2024-04-25T14:35:39.956Z

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Buchbachs Leitfigur Aleks Petrovic und seine Kollegen kochen bisher in schöner Regelmäßikeit Spitzenteams ab.
Buchbachs Leitfigur Aleks Petrovic und seine Kollegen kochen bisher in schöner Regelmäßikeit Spitzenteams ab. – Foto: Michael Buchholz

Favoritenschreck vom Dorf: Buchbachs Erfolgsrezept

Dem TSV wurde nach dem Umbruch im Sommer eine schwere Saison prognostiziert. Warum es aber trotzdem bisher so gut läuft

Das war wieder ganz nach ihrem Geschmack: Am Samstag stellte sich in der Buchbacher SMR-Arena der Titelkandidat aus Schweinfurt vor. Die Rollen waren klar verteilt - und das lieben sie beim TSV. Der Underdog hat sich zum Favoritenschreck gemausert und auch bei den Schnüdeln für lange Gesichter gesorgt. Damit haben die Buchbacher den drei Top-Teams der Liga ein Bein gestellt. Zufall? Eher nicht, die TSV-Tugenden sind nach dem Abschied von Kulttrainer Anton Bobenstetter präsent wie eh und je. Markus Raupach hat es in Zusammenarbeit mit Andreas Bichlmaier bisher geschafft, den Buchbacher Spirit zu bewahren, ohne dabei eigene Ideen und Ansätze zu kurz kommen zu lassen.

Bescheiden wie Markus Raupach ist, reicht er das Lob an seiner Person gleich weiter: "Ich habe in Buchbach gefestigte Strukturen vorgefunden, die mir den Einstieg erleichtert haben. Ich fühle mich in diesem Umfeld einfach wohl." Buchbach und Raupach, diese Kombination scheint zu passen. Was mit Blick auf die nackten Ergebnisse ins Auge sticht: Gegen Spitzenmannschaften kommt der TSV am besten zurecht. Gegen die aktuellen Top-Sechs der Liga haben die Buchbacher fleißig gepunktet und kein Spiel verloren. Wie ist das zu erklären? "Wir legen uns immer einen Ansatz zurecht. Bei Schweinfurt war es so, dass wir auf diesem Niveau fast keine Schwachstellen erkennen konnten, die Schnüdel sind mit die kompletteste Mannschaft der Regionalliga. Wegen der langen Kerle hinten drin haben wir bewusst auf kleinere, wendige Stürmer gesetzt. Es war uns bewusst, dass es extrem schwierig werden würde, wenn der FC 05 mal in Führung gehen würde. Deshalb war klar, dass wir so lange wie möglich hinten nichts zulassen dürfen. Das ist uns gelungen. Und natürlich hat uns dann die Führung in die Karten gespielt", geht Raupach ins Detail.

»Hinten setzen wir auf Kontinuität, in der Offensive agieren wir variabel.«

Aus einer defensiven Ausrichtung heraus Nadelstiche setzen, diese Marschroute scheint seinem Team auf den Leib geschneidert. Bedingt durch den sommerlichen Umbruch vor allem in der Offensive, lässt Raupach seine Jungs taktisch pragmatisch agieren. Die erfahrenen Stützen Aleks Petrovic, Markus Grübl, Maxi Hain, Maxi Drum oder Christian Brucia sorgen für Stabilität, verkörpern das Herzstück der Mannschaft und spielen seit Jahren zusammen. Raupach weiß, dass er sich auf diese Achse verlassen kann: "Daneben wächst zum Beispiel Marco Rosenzweig in eine Rolle hinein. Hinten setzen wir auf Kontinuität, in der Offensive agieren wir variabel." Es passte ins Bild einer homogenen Mannschaft, dass sich am Samstag Lukas Winterling (24) bei seinem Startelfdebüt nahtlos ins Gefüge einreihte und sich sogar in die Torschützenliste eintragen konnte. Dieses Konzept der stabilen Grundordnung geht vor allem eben gegen die offensiv ausgerichteten Spitzenmannschaften auf, wenn Buchbach die Favoriten nervös machen und geduldig auf seine Chancen lauern kann.

Christian Brucia blüht in seiner neuen Rolle auf.

Noch ein Kniff von Raupach und seinen Kollegen war es, Christian Brucia auf die Außenstürmerposition zu beordern. Der 31-Jährige zahlt es mit Leistung zurück und führt mit vier Treffern die interne Torschützenliste an. Übrigens: So viele Treffer hat Brucia noch nie in einer Spielzeit erzielt, seit er sich im Sommer 2013 dem Dorfklub angeschlossen hat. Einziger Wermutstropfen der die gute Stimmung bislang trüben konnte: Das verlorene Derby zuhause gegen Burghausen. "Das hat uns schon enorm geärgert. Wir haben in der Endphase das Spiel durch eine Standardsituation hergegeben. Aber wir haben daraus die richtigen Schlüsse gezogen", meint Raupach. Wie stabil die Buchbacher wirklich sind, wird sich in den kommenden Wochen zeigen, wenn sich nämlich der Wind dreht. Es kommen Herausforderungen der ganz anderen Art auf den TSV zu. Bis zum Beginn der Rückrunde am 19. Oktober 2. November geht es ausschließlich gegen Gegner, die vermeintlich auf Augenhöhe sind. Heimstetten, Schalding, Aschaffenburg, Garching, Memmingen und Rosenheim lauten die nächsten Aufgaben. "Das werden komplett andere Spiele, mit einer ganz anderes Ausgangssituation", ist sich Raupach sicher, der schon an einem aktualisierten Schlachtplan tüftelt.

– Foto: Michael Buchholz


Überhaupt sei die Liga nur sehr schwer ausrechenbar: "Den Ausgang von Spielen zu tippen ist echt schwer, da liegt man oft daneben", lacht der 42-Jährige. Allerdings ist Unberechenbarkeit so gar nicht nach dem Geschmack des Gymnasiallehrers für Mathe und Sport. Vor der kommenden Partie in Heimstetten hebt er mahnend den Zeigefinger: "Heimstetten ist in meinen Augen total unterbewertet, die Tabelle gibt an dieses Stelle ein Zerrbild ab. Die Truppe gibt nie auf, lag in Garching schon 0:4 hinten und kam noch einmal zurück. Zu was sie fähig sind, haben sie in Rosenheim beim 6:1 unter Beweis gestellt." Und wie wenn es Raupach geahnt hätte, tankte der SVH am Mittwochabend durch einen überzeugenden 2:0-Erfolg gegen den VfB Eichstätt zusätzlich noch frisches Selbstvertrauen.

Andreas Bichlmaier kehrt nächste Woche aus Afrika zurück.

Gegen Heimstetten wird sein Partner Andreas Bichlmaier ein letztes Mal fehlen. Nächste Woche kehrt der 35-Jährige aus Tansania zurück, wo er im Moment beruflich zu tun hat. Marin Culjak hat mit muskulären Problemen zu kämpfen, sein Einsatz ist fraglich. "Die Partie gegen Schweinfurt hat uns viel Kraft gekostet, deshalb haben wir diese Woche die Intensität im Training zurückgefahren", verrät Raupach. Sicher fehlen wird weiterhin Merphi Kwatu. Der Angreifer laboriert an einem Knorpelschaden, im Moment ist nicht absehbar, wann er zurückkommen wird. Moritz Sassmann ist nach seiner langwierigen Knieverletzung wieder ins Training eingestiegen, braucht aber noch eine Weile, um sich an einen Einsatz heranzutasten. Der Ex-Landshuter Jonas Wieselsberger, der dreimal von Beginn an ran durfte, hat wieder einen Rückschlag erlitten, wie Raupach informiert: "Ich weiß nicht, ob das etwas mit seiner Verletzung aus der Vorsaison zu tun hat, momentan aber plagt ihn eine Sehnenansatzentzündung. Wir hoffen Woche für Woche, dass er wieder einsteigen kann, müssen da aber ganz behutsam vorgehen, nicht dass die Sache chronisch wird."






Aufrufe: 018.9.2019, 11:29 Uhr
Mathias WillmerdingerAutor