"Ende April habe ich mich mit Jugendkoordinator Christian Martin und unserem Trainer Yavuz Ak getroffen. Sie teilten mir mit, dass in der U21 ein größerer Umbruch geplant ist und das Team noch einmal verjüngt werden sollte. Da war mir dann schon klar, dass man nicht mehr mit mir plant", erzählt Timo Spennesberger, der im Jahr 2004 den SV Neukirchen-Steinburg verließ, um beim SSV Jahn sein fußballerisches Glück zu finden. Ak ist er nicht böse deswegen, viel mehr erinnert er sich an tolle Erlebnisse: "Yavuz ist ein sehr guter Trainer, der immer hinter der Mannschaft steht. Der Aufstieg in die Bayernliga war auf jeden Fall ein absolutes Highlight. Danach ging`s mit der Mannschaft nach Mallorca. Unvergesslich! In der Bayernliga haben wir auf Anhieb Platz drei geschafft, was auch ein toller Erfolg ist."
Aber es war nicht immer nur Sonnenschein. In den letzten Jahren sind die Regensburger auf einem richtig guten Weg: Neues Stadion, Ausbau des Trainingsgeländes am Kaulbachweg, um nur zwei strukturell bedeutende Verbesserungen zu nennen. Aber das war nicht immer so, es gab durchaus auch chaotische Zeiten, wo das Geld mehr als knapp war. "Wir mussten oft auf miesen Plätzen trainieren, es war oft schwierig", erinnert sich Spennesberger. Bis zu seinem 18. Lebensjahr mussten ihn seine Eltern vier- bis fünfmal die Woche vom Heimatort ins über 50 Kilometer entfernte Regensburg fahren. "Dafür bin ich ihnen sehr, sehr dankbar. Wir sind oft erst um zehn oder elf Uhr abends heimgekommen", weiß der Fußballverrückte die Opfer zu schätzen, die für ihn erbracht wurden. Viel Freizeit blieb da auch für ihn selbst nicht übrig: "Es gab eigentlich nur Schule, Fußball und schlafen. So sah mein Alltag aus." 2016 begann er eine Ausbildung im Bereich Medientechnik bei der Firma Aumüller in Regensburg. "Eine abgeschlossene Berufsausbildung war mir sehr wichtig. Ich möchte einfach ein zweites Standbein haben, falls es mit dem professionellen Fußball nichts wird."
Der steht bei Timo Spennesberger aber im Moment an erster Stelle, derzeit konzentriert er sich ausschließlich auf seine Kickerkarriere. Im Sommer stand eine Entscheidung an, die er so in seinem Leben noch nicht treffen musste: Wie geht`s nach dem Kapitel SSV Jahn weiter? Einige Angebote von Bayern- und Regionalligisten flatterten ins Haus, auch aus Österreich gab es reges Interesse an seiner Person. "Aber ein Wechsel nach Österreich war für mich eigentlich nie ein Thema. Ich wollte in Deutschland bleiben", erklärt der Mittelfeldmann. Eine Hängepartie begann, lange Zeit stand nicht fest, wohin es ihn ziehen würde. Dann klopfte der TSV 1860 München an. Frank Schmöller, der neue Coach der Löwen-U21, rief bei Spennesberger an und konnte ihn flugs von einem Engagement an der Grünwalder Straße 114 überzeugen. München-Giesing also, bei einem Klub, der wieder einmal einen turbulenten Sommer erlebte und bei dem Vereinspolitik und Stadionfrage das Wesentliche zumeist in den Hintergrund drängen. Zermürbende Scharmützel der beiden Gesellschafter inklusive, auch die Nachwuchsausbildung genießt längst nicht mehr den exzellenten Ruf vergangener Tage. Warum also Sechzig? Timo Spennesberger muss nicht lange überlegen: "Weil`s einfach ein geiler Verein ist." Zwei Wochen vor Saisonbeginn schlug er bei 1860 auf. Kein ganz unwesentlicher Aspekt dabei: Seine Freundin lebt in München, nach drei Jahren Fernbeziehung kann er sie nun täglich sehen.
Und wenn der Traum platzt? Dann geht für Timo Spennesberger die Welt auch nicht unter: "Ich habe vereinbart, sollte es mit dem Fußball nichts werden, dass ich wieder bei meiner alten Firma anfangen und als Medientechniker arbeiten kann." Könnte er sich auch eine Rückkehr nach Niederbayern vorstellen? Ausgeschlossen ist das nicht: "Ich vermisse die Heimat schon, wenn ich mal ein wenig mehr Zeit habe, fahre ich öfters nach Hause, sind ja nur eineinhalb Stunden." Kann dann durchaus auch vorkommen, dass man ihn am Sportgelände des SV Neukirchen-Steinburg antrifft. Denn da ist der Papa immer noch aktiv in der AH unterwegs und wird vom Filius kritisch beäugt. Nebenbei will er demnächst auch den Trainerschein in Angriff nehmen. Allzu weit in die Zukunft blicken will er aber nicht, wie auch im kurzweiligen und oft hyperventilierenden Geschäft mit dem runden Leder. Und so fährt Timo Spennesberger halt zweigleisig: Hart arbeitend an der Verwirklichung des Traums, und vorbereitet sein auf eine Realität abseits des Rampenlichts.