2024-05-10T08:19:16.237Z

Interview
Karim Maria Mathis (links, hier im letzten Jahr gegen Dudenhofen) spielt im dritten Jahr beim TSV Gau-Odernheim. Gegen Rülzheim zauberte er den Ball zum 2:2 ins Netz.	Archivfoto:  BK/Carsten Selak
Karim Maria Mathis (links, hier im letzten Jahr gegen Dudenhofen) spielt im dritten Jahr beim TSV Gau-Odernheim. Gegen Rülzheim zauberte er den Ball zum 2:2 ins Netz. Archivfoto: BK/Carsten Selak

»Vertrauen schafft Leistung«

Beim TSV Gau-Odernheim blühen in dieser Saison die jungen Spieler auf – Karim Maria Mathis weiß, warum

Gau-Odernheim. Spätestens mit dem 2:2, das Karim Maria Mathis (20) am vergangenen Freitag gegen den SV Rülzheim erzielte, hat er seinen Worten Taten folgen lassen. Verantwortung in der jungen Mannschaft wolle er übernehmen, hat der Verbandsliga-Fußballer vom TSV Gau-Odernheim angekündigt.

Herr Mathis, trocken, quasi aus dem Fußgelenk, haben Sie aus 18m das 2:2 markiert. Haben Sie das trainiert?

Ich würde gerne sagen, dass das gewollt war. Aber ich muss gestehen: Sehr viele Tore dieser Art sind mir noch nicht geglückt.

War der Abschluss bewusst oder eher intuitiv?

Auf jeden Fall intuitiv. Ich fühlte mich an dem Freitag sehr gut. Und ich würde sagen, es hat sich richtig gut angefühlt in dem Moment. Im Endeffekt war es die richtige Entscheidung.

Der Treffer bestätigt dies. Wie viel Zeit hatten Sie denn, diese Entscheidung zu treffen?

Relativ viel. Die Rülzheimer hatten die rechte Seite ein bisschen offengelassen, So blieben mir zwei, drei Sekunden, während denen ich nachdachte, ob ich schießen soll oder nicht, und mir den Ball richtig hinlegte.

Sie hätten aus ähnliches Position auch fast das 3:2 gemacht ...

Nun ja, da wurde ich aber abgeblockt. Wertvoller war aus meiner Sicht meine Vorlage, aus der Eric Wischang beinahe den Siegtreffer markiert hätte. Die Chance hatte ich vorbereitet.

Wie hätten Sie dazu gestanden, wenn ihr das Spiel so gewonnen hättet?

Schade, dass es nicht klappte. Das wäre genial gewesen. Ein super Abend, wenn wir in der zweiten Hälfte das 0:2 zu einem 3:2 gedreht hätten.Ich muss aber auch ehrlich sagen, dass das Unentschieden das gerechte Ergebnis ist, nachdem wir die erste Hälfte verschlafen haben.

Viele Spieler des TSV Gau-Odernheim spielen in dieser Saison weitaus auffälliger als in den zurückliegenden Runden. Auch Sie. Woran liegt es?

Es ist mein Anspruch. In unserem Kader gehöre ich in dieser Sasion schon zu den erfahrenen Spielern. Wir haben eine Verantwortung gegenüber den Jüngeren, dich gerne übernehme, auch wenn ich erst 20 Jahre alt bin.

Sie mussten zuletzt gegen Fußgönheim und den beiden Begegnungen gegen Kandel passen. Woran lag es?

Ja, da laborierte ich an einer Adduktorenzerrung und war deshalb nicht im Kader. Jetzt ist aber alles wieder in Ordnung, ich kann wieder beschwerdefrei trainieren.

In Kandel konnten Sie weder das Pokalspiel, noch das Punktspiel mitmachen. Waren Sie trotzdem dabei?

Ja, sicher. Ich durfte die Spiele zum Glück sehen.

Sind Sie, beziehungsweise andere Verletzte aus dem Kader, vom TSV Gau-Odernheim verpflichtet, die Mannschaft auch dann zu begleiten, wenn Sie nicht nominiert sind?

Beim Pokalspiel hieß es, es wäre schön, wir würden als geschlossenes Team in Kandel erscheinen. Da waren alle dabei. Aber das wären wir wohl auch dann gewesen, wenn es diesen Appell nicht gegeben hätten. Wir wollten alle mit. Ähnlich war es im Punktspiel, wo nur einer oder zwei aus privaten Gründen fehlten.

Das spricht für eine starke Bindung in der Mannschaft ...

... ja, der Zusammenhalt ist unheimlich stark. Wir können der Mannschaft ja auch helfen, wenn wir nicht aktiv auf dem Feld stehen. Ich freue mich, das Team unterstützen zu können. Und sei es nur dadurch, dass man den Mannschaftsgefährten ein paar motivierende Sätze rein rufen kann.

De facto sind Sie aber in Ihrer aktuellen Form auch eine Verstärkung auf dem Feld. Sind Sie besser in Form als in der zurückliegenden Runde?

Das weiß ich nicht. In der Vergangenheit wurde ich aber vorrangig in der Abwehrkette eingesetzt. Mittlerweile aber spiele ich eher auf der Außenbahn oder auf der Zehn. Da kann ich einfach mehr Akzente setzen. Es sind auch die Positionen, die ich in der Jugend spielte.

Auffallend ist, dass außer Ihnen weitere Spieler in dieser Runde aufblühen. Denken wir beispielsweise an Jakob Friedrich oder Lukas Knell. Wie ist das zu erklären?

Ich würde sagen, sie wissen, dass sie in diesem jungen Team mehr Verantwortung als früher übernehmen müssen. Und dass sie mit ihrer Leistung zeigen wollen, dass sie dieses Vertrauen verdient haben.

Sie sind erst 20 Jahre. In anderen Mannschaften wären Sie einer Jüngsten, bei den Gau-Odernheimern sind Sie schon Führungsspieler. Fühlen Sie sich nicht manchmal wie im falschen Film?

Ja, es ist heute anders als in der Vergangenheit. Damals hatten wir mit Ali Bülbül oder Lukasz Dreger, um nur zwei zu nennen, sehr erfahrene Fußballer und Riesenpersönlichkeiten bei uns im Team. Heute ist es so, dass wir, die Jüngeren, Verantwortung tragen müssen. Ich möchte zeigen, dass ich das kann – auch wenn ich mit meinen 20 Jahren noch nicht die ganz große Fußball-Welt gesehen habe.

Das Interview führte Claus Rosenberg

Aufrufe: 019.10.2020, 08:30 Uhr
Claus RosenbergAutor