2024-05-08T14:46:11.570Z

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Maximilian Mayer könnte sich eine Zukunft als Trainer vorstellen.
Maximilian Mayer könnte sich eine Zukunft als Trainer vorstellen. – Foto: Sven Leifer

65-Keeper Mayer: „Heute musst du als Torwart Chipbälle spielen“

Maximilian Mayer im Interview

Im Gespräch verrät der Bayernliga-Torwart, wie sich das Spiel aus seiner Sicht verändert hat, worauf es in schwierigen Zeiten ankommt und wie seine Zukunftspläne im Trainergeschäft aussehen.

Dachau Lockdown, vorgezogene Winterpause – man hat es nicht leicht als Fußballer in diesen Zeiten. Die Heimatzeitung nutzt die Gelegenheit, in Zeiten der Corona-Pandemie Amateurkicker aus dem Dachauer Einzugsgebiet zu befragen. Wie kommen sie mit der Situation zurecht, und was erwarten sie sich von der Zukunft? Los geht’s mit einem Torhüter. Maximilian Mayer (31), geboren in München, spielte beim ESV München in der Jugend bis zur U 17 und danach in der Bezirksoberliga bei Türk Gücü München. Seit dem 18 Lebensjahr hält er beim TSV 1865 Dachau, der in der laufenden Saison in der Bayernliga Süd um Punkte kämpft.

Schwere Zeiten, was bedeutet die jetzige Corona-Situation für die Gesellschaft und den Fußball?

Maximilian Mayer: Da ist eine schwierige Situation für alle Beteiligten, die keiner vorhersagen konnte. Hier ist in beiden Bereichen viel Durchhaltevermögen und Verzichtsbereitschaft gefordert. Es fehlen einfach die sozialen Kontakte, das kann man vielleicht noch mit den sozialen Medien etwas abfangen. Aber was ganz deutlich fehlt ist die Stimmung, das Flair, so wie es früher war, wenn es zum Spiel oder zum Training ging. Ich hoffe auf den Impfstoff.

Warum bist Du Torwart geworden?

Das war eigentlich der Klassiker schlechthin, wie er so oft passiert. Denn als ich noch in der U 11 beim ESV München als Stürmer spielte, der die meisten Tore erzielte, fiel unser Torwart aus und ich bin da einfach mal in die Kiste gegangen. Ich fand daran Gefallen, so habe ich Blut geleckt für die Torwartposition. Ich bin bis heute mit Leidenschaft dabei.

Was machst Du beruflich?

Ich bin Beamter und mein Arbeitgeber ist die Regierung von Oberbayern. Meinen Dienst versehe ich im Landratsamt Dachau, ich bin dort stellvertretender Sachgebietsleiter im Amt für öffentliche Sicherheit und Ordnung. Die aktuelle Corona-Thematik ist momentan ein weites Feld für mich und meine Kollegen.

Wie geht ein Torwart eigentlich damit um, wenn er nicht die unumstrittene Nummer 1 im Team für diese Position ist?

Dass es für den Ersatztorwart schwer ist, liegt auf der Hand, in einer Fußballmannschaft gibt es eben nur einen Keeper. Man muss als Ersatztorwart ständig an sich arbeiten und versuchen, um es dem Trainer so schwer wie möglich zu machen, dich draußen zu lassen. Mehr kannst du nicht machen, es ist eben die Entscheidung des jeweiligen Trainers. Wichtig ist auch, dass man allzeit bereit ist für einen Einsatz und sich nicht hängen lässt. Als Nummer eins muss man auch immer den kollegialen Kontakt zum Ersatzkeeper pflegen, dass habe ich von Franz Klement gelernt, als er die Nummer eins war und ich hinten dran war.

Wie hast Du es geschafft, Stammtorwart in der Bayernliga zu werden, denn Du hast ja nicht die klassische Ausbildung bei einem Profiverein oder einem Nachwuchsleistungszentrum genossen und ganz unten angefangen?

Mein großer Vorteil ist, dass ich schon seit meinem 18 Lebensjahr beim TSV Dachau bin. Damals spielten wir noch in der Bezirksliga. So bin ich durch die sportlichen Aufstiege mitgewachsen, habe stetig meine Leistung verbessert. Mein Glück waren auch die Trainer Marcel Richter und Fabian Lamotte, die auch Fehler verziehen und auf mich gesetzt haben.

Wie hat sich das Torwartspiel in den letzten zehn Jahren verändert?

Ganz klar, der spielerische Aspekt ist viel wichtiger geworden. Früher war es nicht zwingend notwendig, gut Fußball spielen zu können oder ein Spiel zu lesen. Da war es nur wichtig, im Tor zu stehen und die Bälle zu halten, die da auf einen zukamen. Das ist heute ganz anders, du musst in der Lage sein, Chipbälle zu spielen, oder Rückgaben sauber in eine Spielverlagerung zu bringen und so das Spiel zu lesen. Man muss die Mannschaft richtig stellen. Wenn du heute technisch nicht mithalten kannst, hast du es schwer, höherklassig zu spielen. Selbst in den unteren Ligen ist dies so.

Wie siehst Du die Entwicklung Deiner Mannschaft aktuell und in den letzten Jahren?

Wir sind nicht konstant genug und bringen zu selten unsere vorhandenen PS auf den Rasen. Wir gelten in den letzten Jahren als Wundertüte – und das meine ich positiv wie negativ.

Wohin führt die Reise Dich und Dein Team im letzten Drittel der Saison?

Es kann nur nach oben gehen. Wir wollen nicht absteigen oder in die Relegation. Dafür sind wir zu ehrgeizig. Aber alles Reden hilft nichts, es müssen Sieg und Punkte her.

Wer war oder waren die Trainer, die Dich zu einem der besten Torhüter der Bayernliga gemacht haben?

Da gibt es einige, die mitgewirkt haben. Die wichtigsten Grundlagen wie Disziplin und Arbeit hat bei Türk Gücü sicherlich mein damaliger U 19-Trainer Gürkhan Karahan gelegt. Dann folgten Herbert Richter, Marcel Richter und nun Fabian Lamotte, die alle einen Anteil an meiner Entwicklung haben. Meine wichtigste Ansprechperson ist Toni Schröter, der seit über sieben Jahren mein Torwarttrainer, Mentor und Freund ist. Der findet auch nach den langen Jahren immer noch Lösungen und gibt Tipps, mein Spiel zu verbessern.

Du besitzt die B-Lizenz des BFV. Wie sind Deine Pläne, gehen die in Richtung Trainerjob oder willst Du noch die A-Lizenz oder mehr anstreben?

Bisher habe ich mir keine Gedanken darüber gemacht und verlängere immer ganz brav meine Lizenz. Aber für die Zukunft kann ich mir schon vorstellen, im Trainerbereich zu arbeiten. Ich bin mir sicher, dass ich als Torwarttrainer meinen mittlerweile großen Erfahrungsschatz weitergeben kann. Ich kann mir auch vorstellen, irgendwann als Cheftrainer zu arbeiten. Dazu bin ich mit dem Fußball zu sehr verbunden. Aber im Moment denke ich noch nicht an das Aufhören, dazu habe ich noch viele zu viel Spaß.

(Das Gespräch mit Maximilian Mayer führte unser Mitarbeiter Robert Ohl.)

Aufrufe: 027.11.2020, 09:17 Uhr
Dachauer Nachrichten / Robert OhlAutor