Meister Karlburg oder: Hoppla, plötzlich Bayernliga

Es ist zweifelsfrei DIE Geschichte dieser Saison in der Landesliga Nordwest. Kurzer Rückblick: Vor ziemlich genau 12 Monaten musste der Klub aus dem Karlstädter Stadtteil in die nervenaufreibende Relegationsmühle - um den Abstieg aus der Landesliga zu verhindern! Nach zwei Runden und vier engen Partien gegen den SV Vatan Spor Aschaffenburg und den TSV Gochsheim durften die Karlburger aufatmen, der Klassenerhalt auf den letzten Drücker war geschafft. Jetzt fragen sich natürlich die Fußball-Freunde in Unterfranken: Was ist da in der kurzen Sommerpause in Karlburg passiert, dass ein Abstiegskandidat zum Titelträger mutierte? "Die Relegation letztes Jahr hat uns noch einmal enorm zusammengeschweißt", versucht Karlburgs Abteilungsleiter Michael Gehret die höchsterstaunliche Metamorphose zu erklären. "Aber klar, das konnte definitiv niemand so erwarten. Die Mannschaft spielt die zweite Saison in Folge in dieser Konstellation zusammen. Der Zusammenhalt und der Charakter der Truppe haben sicherlich einen ganz großen Anteil an diesem Erfolg", meint Gehret und will natürlich auch den Scheffel des scheidenden Coaches Patrick Sträßer (FuPa berichtete) nicht unters Licht stellen: "Die Arbeit des Trainerteams war hervorragend. Das ist eine wahnsinnige Leistung und ihnen allen ganz hoch anzurechnen. Wir sind zwar völlig überraschend, aber auch zurecht aufgestiegen." Zudem spielte dem TSV der Aspekt in die Karten, dass sich, wie es Gehret ausdrückt, "in dieser Saison keine Übermannschaft" herauskristallisiert hatte. Zum Vergleich: Gewinnt Karlburg auch die letzte Partie in Röllbach, kommt der Meister auf 60 Punkte. In der Vorsaison heimste der Champion TSV Abtswind 75 Zähler ein, der Vizemeister aus Vach kam immerhin auf starke 69 Punkte.

Abteilungsleiter Michael Gehret: »Wir müssen uns sicher nicht verstecken.«

So überraschend der Erfolg für den TSV Karlburg kommt, Michael Gehret erstarrt deswegen nicht in Ehrfurcht vor den Herausforderungen in der Bayernliga: "Wir müssen uns sicher nicht verstecken." Spannend zu beobachten wird sein, wie Neu-Trainer Markus Köhler (32), der bisher die Karlburger Reserve in der Kreisliga gecoacht hat, den großen Sprung in die fünfte Liga bewerkstelligen wird. Ihm zur Seite stehen wird Sebastian Fries. Der 26-Jährige fungiert noch als Kapitän beim Würzburger FV und wird ab Sommer als spielender Co-Trainer agieren. "Der eine oder andere Neuzugang sollte noch kommen, aber viel tun wird sich nicht. Die Aufstiegsmannschaft hat es sich verdient, in der Bayernliga zu spielen", erklärt Gehret, der sich auf viele neue Erfahrungen freut: "Lange Zeit konnten wir uns nicht vorstellen, einmal ein Ligaspiel gegen den Würzburger FV bestreiten zu dürfen. Sich mit ehemaligen Regionalligisten wie Hof oder Seligenporten zu messen, das wird sicher sehr interessant für uns." Bevor aber das Abenteuer Bayernliga beginnt, stehen noch einige Feierlichkeiten auf dem Programm. Wie zum Beispiel am Samstag vor den abschließenden 90 Minuten in Röllbach, wenn der offizielle Termin bei der Stadt Karlstadt auf dem Programm steht. Eintrag ins Goldene Buch lautet der Auftrag für den TSV-Tross. In den Vereinsannalen haben sich die Kicker mit ihrer fast sensationellen Meisterschaft in der Landesliga Nordwest ohnehin schon längst verewigt.