2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview der Woche

Defensiv sieht es meistens gut aus

Gau-Odernheims Urgestein Daniel Diel spricht über die aktuelle Situation +++ "Schlechter als Platz vier sollte es nicht werden"

Beim TSV Gau-Odernheim läuft es derzeit nicht wirklich rund. Die 1:2-Heimpleite gegen den SV Klein-Winternheim war schon die vierte Niederlage binnen der jüngsten sechs Bezirksliga-Spiele. Dabei war die Elf vom Petersberg eigentlich als Aufstiegskandidat ins Rennen gegangen, nachdem die ersten beiden Plätze vergangene Saison nur knapp verfehlt wurden. Torwart und TSV-Urgestein Daniel Diel (23) macht sich im Interview der Woche Gedanken über die kurz- und langfristige sportliche Perspektive seines Klubs.

Vier Niederlagen aus den letzten sechs Spielen – nachdem Ihr vor der Runde als Aufstiegskandidat gehandelt worden seid, wie steht es jetzt um Eure Saisonziele?

Schott II und Horchheim, die beiden Mannschaften, die vorne weg marschieren, sind brutal konstant dieses Jahr. Wir haben auch schon gegen beide verloren. Im Moment müssen wir daher vom Aufstieg nicht reden, ganz klar. Neue Saisonziele wurden nicht verkündet, aber dass wir unbedingt aufsteigen müssen, wurde vom Verein auch so nicht kommuniziert. Jetzt gilt es einfach, unsere Spiele zu gewinnen und zu schauen, ob die anderen Punkte liegen lassen. Wenn ich mir Schott ansehe, die haben immer fünf, sechs Oberligaspieler dabei, das ist brutal. Und Horchheim – man verliert nicht umsonst nur eins von neun Spielen. Aber in der vergangenen Saison hatten wir auch eine schlechte Phase, doch am Ende sind wir noch rangekommen.

Ihr habt einige verletzte Leistungsträger zu beklagen. Genügt das als Argument?

Wenn man über die Verletzten spricht, klingt das immer nach Ausrede, aber seit Anfang August spielen wir im Prinzip mit 14, 15 Spielern durch. Am Wochenende war nur ein Feldspieler von der Ersten auf der Bank, sonst nur A-Jugendliche. Am Anfang haben wir es gut hinbekommen, das zu kompensieren, und unsere erste Elf waren trotzdem Favorit gegen Klein-Winternheim. Aber mit der Zeit wirkt sich das aus. Es kann sein, dass einige überspielt sind. Zudem hatten wir immer wieder Spielpech, und wir tun uns, gerade auf unserem kleinen Platz, schwer damit, wenn eine Mannschaft sich hinten rein stellt.

Von der Substanz her ist Euer Kader ja nicht wirklich schlechter geworden, oder?

Wir sind ja großteils zusammengeblieben, Alexander Gabrielow und drei Spieler aus der A-Jugend sind hinzugekommen. Aber so wie Marcel Porth in der Vorbereitung trainiert hat, würde er einige Tore in der Bezirksliga machen. Und Sascha Nehrbass (Kreuzbandriss, d.Red.) fehlt uns erheblich. Zudem suchen viele derzeit nach ihrer Form.

Zu jung seid Ihr vom Altersschnitt her ja nicht, mit drei erfahrenen Stammspielern.

Ich würde auch nicht sagen, dass wir zu jung sind. Ich denke auch nicht, dass es an der Mischung liegt. Wir müssen gucken, dass wir im Training Gas geben, auch da jedem Ball nachgehen und uns über das Training Selbstvertrauen holen. Defensiv sieht es ja meistens ganz gut aus.

Wie beurteilst Du die Entwicklung des Vereins insgesamt?

Bei der Jugend sieht es super aus. Bei der A-Jugend sind wir Fünfter, die B-Jugend ist Zweiter, die C-Jugend sogar Tabellenführer, und das alles in der Verbandsliga. Die zweiten Mannschaften stehen auch gut da. Es herrscht viel Euphorie und Freude. Aber ich denke, dass in manchen Köpfen drin ist: Wir spielen mit vier Jugendmannschaften Verbandsliga und die Aktiven sind „nur“ in der Bezirksliga. Ich denke schon, dass wir da um eine Liga hinterherhinken, aber Druck gemacht wird uns nicht.

Siehst Du auch Schattenseiten dieser rasanten Entwicklung im Jugendbereich?

Im Moment noch nicht. Die Ergebnisse der ersten sieben Spieltage haben gezeigt, dass wir mit allen Jugendmannschaften in dieser Saison konkurrenzfähig sind. Wie es sich entwickelt, müssen wir abwarten. Aber ich sehe es schon so, dass wir den mahnenden Finger heben müssen und aufpassen sollten, dass die Strukturen mit der sportlichen Entwicklung standhalten. Im Moment sind wir Trainer aber alle mit Spaß dabei, und es bleibt Ehrenamt.

Kommt Ihr mit der Platzbelegung hin?

Es ist so geregelt, dass jede Mannschaft zwei Einheiten auf dem Kunstrasen und eine auf dem Rasen hat, wobei jede Mannschaft eine Platzhälfte bekommt. Jetzt wird es natürlich komplizierter, aber andererseits trainieren ab November ohnehin die meisten Mannschaften nur noch zweimal. Und auf dem halben Kunstrasenplatz kann man super Training machen. Die Aktiven trainieren immer um halb acht, sodass wir zumindest die letzte halbe Stunde meistens den ganzen Platz zur Verfügung haben.

Ihr werdet gemeinhin im Raum zwischen Mainz und Worms als der Platzhirsch wahrgenommen, vor allem wegen der Erfolgsserie im Nachwuchsbereich.

Das war ja auch so gewollt, und die meisten Spieler der Aktiven kommen aus der eigenen Jugend. Dadurch, dass wir in jeder Jugend-Verbandsliga vertreten sind, sind wir ein großer Anziehungspunkt für die gesamte Region geworden.

Vom Umfeld und dem Unterbau her seid Ihr auch bei den Aktiven eher ein „gefühlter Verbandsligist“ als ein Bezirksligaklub. Gibt es in dieser Hinsicht Visionen im Verein?

Das finde ich schwer zu sagen. Von den Strukturen her sind wir sicher über der Bezirksliga anzusiedeln. Wir müssen nur versuchen, das im Aktivenbereich sportlich umzusetzen. Aber ob es da Visionen gibt, weiß ich nicht.

Du bist ja auch Cotrainer der A-Junioren. Welche persönlichen Ziele hast Du als Coach und Torwart?

Als Spieler würde ich gern noch einmal in der Landesliga auflaufen, wobei ich auch gerne mal Verbandsliga spielen würde. Am liebsten natürlich mit Gau-Odernheim. An der Linie bin ich nicht so ambitioniert, muss ich ganz ehrlich sagen. Ich möchte im Moment keine Mannschaft alleine übernehmen und bin ja auch als Torwarttrainer für die Jugendlichen zwei Tage die Woche eingespannt.

Könntest Du Dir vorstellen, woanders zu spielen?

Eine schwierige Frage. Ich bin ja ein Ur-Gau-Odernheimer, habe von 20 Jahren Fußball 19 beim TSV gespielt und eins bei Mainz 05, ich bin jeden Tag auf dem Sportplatz. Stand jetzt ist es schwer vorstellbar, gerade in der näheren Umgebung.

Wenn Du tippen solltest, wo landet Ihr am Ende der Saison?

Soll ich jetzt tief stapeln oder provozieren?

Das ist komplett Deine Entscheidung.

Momentan sind wir Vierter, schlechter sollte es wirklich nicht sein. Optimal wäre natürlich, den beiden oben noch Druck zu machen.

Habt Ihr das Zeug für die Landesliga?

Wir? Ja.

Aufrufe: 015.10.2015, 16:15 Uhr
Torben SchröderAutor