2024-05-10T08:19:16.237Z

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Die Frage aller Fragen: War der Ball denn tatsächlich im Tor?	Karikatur: Schwarze-Blanke
Die Frage aller Fragen: War der Ball denn tatsächlich im Tor? Karikatur: Schwarze-Blanke
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Finsternis und ein zu großes Loch

Tor oder nicht Tor, so lautet in Flörsheim-Dalsheim bei Abpfiff die Frage

Flörsheim-Dalsheim. Wenn‘s um Ball, Tornetz und Phantomtor geht, dann lebt im Fußball schnell die Erinnerung an Stefan Kießling auf. Es war am 18. Oktober 2013, als der Stürmer von Bayer Leverkusen im Bundesliga-Spiel bei 1899 Hoffenheim den Ball durch das gerissene Außennetz ins Tor köpfte und Schiedsrichter Felix Brych auf Treffer entschied. Eine Seltenheit? Wahrscheinlich nicht. Und natürlich geht‘s auch andersherum. So geschehen jetzt in Flörsheim-Dalsheim. Hier zischte die Kugel am Samstag im Duell der Fußball-C-Klasse gegen den SV Pfeddersheim erst über die Linie ins Tor der Gäste, rutschte von dort aber durch einen Riss im Netz nach hinten durch (88.). So haben es zumindest die Gastgeber gesehen, die gerne den Sieg bejubelt hätten. Weil der Ball aber hinter dem Tor lag, gab‘s viel Diskussionen – an deren Ende Schiedsrichter Pascal Goland (Schornsheim) auf „kein Tor“ entschied. Es ging mit Abstoß weiter, die Partie endete 1:1.

„Kann gut sein, dass der Ball drin war.“ Das sagt Armin Fertsch. Der Abteilungsleiter des SV Pfeddersheim schiebt aber gleich nach: „Vielleicht ist er aber doch am Pfosten vorbeigegangen.“ Er selbst habe die Situation nicht richtig gesehen, sei es doch in dieser Szene sehr schnell gegangen: „Wir hatten unnötig den Ball verloren.“ Und düster sei‘s auf dem Platz auch noch gewesen. Die Partie ging am Samstagabend bei finsterem Flutlicht über die Bühne. Der Pfeddersheimer zog schnell einen Strich unter die Sache: „Eine Tatsachenentscheidung des Schiedsrichters, fertig.“

Die Flörsheim-Dalsheimer teilen diese Auffassung freilich nicht, möchten es damit nicht bewenden lassen. Etwa Paul Bauer hat keinen Zweifel daran, dass der Schuss von Albin Krasniqi tatsächlich ins Tor gegangen war: „Ich stand genau dort auf der Höhe.“ Und aus dieser Überzeugung heraus haben die Flörsheim-Dalsheimer auch Einspruch gegen die Wertung eingelegt. Schließlich hätte ja auch der Schiedsrichter selbst erst mal auf Tor entschieden. Erst auf Hinweis der Pfeddersheimer, dass der Ball doch hinter dem Tor liegt, habe es Diskussionen gegeben. Bauer: „Der Schiedsrichter hat das Tor darauf zurückgenommen.“

Die Sache geht jetzt ihren Gang. Als Klassenleiter bestätigte Klaus Kuhn am Montag, dass der Einspruch der Flörsheim-Dalsheimer eingegangen ist. „Ich habe die Beteiligten jetzt zu einer Stellungnahme aufgefordert“, erzählt er. Schiedsrichter und Gastverein werden gehört. Vom Ergebnis sei abhängig, wie die Sache weitergeht. Sollte deutlich werden, dass der Schiedsrichter seiner Sache nicht sicher war, könne der Vorgang bei der Verbandsspruchkammer landen.

So weit hätte es gar nicht kommen müssen. Schließlich, so hat Paul Bauer zwischenzeitlich erfahren, hätten die Pfeddersheimer das Loch im Tornetz frühzeitig bemerkt und den Schiedsrichter daraufhingewiesen. Unternommen habe dieser freilich nichts, obwohl doch genau dies zu seinen Aufgaben zählt. Bauer: „Das ärgert mich am meisten.“ Wäre das Loch noch geflickt worden, der TSV hätte jetzt vielleicht zwei Zähler mehr auf dem Konto. Oder nicht, weil der Ball doch sein Ziel verfehlte. In jedem Fall wäre die Sache bereits geklärt.

Im Fall von Stefan Kießling dauerte es übrigens zehn Tage, bis eine Entscheidung getroffen war. Am 28. Oktober 2013 entschied das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes, die eingereichte Klage der Hoffenheimer gegen die Wertung der Partie abzuweisen. Es handele sich, so die Begründung, um eine Tatsachenentscheidung des Schiedsrichters, die nach dem Regelwerk endgültig sei.



Aufrufe: 07.11.2017, 07:00 Uhr
Carsten SchröderAutor