2024-05-02T16:12:49.858Z

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Goalgetter Philip Sterr jubelt künftig für den SV Untermenzing in der Bezirksliga. A-F: RUTT
Goalgetter Philip Sterr jubelt künftig für den SV Untermenzing in der Bezirksliga. A-F: RUTT

"Witz", "Clown!" - Sterr-Wechsel sorgt für Eklat

Philip Sterr spielt in der kommenden Saison für den SV Untermenzing in der Bezirksliga. Die Art des Wechsels hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack – und Unverständnis bei seinem Ex-Verein TSV Gräfelfing.

Gräfelfing – Eigentlich wollte Philip Sterr die 15 Kästen Bier, die er von einer Brauerei für seine 30 Treffer in der Kreisliga spendiert bekommen hatte, zusammen mit seinen Kumpels in der Vereinsgaststätte des TSV Gräfelfing leeren. Möglicherweise muss sich der 29-jährige Stürmer jetzt einen anderen Ort suchen. „Ich bin nicht so begeistert, dass dies bei uns stattfindet“, sagt Stefan Schmidt. Der Abteilungsleiter des TSV ist zurzeit nicht gut auf den erfolgreichen Angreifer zu sprechen, obwohl er ihn zu seinen Freunden zählt.

Denn Sterr hat zum Ende der Wechselfrist am 30. Juni die Wölfe in Richtung Untermenzing verlassen. „Es war nicht so einfach, da ,Nein‘ zu sagen“, erklärt Sterr. Es habe zahlreiche Argumente gegeben, die für einen Wechsel zum frisch gebackenen Bezirksligisten sprachen. Zum einen wollte der Torjäger noch einmal sein Glück in einer höheren Liga versuchen, die von ihm nicht allzu großen Aufwand verlangt. Zum anderen wohnt er nur einen Katzensprung vom Vereinsgelände des Sportvereins entfernt und kennt viele Kicker noch aus gemeinsamen Zeiten in Gräfelfing. Dass es in Untermenzing auch um die Bezüge ging, bestreitet der Stürmer: „Das hat keinen finanziellen Hintergrund.“

Auch wenn sich Sterrs Motive, den Wölfen nach drei Jahren und insgesamt 73 Pflichtspieltreffern den Rücken zu kehren, sicherlich nachvollziehen lassen, besitzt die Angelegenheit doch einen gewissen Geschmack. Dass der Goalgetter zahlreiche Angebote besaß, war in Gräfelfing ein offenes Geheimnis. Nach dem Aufstieg in die Bezirksliga intensivierte der SV Untermenzing allerdings sein Werben um den Torschützenkönig der Münchner Kreisligen. Sterr machte gegenüber den Verantwortlichen des TSV keinen Hehl aus dem Angebot, versprach Stefan Schmidt jedoch vier Tage vor dem Ablauf der Wechselfrist, in Gräfelfing zu bleiben. Nur wenig später brach er sein Wort und kündigte am späten Abend des 30. Juni per E-Mail seine Spielberechtigung für den Verein, nachdem er zuvor Geschäftsführer Sascha Lauterbach telefonisch nicht erreicht hatte.

Seine Mitgliedschaft beim TSV blieb von dieser Entscheidung unberührt. „Ich liebe diesen Verein“, sagt Sterr und versichert den Wölfen seine Wertschätzung und Sympathie. In gewisser Weise freue er sich sogar schon auf seine Rückkehr. „Ich werde dort nicht ewig bleiben“, kündigt er an, „ich komme wieder, keine Frage.“

Wenn es nach Stefan Schmidt geht, kann sich Sterr damit noch etwas Zeit lassen. „So lange ich hier Abteilungsleiter bin, wird er in Gräfelfing nicht mehr spielen, außer in der AH.“ Schmidt wirft seinem Stürmer nicht nur schlechten Stil vor: „Die Sache ist mies und dreckig.“ Er fühlt sich auch persönlich beleidigt und wäre bereit, in Zukunft ganz auf seinen Freund zu verzichten. „Lieber spiele ich mit anständigen Jungs in der Kreisliga als mit solchen Clowns.“

Schmidt ist nicht der Einzige, dem Sterr mit seinem Verhalten vor den Kopf gestoßen hat. Auch Franco Simon zeigt sich enttäuscht von seinem Stürmer, der ihn vor vier Monaten noch als Trainer nach Gräfelfing lotste. „Es ist eigentlich ein Witz“, meint der Coach, der nicht verstehen kann, warum Sterr die Wölfe verlässt, nur um eine Liga höher zu kicken. Nachdem Spielführer Andreas Eder seine Karriere aus gesundheitlichen Gründen beendete, verliert Simon nun auch seinen Vize-Kapitän.

Während sich in der Mannschaft sicherlich bald eine neue Hierarchie herausbilden wird, muss sich der Trainer einen echten Stürmer erst noch suchen. „Ich werde auf die Schnelle keinen finden, der mir 30 Kisten macht“, sagt er und ist von der Unmöglichkeit der Aufgabe überzeugt. Zumal auch noch Oleksiy Morozov den TSV verließ und in der neuen Saison für den Ligarivalen SV Planegg-Krailling II spielen wird. Stattdessen soll die Verantwortung in der Offensive auf mehrere Schultern verteilt werden. „Wenn ich drei, vier Spieler finde, die mir acht, neun Tore schießen, bin ich auch schon froh“, so Simon. Das Spiel des Kreisligisten, das in den vergangenen Jahren stark auf Sterr zugeschnitten war, wird auf jeden Fall variabler werden. „Vielleicht tut es uns ganz gut“, sagt Schmidt, der die gesegnete Gabe besitzt, in allem etwas Positives sehen zu können.

Und so wird Sterr demnächst wohl auch seinen ehemaligen Abteilungsleiter begrüßen dürfen, wenn er – nicht unbedingt im Vereinsheim – die 15 Kästen Bier mit seinen Ex-Kollegen teilt. „Für Freibier bin ich immer dabei“, erklärt Schmidt und verspricht, den ganzen Hader zu vergessen. Irgendwie haben sie sich in Gräfelfing schon immer alle furchtbar lieb gehabt.

Aufrufe: 011.7.2017, 08:11 Uhr
Münchner Merkur (Würmtal) - Christian HeinrichAutor