Münster/München – „Druck hochhalten! Pressen! Volles Rohr!“ Michael Köllner, der Trainer des TSV 1860, gab alles in diesen letzten Pflichtspielminuten des Löwen-Jahres. 1:0 führte seine Mannschaft bei Preußen Münster. Und das Prekäre: Nach der Ampelkarte gegen den Münsteraner Ole Kittner hatten die Blauen einen Mann mehr auf dem Platz. Großaspach, Ingolstadt – es drohte der weihnachtliche „Ausgleich in Überzahl“-Hattrick. Die vierte Nachspielminute also, ein etwas zu kurzer Klärungsschlag von Aaron Berzel. Dann der Abpfiff. Kollektive Erleichterung.
Das „ganz schwere Brett“, als das Köllner die Partie später bezeichnete – Sechzig hatte es auch ohne vier Stammbohrer (Weber, Wein, Rieder, Lex) durchlöchert. „Wir haben endlich in Überzahl die drei Punkte über die Zeit gerettet“, atmete Berzel auf. Der Rest war Jubel. Vor dem Fanblock mit Megafon, im dröhnenden Mannschaftsbus zum Düsseldorfer Flughafen, auch gestern nach dem Auslaufen gingen die Feierlichkeiten auf kleiner Flamme weiter. Co-Trainer Günter Brandl gab in der Kabine seinen Einstand mit einem klassischen Weißwurstfrühstück, danach durfte der Urlaub beginnen.
Mit 29 Punkten aus 20 Spielen verabschieden sich die Löwen bis zum Trainingsauftakt am 6. Januar. Neun Zähler über dem Abstiegsstrich, vier hinter Relegationsplatz drei – einer sorglosen Restrunde sollte zumindest sportlich nichts im Wege stehen. Oder geht sogar mehr?
„Wichtig ist, dass wir die Punkte haben, um nicht abzusteigen“, sagte Matchwinner Sascha Mölders. „Wenn wir dann irgendwann in Schlagdistanz nach oben kommen, dann wären wir dumm und naiv, wenn wir nicht mehr wollten.“ Für Mölders, der mit seinem neunten Saisontor bereits jetzt die Marke aus dem Vorjahr übertroffen hat, wäre es der Knaller zum Renteneintritt. An seinem Entschluss, als Spielertrainer in die Regionalliga zu wechseln, ist aktuell nicht zu rütteln. „Ich will darüber nicht jede Woche sprechen“, sprach er in die TV-Mikrofone. „Im März werde ich 35, bin schon lange Profi. Irgendwann wird es Zeit zum Aufhören.“
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In der gegenwärtigen Verfassung wäre es aus Löwensicht höchst bedauerlich. Zeit zum Überlegen hat Mölders nach Weihnachten bei seinem rituellen Winterurlaub. „Ich fahre wie immer mit der AIDA. Eine Woche Mallorca mit Kindern und Frau. Ich trinke ein paar Weißbier und dann geht’s weiter.“
Möglichst beschwingt, möglichst erfolgreich. Und mit minimaler Selbstzufriedenheit. Coach Köllner verweist zwar gerne auf die Fortschritte im Pressing und an die generell gewachsene Widerstandsfähigkeit der Löwen, trotzdem gebe es „noch viele Dinge, an denen wir arbeiten müssen“. Seine Weihnachtsbotschaft: „Ich wünsche mir, dass sich jeder ein paar Minuten Zeit nimmt, und sich der Bedeutung dieses Festes bewusst wird. Das ist kein Geschenkefest, sondern hat einen anderen Hintergrund.“
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