwingt natürlich auch bei jedem irgendwo die Angst mit, welche die Folgen das für den Jugendfußball haben wird, wenn wir nicht trainieren dürfen“, gibt Waizmann zu. Unter Umständen könnte sich so mittelfristig ein Nachwuchsproblem im Jugendfußball ergeben.

Florian Kaindl, TSV Hartpenning

„Egal in welcher Sportart: Es wäre mehr als wünschenswert, wenn wir bald wieder trainieren könnten“, sagt Peter Kaindl vom TSV Hartpenning. „Der Spielbetrieb ist zweitrangig – und im Nachwuchsfußball um diese Jahreszeit ja ohnehin im Ausklingen.“ Aber gerade bei den kleineren Kindern merke man es, dass ihnen das Training, die Bewegung und der Kontakt zu den Mannschaftskameraden fehle. Bei den Älteren sei das weniger ein Problem, weil sie sich besser organisieren könnten. „Es ist schade, weil sich jeder Verein reingehängt, Hygienekonzepte ausgearbeitet und getan hat, was zu tun war. Gleichzeitig fehlt mir etwas die Ernsthaftigkeit, wenn ich am Wochenende in unseren Naherholungsgebieten die Scharen von Menschen sehe, die wir durch unsere Sportpause schützen sollen“, betont Kaindl. Er hofft, dass spätestens ab Dezember wieder trainiert werden darf. Sonst sieht auch er die Gefahr, dass künftig ganze Jahrgänge fehlen – und das nicht nur im Fußball.

Peter Oettl, SG Rottach-Egern/Kreuth

Im Lager des FC Real Kreuth sieht man die Lage eher pragmatisch. „Man muss ehrlich sagen: In anderen Jahren ist im November eigentlich auch nicht mehr gespielt worden“, stellt Peter Oettl klar. Er ist Trainer der A-Junioren der Spielgemeinschaft des FC Rottach-Egern und des FC Real Kreuth. Wenngleich er findet, dass „ein Training am Sportplatz eigentlich möglich sein sollte“. Und fügt an: „Das Vereinsheim und die Kabinen sollten natürlich geschlossen sein, dann ist meiner Meinung nach die Infektionsgefahr relativ gering.“ Für den Übungsleiter der SG Rottach-Egern/Kreuth ist ein anderes Problem dagegen viel zentraler. Die Angst, mittelfristig den Nachwuchs zu verlieren. „Das war uns nach dem ersten Lockdown schon sehr wichtig, dass wir so schnell wie möglich wieder trainieren, um die Jungs dabei zu halten“, sagt Oettl. „Denn je länger man weg ist, desto schwieriger wird es sein, bei den Jugendlichen wieder die Begeisterung für den Sport zu entfachen.“
(ko/emi/meh/sie)

Aufrufe: 010.11.2020, 11:09 Uhr
Miesbacher Merkur / Thomas Markus Michael Hans-PetAutor