2024-06-17T07:46:28.129Z

Testspiel
Beim TSV Kareth-Lappersdorf (weißes Trikot) nimmt man die Hygienebestimmungen sehr ernst.
Beim TSV Kareth-Lappersdorf (weißes Trikot) nimmt man die Hygienebestimmungen sehr ernst. – Foto: Stefan Glötzl

Bösl kritisiert Verhältnismäßigkeit

Das Verbot von Zuschauern bei Testspielen stößt beim Trainer des TSV Kareth-Lappersdorf auf Unverständnis.

Die Freude war allen Beteiligten und Spielern am vergangenen Wochenende ins Gesicht geschrieben. Endlich durfte der Ball in Bayern wieder rollen, was viele Mannschaften prompt genutzt haben, um ein erstes Testspiel zu absolvieren. Auf die bestehenden Hygienevorschriften wurde größtenteils penibel geachtet. Wir haben uns umgehört, welche Erkenntnisse die höherklassigen Teams aus Regensburg gesammelt haben und, wie sie die Vorschriften für den Amateurfußball bewerten.

Mancherorts herrscht weiterhin Skepsis. So sind etwa für Franz Koller, den Trainer des Bayernligisten SV Donaustauf, all die Vorschriften kaum tragbar. Koller ist davon überzeugt, dass es im September nicht wieder losgehen kann. Die Zuschauer dann ordnungsgemäß um das Spielfeld herum aufzuteilen, ihre An- und Abfahrt zu regeln etc. – das sei kaum möglich. Und ohne Zuschauer ginge es bei den Dorfklubs schlichtweg nicht: „Die kleinen Vereine sind ja auf diese Einnahmen angewiesen.“ Auch könne man das Infektionsgeschehen nach der Urlaubszeit kaum einschätzen. „Von einem Lockdown bis zur kompletten Freigabe ist so ziemlich alles drin. Wenn sich hier nicht gravierend etwas ändert, sehe ich für einen Punktspielstart im September keine Chance.“

Donaustaufs Fußball-Abteilungsleiter Lothar Rengsberger hätte sich ebenfalls eine klarere Kante des Verbandes gewünscht. „Es wird ja alles runtergebrochen auf die Vereine, die alles umsetzen müssen“, lautet Rengsbergers klare Meinung. Die Hygienebestimmungen hält der SV vorschriftsmäßig ein. Im Mannschaftsbus nach Eltersdorf trugen die Spieler eine Maske, geduscht und sich umgezogen wurde im Freien mit genügend Abstand. „Das hat schon alles gepasst.“ Sein erstes Testspiel beim Tabellenzweiten der Bayernliga Nord gewann der SV mit 2:1.

Der BFV stellt seinen Vereinen ein umfassendes und anpassbares Muster-Hygienekonzept zur Verfügung. Wichtig dabei: Dieses Muster-Konzept ist grundsätzlich nur nötig, wenn ein Verein neben Spielfeld und WCs auch seine Umkleiden und/oder Duschen für den regulären Einsatz öffnen möchte und muss auf Verlangen der zuständigen kommunalen Behörde vorgelegt werden. Wichtig ist auch, dass das Muster-Konzept auf die individuellen Rahmenbedingungen eines Vereins und die Anforderungen der kommunalen Behörde angepasst werden kann und sollte. Es handelt sich also um ein Konzept, das im aktuellen Umfang den unterschiedlichsten Rahmenbedingungen und Anforderungen in Bayern gerecht wird, für den einzelnen Verein aber nicht zwingend in vollem Umfang relevant ist.

Mit diesem Konzept hat sich der FC Tegernheim frühzeitig auseinandergesetzt. „Daher waren wir in dieser Hinsicht relativ gut vorbereitet“, so Sportlicher Leiter Thomas Schweiger. Er ergänzt: „Es ist letzte Woche ein ständiges Hin und Her gewesen, was die Planungen natürlich nicht einfach gemacht hat.“ Schweigers Hoffnung: „Dass wir jetzt ganz normal unsere Spiele absolvieren und im September starten können.“ Im ersten Test setzte sich der Landesligist gegen Ligakonkurrent SC Ettmannsdorf mit 6:4 durch. Das Ergebnis spricht für sich – beiden Teams war die lange Pause deutlich anzumerken.

Egal wie, Hauptsache, man dürfe Fußball spielen. Das sind die Worte von Hans Meichel. „Wo wir Duschen und die Trikots anziehen, ist an sich egal“, führt der sportliche Leiter des SV Fortuna Regensburg aus. Am Samstag fuhren die Spieler bereits umgezogen nach Kelheim, trugen bis zum Spielfeldrand ihre Masken und duschten erst nach der Rückfahrt im eigenen Vereinsheim. „Ich finde das notwendig, das muss sein“, sagt Meichel. Der 73-Jährige ist ein klarer Verfechter davon, die Auflagen strikt zu erfüllen. Der 6:1-Sieg beim ATSV hinterließ Meichel „angenehm überrascht, dass wir schon so weit sind“.

Viele Vereine zögern noch, was die Austragung erster Freundschaftsspiele angeht. So haben ein Großteil der Regensburger Klubs das vergangene Wochenende noch nicht zum Testen genutzt. Darunter auch Landesligist TSV Kareth-Lappersdorf. Auf Kareths Höhen hat man sich umsichtig mit den Hygienebestimmungen auseinandergesetzt und ein entsprechendes Konzept für den Trainings- und Testspielbetrieb entwickelt. TSV-Trainer Matthias Bösl spricht von einem immensen gesellschaftlichen Schaden, sollten heuer doch keine Punktspiele mehr stattfinden können. Manche Entscheidungen der Politik findet Bösl „aberwitzig. Dass man zum Beispiel in einen Flieger 300 Leute einpfercht, aber bei einem Fußballspiel dürfen bei einem Testspiel keine 30 Leute zuschauen. Das passt nicht zusammen.“ Hier kritisiert Bösl die Verhältnismäßigkeit. „Es spiegelt wider, welchen geringen Stellenwert der Sport zum Teil in der Politik hat.“

Regensburgs höherklassige Teams nutzen den morgigen Samstag fleißig zum Testen. Donaustauf misst sich mit der DJK Vilzing, der SV Fortuna gastiert bei der SpVgg Landshut und Tegernheim ist in Ammerthal zugegen. Die Karether starten beim TB Roding in ihre Testspielriege. Überall sind Zuschauer noch nicht erlaubt.

Aufrufe: 07.8.2020, 11:00 Uhr
Florian WürtheleAutor