2024-04-25T14:35:39.956Z

FuPa Portrait
Vollen Einsatz zeigt Christoph Burkhard (rechts gegen Ehekirchen) nun wieder für den TSV Hollenbach. Der 34-Jährige verrät, warum er wieder für das Team aus dem Krebsbachtal am Ball ist und wie seine Teamkollegen den ehemaligen Profi der „Sechzger“ aufgenommen haben.  Foto: Sarina Schäffer
Vollen Einsatz zeigt Christoph Burkhard (rechts gegen Ehekirchen) nun wieder für den TSV Hollenbach. Der 34-Jährige verrät, warum er wieder für das Team aus dem Krebsbachtal am Ball ist und wie seine Teamkollegen den ehemaligen Profi der „Sechzger“ aufgenommen haben. Foto: Sarina Schäffer

Burkhard haut sich für Hollenbach rein

Nach 18 Jahren ist der Mittelfeldspieler zurück bei seinem Heimatverein +++ Der 34-Jährige verrät, warum er vom TSV überrascht ist und worin die Unterschiede zum Profifußball liegen

Wenn Christoph Burkhard die Bundesliga im Fernsehen verfolgt, wird er manchmal wehmütig. Speziell, wenn er seinen ehemaligen Teamkollegen wie Daniel Baier, Kapitän des FC Augsburg, oder Sven Bender (Bayer Leverkusen) beim Spielen zusieht. „In solchen Momenten frage ich mich, warum es für mich nicht ganz gereicht hat.“ Wenn der 34-Jährige dann aber aus seinem Wohnzimmer blickt, ist der Ärger schnell verflogen und ein Lächeln kommt ihm über das Gesicht. Im linken Arm hält er Söhnchen Valentin (zwei Jahre alt), mit dem rechten zeigt er den Weg zu seiner neuen und gleichzeitig alten Liebe. „Der Sportplatz liegt nur 150 Metern von meinem Garten entfernt. Zum Training kann ich jetzt laufen.“ Nach rund 18 Jahren ist Burkhard seit der Winterpause zurück bei seinem Heimatverein TSV Hollenbach.

Der frühere Profi, der beim TSV 1860 München immerhin 14 Mal in der 2. Bundesliga zum Einsatz kam, zeigt sich begeistert von seinem neuen alten Klub. „Das meine ich ernst. Was die Verantwortlichen hier auf die Beine gestellt haben, ist wirklich außergewöhnlich für einen kleinen Verein. Hier wird herausragend gearbeitet.“ Seit anderthalb Jahren wohnt der gelernte Zimmerer wieder in Hollenbach. Nach seinem Abschied vom SV Wacker Burghausen, für den er acht Jahre lang die Schuhe in der 3. Liga und der Regionalliga schnürte und zum Publikumsliebling avancierte, zog es ihn zurück in die Heimat. Schon damals wollten die Hollenbacher ihren „Burki“ zurückholen. Der wollte es aber nochmals höherklassig probieren und schloss sich dem FC Pipinsried an, mit dem er den Klassenerhalt schaffte und unter anderem auf die Löwen und Burghausen traf. Im Sommer wendete sich dann das Blatt. Burkhard fand sich beim FCP meist auf der Ersatzbank wieder. „Ich wusste nicht warum. Man hat mich auch gefragt, ob ich einen anderen Verein habe. Es kam mir vor, als ob man mich loswerden wollte.“ Dennoch verhielt sich der 34-Jährige professionell und nahm die Rolle an. Als sich dann aber die Gelegenheit zum Wechsel bot, zögerte Burkhard keine Sekunde lang. „Ich wollte meine Karriere ohnehin in Hollenbach beenden. Das war immer klar. Alles andere ist jetzt nicht mehr wichtig“, so Burkhard, der für das Bistum Augsburg als Fahrer arbeitet. „Die meisten Fahrgäste interessieren sich für Fußball. Den Bischof durfte ich noch nicht fahren, aber ich habe gehört, dass er ein großer Bayern-Fan sein soll“, antwortet er auf die Frage, ob die Geistlichen etwas mit Fußball anfangen können.

Im Krebsbachtal schlägt der Ex-Profi nun ein neues Kapitel auf – als spielender Co-Trainer. „So kann ich meine Erfahrung noch besser weitergeben. Mir gefällt es, Spieler zu entwickeln und weiterzubringen.“ Ob er irgendwann mal als Chefcoach die Kommandos geben wird? „Das könnte ich mir schon vorstellen. Ich hatte schon ein paar Anfragen als Spielertrainer in der Kreisklasse, aber das käme aktuell zu früh, auch weil ich beruflich und privat viel um die Ohren habe“, so Burkhard, der außerdem klarstellt: „Ich muss außerdem gerade in Sachen Ansprache noch viel lernen. Da kann ich mir bei Christian Adrianowytsch zum Glück einiges abschauen. Er stellt das Team immer perfekt ein. Aktuell will ich aber noch selber spielen, solange mein Körper mitmacht“, lobt er den TSV-Chefcoach.

In all den Jahren in München und Burghausen hat Burkhard nie den Kontakt zu seiner Heimat verloren. „Ich habe natürlich mit meinen Eltern telefoniert und mir immer berichten lassen, was der TSV so macht“, so der 34-Jährige, dessen Vater Erwin seit vielen Jahren als Platzwart in Hollenbach tätig ist. Christoph Burkhard zog im Alter von 16 Jahren aus, um Fußballprofi zu werden, jetzt will er seine Erfahrung an seine Mitspieler weitergeben. „Die Jungs können immer zu mir kommen, ich helfe immer gerne. Ich war schon auf dem Spielplatz als kleiner Junge immer der „Burki“ und das bin ich auch heute noch. Auf keinen Fall sollen mich meine Mitspieler siezen.“ Seine fußballerische Vergangenheit spielt für Burkhard im Team ohnehin keine Rolle. „Überhaupt nicht. Ich muss genauso meine Leistung bringen, wie jeder andere auch. Eine Sonderbehandlung gibt es nicht.“ Im Gegenteil: Während seine Teamkollegen zu Beginn des Trainings den Ball im Eck laufen lassen, schnappt sich „Burki“ die Hütchen und bereitet die Übungen vor. Währenddessen blickt er immer wieder zu seinen Mannschaftskameraden. „Ich bin beeindruckt. Die Jungs haben technisch einiges drauf. So groß ist der Unterschied zur Regionalliga gar nicht. Natürlich gibt es Kleinigkeiten, aber vor allem der Einsatz hat mich überrascht. Hier muss keiner vom Trainer angepeitscht werden. Das war selbst bei Sechzig nicht immer so, da gab es immer Kandidaten, die zusätzliche Motivation gebraucht haben.“ Ein großer Unterschied fällt Burkhard dann aber noch ein: „Ich muss noch meinen Einstand bezahlen. Bei den Löwen hat man in all den Jahren nie einen Kasten Bier von mir eingefordert.“

Dafür fallen dem Ex-Profi andere schöne Momente mit den Münchnern ein. Ein Testspiel gegen den FC Bayern München, als er gegen Luca Toni ran musste oder eine Reise nach Japan. „Diese Momente kann mir keiner nehmen, deshalb bin ich zufrieden, wie es gelaufen ist.“ Am Ende ist Burkhards Karriere noch lange nicht, denn mit den Hollenbachern hat er noch einiges vor. „Wir stehen auf Platz drei gut da, aber der Aufstieg ist kein Thema. Wir wollen gute Leistungen zeigen und uns weiterentwickeln, das ist das wichtigste.“ Zu der guten Entwicklung soll auch Burkhard beitragen – auf und neben dem Platz.

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Aufrufe: 020.3.2019, 17:08 Uhr
Aichacher Nachrichten / Sebastian RichlyAutor