2024-04-25T14:35:39.956Z

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Trainer und Tröster: Arjen Robben.  Brouczek
Trainer und Tröster: Arjen Robben.  Brouczek

Trainer Arjen Robben wird beim TSV Grünwald „behandelt wie jeder andere auch“

Ex-Bayern-Profi trainiert Mannschaft seines Sohns

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Diese Fußballpartie ist noch keine zehn Minuten alt, als Robben auf dem rechten Flügel durchstartet. Was nun folgt, kommt ungefähr so überraschend wie die Gehässigkeit in Tweets von Donald Trump:

Grünwald Robben zieht nach innen, hängt seinen Gegenspieler durch zwei schnelle Schritte ab – ein Blick, ein Schuss, und der Ball zischt ins lange Eck, als hätte jemand die Flugbahn programmiert.

So weit, so bekannt – könnte man meinen. Doch der Robben, der hier diese Bewegung in Vollendung zeigt, heißt nicht Arjen, sondern Kai. Der siebenjährige Sohn des Niederländers bejubelt sein Tor zum 4:0 im Spiel TSV Grünwald gegen TSV Otterfing. Und am Seitenrand jubelt mit ihm: Arjen Robben. Der 35-Jährige, der fast zehn Jahren für den FC Bayern spielte und im Sommer seine Karriere beendete, gab am Samstag sein Debüt als Trainer der F2-Jugend des TSV Grünwald.

Schon vor Wochen hatte Robben bei Sky 90 angekündigt, er wolle „bewusst etwas Abstand vom Fußball nehmen. Ich werde jetzt nur meinen eigenen Sohn trainieren. Aber da will ich nur mit den Jungs auf dem Platz Spaß haben.“ So recht glauben wollten das nur wenige – und auch Grünwalds Jugendleiter Kristijan Prosevc sagt über die SMS, die er im Sommer von Robben erhielt: „Ich habe erst mal gedacht, das ist eine Ente.“ Nun steht die Bayern-Legende tatsächlich zweimal die Woche mit seinem Sohn und den anderen Kindern auf dem Trainingsplatz.

„Der Arjen“, erzählt Prosevc, „ist ein sehr, sehr Stiller. Und total am Boden geblieben.“ Diese Woche sei der Ex-Profi wie alle anderen 35 Jugendcoaches bei der Trainerversammlung gesessen, sagt der Jugendleiter. „Der wird hier behandelt wie jeder andere auch.“ Bei seiner Premiere steht Arjen Robben in kurzer Hose und engem Shirt am Seitenrand – kein Gramm Fett am Körper, die Säbelbeine gebogen wie eh und je. Vom Anpfiff weg tigert er auf und ab, gibt Anweisungen, lobt und feuert an. Zur Pause – Grünwald führt 5:0 – trommelt Robben seine Jungs zur Taktikbesprechung zusammen, während am Nebenplatz eine weitere bekannte Stimme ertönt: Christian Nerlinger, einst Profi und Sportdirektor bei den Bayern, trainiert in Grünwald ebenfalls seinen Sohn.

Und es gebe noch mehr prominente Namen im Verein, sagt Jugendleiter Prosevc. Der Filius von Franck Ribery kicke ebenso beim TSV wie der Enkel von Karl-Heinz Rummenigge. Letzterer im gleichen Team wie Robben-Sohn Kai. Der muss in der zweiten Hälfte erst mal draußen bleiben, was er lockerer wegsteckt, als es sein Vater einst bei Auswechslungen getan hat.

Auch ohne Kai bleibt Grünwald überlegen: 10:0 heißt es am Ende – ein Ergebnis, das manchem Gegner nach Spielschluss die Tränen in die Augen treibt. Doch da ist Arjen Robben sofort zur Stelle, nimmt den Kleinen in den Arm, tröstet und posiert für ein Erinnerungsfoto.

So herzlich der Niederländer im Umgang mit Kindern und ihren Eltern ist, so schroff gibt er sich gegenüber den Reportern. Noch ehe man ihm eine Frage zu seinem Trainerdebüt stellen kann, stellt er klar: „Ich mache das hier nur aus Spaß, und mehr will ich nicht sagen!“ Spricht’s mit finstrer Miene, dreht sich um und knipst im nächsten Moment ein Lächeln an – fürs Erinnerungsfoto mit einer Spielermutter.

Aufrufe: 017.9.2019, 09:47 Uhr
Münchner Merkur / tz / Patrik StäblerAutor