2024-05-08T14:46:11.570Z

Vereinsnachrichten
Mehr als vier Jahrzehnte war Johannes Bayr für den TSV Offingen als Pressewart aktiv. Viele Jahre davon als Berichterstatter für die Günzburger Zeitung mit dem Kürzel jb.   F.: Günzburger Zeitung
Mehr als vier Jahrzehnte war Johannes Bayr für den TSV Offingen als Pressewart aktiv. Viele Jahre davon als Berichterstatter für die Günzburger Zeitung mit dem Kürzel jb. F.: Günzburger Zeitung

„Da kommt der Schreiberling“

Beinahe 40 Jahre war Johannes Bayr Pressewart des TSV Offingen +++ Jetzt möchte er nur noch Fan sein

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Keineswegs leicht sei ihm diese Entscheidung gefallen, betont der sonst so fröhliche Johannes Bayr mit nachdenklicher Miene. 67 Jahre alt ist er inzwischen, weit mehr als die Hälfte dieser Zeit, insgesamt annähernd 40 Jahre, war er als Pressewart für die Fußball-Abteilung des TSV Offingen aktiv. Jetzt gibt er das Funktionärsamt auf – aus familiären Gründen, wie er sagt.

Seit 1978 hat Johannes Bayr dieses Ehrenamt für den Verein ausgeübt. Unter dem Kürzel „jb“ hat er unzählige Berichte für unsere Zeitung verfasst und Texte für das Stadionheft sowie, in späteren Jahren, für die Homepage des TSV Offingen geschrieben. Ohne ihn hätte es das liebevoll gemachte Festbuch zum 100-jährigen Vereinsbestehen 2012 in dieser Form nicht gegeben. Zusätzlich war Bayr 20 Jahre lang Stadionsprecher. Alles zum Wohle das großen Ganzen. Alles mit vollem Herzen. Alles aus Liebe zur Heimat und zum Heimatverein. „Viele gute Bekanntschaften und sogar Freundschaften sind in diesem langen Zeitraum entstanden“, erzählt er.

Weil Bayr akribisch Buch geführt hat, kann er mit einem Augenzwinkern verraten, wie viele Akteure er in seinen 40 Jahren als Pressewart „verschlissen“ hat. Es waren fünf TSV-Vorsitzende, neun Fußball-Abteilungsleiter, zwölf Jugendleiter und 25 Trainer. Mit zwei ehemaligen Übungsleitern, Peter Reschnauer und Hermann Wegele, sei er heute noch befreundet, vermerkt der 67-Jährige.

Sein erster Trainer beim TSV Offingen war 1978 Paul Sauter. „Er war drei oder vier Jahre Trainer in Offingen und hat gleichzeitig in Köln seinen Fußball-Lehrer gemacht“, berichtet Bayr. In diese Zeit fällt auch der erste Bezirksliga-Aufstieg der Offinger, an den sich der damals noch ganz frische Pressewart bis heute in Details erinnert. „1980 war das. Da gab’s am alten Sportplatz an der Neuoffinger Straße noch keine Tribüne, nicht mal einen offiziellen Parkplatz. Es hat auch in Strömen geregnet. Und dennoch säumten während des Relegationsspiels gegen Altenmünster 1000 Zuschauer das Spielfeld.“

Es sei ihm stets eine große Freude gewesen, über die Fußballspiele des TSV Offingen zu berichten, schildert Bayr. Der 67-Jährige ist ohnehin überzeugt: „Wenn man das nicht mit Spaß macht, funktioniert das keine 40 Jahre lang.“ Im Rückspiegel hofft er, selbst in kritischen Situationen, bei enttäuschenden Niederlagen und verpassten Saisonzielen überwiegend die richtigen Worte gefunden zu haben. Die Resonanz bestärkt ihn. „Man braucht auch eine gewisse Anerkennung in der Form, dass die Leute sagen, das stimmt schon, was man da geschrieben hat.“ Ernsthaften Streit, so berichtet er, habe es nie gegeben. „Nicht mal mit den Sportredakteuren in Günzburg, die ja auch mal gewechselt haben“, wie er mit verschmitztem Gesicht betont. Im Gegenteil habe er es immer als schön empfunden, am Montag in der Heimatzeitung nachzulesen, wie seine eigenen Gedanken rüberkamen.

Heute geht er mit seinem Enkel Oskar zum Sportplatz und mit dem Dreijährigen wird er auch künftig die Spielstätte im Mindelbogen besuchen. Seinem zweiten Herzensverein (Bayr war „schon immer“ Fan des TSV 1860 München) wünscht er, dass er in der Frühjahrsrunde seine momentane Tabellenposition ins Ziel retten könnte. „Damit würden wir den Klassenerhalt schaffen und könnten den Sportfreunden in Offingen weiterhin Bezirksligafußball bieten.“

Übrigens: Mit der an sich wenig schmeichelhaft gemeinten Bezeichnung „Schreiberling“ (die hat ihm 2004 der damalige Bezirks-Spielleiter Volker Wedel verpasst) geht Bayr entspannt um. Der 67-Jährige hat den Ausgangspunkt dieser Geschichte sofort parat und berichtet, Wedel habe damals einigermaßen gereizt auf Bayrs Formulierung reagiert, er hätte dem Bezirksliga-Aufsteiger ein schweres Auftaktprogramm beschert. Man möge dem Herrn Schreiberling ausrichten, dass nicht Wedel, sondern der Computer den Spielplan erstellt habe, bemerkte der schwäbische Spitzenfunktionär gegenüber dem Offinger Fußball-Abteilungsleiter Karl-Heinz Mayer. Seitdem und bis heute wird Bayr immer wieder aufgezogen mit der Bemerkung „Da kommt der Schreiberling“. Er kokettiert damit, trägt den Beinamen schmunzelnd als eine Art Ehrenbezeugung und weiß im Stillen, dass die Menschen in seiner Umgebung respektvoll auf ihn und seine Leistung blicken.

Seine Tätigkeit als Pressewart des TSV Offingen liegt bald in der Vergangenheit. Und viele Weggefährten werden traurig sein, wenn Johannes Bayr jetzt geht. Er wird ein Mann des Wortes bleiben – nicht nur als Erzähler von Anekdoten. Das Reimen ist ihm über viele Jahre zur Leidenschaft geworden. Zum Abschied aus seinem jahrzehntelangen Funktionärswirken hat der Hobbydichter folgende Zeilen gefunden:

Servus Männer, macht’s es guad,
i nemm beim TSV mein Huad
und lass als ausgwachsener Ma’
endlich au mal Junge na.

40 Jauhr send net übertrieba,
han i d Sportberichte gschrieba.
Jetzt kommt a Junger und macht
sei Ding.
Des wünsch i ihm als Schreiberling.

Aufrufe: 01.1.2018, 11:24 Uhr
Günzburger Zeitung / Jan KubicaAutor