2024-05-02T16:12:49.858Z

Interview
– Foto: Thies Meyer

Interview-Staffel: Nils Ackermann

+++ KLB Biedenkopf +++ Neue Gesprächsserie +++ Weiter geht es mit Nils Ackermann vom VfB Lohra +++ Befragter nominiert nächsten Kandidaten +++

Was sich hinter der Serie namens „Interview-Staffel“? verbirgt, haben wir zu Beginn der Serie geklärt. Was der fußballfanatische BVB-Fan Nils Ackermann vom VfB Lohra aus der Kreisliga B so von Rückholaktionen hält und welche Aufwärmübung er aus dem Urlaub für seinen Verein mitbrachte, lest ihr hier im Interview. Den Staffelstab hat er jedenfalls bereits übergeben. Achso, einzige Regel bei der „Übergabe“: Man darf nicht direkt zurück zum Vorgängerverein überleiten. So kommen hoffentlich alle mal dran.

Hallo Nils. Yannick hat es angeteasert, du musst es mir erklären. Was hat es mit dem sogenannten Führungsspieler auf sich?


(Lacht.) Ähm, wie es zu dieser Situation gekommen ist, ist tatsächlich eine sehr lustige Situation beziehungsweise Geschichte. Wir waren vor zwei Jahren im Urlaub, das heißt fünf Jungs aus drei unterschiedlichen Vereinen und da war es so, dass Yannick (Weber, aktueller Spieler vom FV Breidenbach; d. Red.) beim FSV 1926 Fernwald spielte und einen Trainer/ Betreuer, nämlich den Niko Semlitsch (aktuell Sportlicher Leiter bei TuBa Pohlheim; d. Red.), der im Raum Gießen sehr bekannt und ein Alter-Hase ist, hatte. Er (Nico Semlitsch; d. Red.) hat damals gesagt, dass er nicht nur die „sogenannten“ Führungsspieler, sondern auch die Anderen braucht. Wie so eins zum anderen kam, haben wir uns gegenseitig als „sogenannte“ Führungsspieler betitelt. Es ist halt seitdem eine Art Insider und auch immer etwas lustig gemeint.


Bleiben wir gleich beim VfB Lohra. Was macht diesen Verein so besonders, dass viele Spieler über einen längeren Zeitraum (mehrere Jahre) dort spielen?


Ähm, es sind für mich mehrere Argumente. Es ist zum einen das familiäre Gefühl, was dort herrscht. Wir sind auch abseits vom Fußballplatz gut miteinander befreundet, sodass man sich dadurch nicht nur bei Vereinsaktionen, sondern auch bei privaten Sachen wie Umzügen hilft. Aber auch das gemeinschaftliche Feiern am Wochenende, natürlich eher freitags, da wir sonntags meist spielen, darf nicht fehlen. Zum anderen ist das größte Argument des Vereins meiner Meinung nach, dass der Verein seit fünf Jahren mit dem neu installierten Trainer Kevin Klapp, der seit der Saison 2015/16 das Zepter in der Hand hält, einen gewissen und konkreten Plan bis hin zur Vision verfolgt. Seit eineinhalb Jahren unterstützt Uwe Neik als Teammanager den Kevin, gerade was die Umsetzung angeht.


Kommen wir vom Speziellen, deinem Verein, zum Allgemeinen. Wie siehst du generell die Entwicklung im Amateurfußball?


Sehr, sehr bedenklich. Das ist meine persönliche Meinung, weil es mir sehr missfällt, dass in den niedrigen Ligen schon Geld für Spieler bezahlt wird. Dadurch gehen einfach die Grundwerte vom Fußball verloren, weil die Spieler in den unteren Ligen, trotz einer guten Perspektive in ihrem Verein, ihn einfach wegen des Geldes verlassen. Deshalb sehe ich gerade in der Corona-Krise eine Chance, dass sich der Vereinsfußball in dieser Hinsicht ändert. Ich würde es sehr begrüßen, wenn mehr Spieler ein bisschen heimatbezogener denken würden und sie dadurch dann eben nicht nur auf das Geld schauen, sondern mit ihrem Verein etwas entwickeln wollen.


Ich habe gehört du bist ein richtiger BVB-Fan. Was hältst du von Spieler-Rückholaktionen? Du kennst dich ja durch Nuri Sahin (wechselte im Juli 2014 von Real Madrid zurück zum BVB und spielt aktuell beim SV Werder Bremen), Shinji Kagawa (wechselte im August 2014 von Manchester United zurück zum BVB und spielt aktuell für den spanischen Erstligisten Real Saragossa), Mario Götze (wechselte im Juli 2016 vom FC Bayern München zurück zum BVB und spielt aktuell für die Schwarz-Gelben) und auch Hummels (wechselte im Juli 2019 ebenfalls vom Rekordmeister aus München zurück zum BVB für die er aktuell am Ball ist) bestens aus.


Was halte ich davon? Da muss ich wirklich lachen, aber es wird eine komplexe Antwort. Da gibt es meiner Meinung nach zwei Dinge, die man unterscheiden muss. Das erste ist die Vereins-Sicht, wobei der Spieler dem Verein bei einer Rückholaktion sportlich weiterhelfen, aber auch wirtschaftlich machbar sein muss. Und zum anderen die Fan-Sicht, wobei da ganz klar die einzelnen Fangruppierungen unterschieden werden müssen. Es gibt einmal die Fans, die den Verein mit Emotionen intensiver leben und dann gibt eben die Fans, die das Thema etwas oberflächlicher besser gesagt als Event beziehungsweise Zeitvertreib sehen. Daher teile ich viele Meinungen der erst genannten, der intensiveren, Fans, dass sie dann auch sauer sind und alles nicht so akzeptieren wollen. Die Profis müssen verstehen, dass die Vereine nicht nur Arbeitgeber, sondern eben auch eine Herzensangelegenheit für viele sind. Ich bin allgemein kein Fan von Rückholaktionen. Aber wichtig ist natürlich auch, wie ein Spieler den Verein verlassen hat. Ich begrüße zum Beispiel Rückholaktionen wie die von Sahin, Großkreutz (aktueller Spieler des Drittligisten KFC Uerdingen; d. Red.) und auch Reus (aktuell Kapitän vom BVB; d. Red.), da sie ja auch in der Jugend schon beim BVB gespielt haben und sich über die anderen Vereinsstationen die nötige Spielpraxis geholt haben. Außerdem haben sie den Verein niemals mit negativen Emotionen verlassen.


Wie immer gibt es auch für dich das Thema der Woche: Was sagst du zum aktuellen Beschluss, dass die Bundesliga am 16. Mai fortgesetzt wird?


Ich habe gehofft, dass die Frage nicht kommt. Ich bin ein Mensch, der sich viele Gedanken macht, sich dazu viele Meinungen anhört, sodass man auch unterschiedliche Standpunkte und Personengruppen berücksichtigen muss. Es gibt die intensiveren Fans, die definitiv von und für die Emotionen und das Dabei sein beziehungsweise Stadionfeeling leben. Diese Fans kann ich auch verstehen, da das Fußballspielen ohne Fans im Stadion definitiv nichts ist. Dann gibt es die Vereine, die heutzutage nicht nur noch Vereine, sondern eben auch Großunternehmen sind. Daher wird es nie eine Lösung geben, die eben alle Beteiligten glücklich macht. Es geht für mich im Fußball darum, dass die Vereine nicht in die Insolvenz geraten, aber gleichzeitig das Teufelsrad, dass sich eh schon zu weit gedreht hat, nicht noch weiter überspitzt. Für mich ist wieder wichtig, dass hier eine gesunde gesellschaftliche Lösung gefunden wird.


Dein Vorgänger Yannick Weber hat natürlich auch eine Frage an dich. In wie fern hat sich die Aufwärmübung „Kometenschießen“ beim VfB Lohra etabliert?


(Lacht, lacht.) Da muss ich jetzt wirklich richtig lachen. Erst einmal muss ich mich bei Yannick für die tollen Instruktionen bedanken und gleichzeitig auf den Sommerurlaub verweisen. Es war tatsächlich im Sommerurlaub am Strand, als fünf Fußballer einen Ball dabei und dazu eine Menge an Bier getrunken hatten. Es kam dann eben so: Es gibt ein lustiges Video von der Sendung von Hans Sarpei „Das T steht für Coach“ auf der Plattform Youtube, wo eben Fußballer nach einer Kiste Bier unaufgewärmt und vor dem Training auf dem Platz schauen, wer den Ball am höchsten schießt. Selbiges haben wir dann auch am vollen Strand gemacht, natürlich zur geringen Begeisterung der umliegenden Leute. (Lacht.) Jetzt zur Frage: Nach dem Urlaub hat es sich vor dem Training etabliert, allerdings ohne die Kiste Bier vorher. Was aber nach einiger Zeit durch den Kevin aufgrund der Muskelverletzungsgefahr untersagt wurde.


Nach den Fragen zum Thema der Woche und der deines Vorgängers, folgt nun auch die „Was wärest du… - Frage. Wenn du eine Biersorte wärest, welche wärest du?


Wow. Was wäre ich für eine Biersorte? Jetzt kann ich nur was Falsches sagen. Es kommt ja immer darauf an, wo und mit wem ich unterwegs bin, da ich ja auch geschäftlich deutschlandweit unterwegs bin. Ich wäre tatsächlich ein heimisches Bier, das Bosch-Bier, das dort herkommt, wo Yannick Fußball spielt (lacht). Warum? Weil es geschmacklich und von den Zutaten das Hochwertigste ist und ich mich auch nicht unter Wert verkaufen lassen würde. Es ist ein harmonisches Bier und das passt auch zu mir. (Grinst.)


Das ist doch mal ein gutes Schlusswort, allerdings fehlt jetzt noch deine Nominierung. Wen nominierst du, den wir deiner Meinung nach mit Fragen durchlöchern sollten?


Auch die schönsten Sachen haben ein Ende. Du merkst den Vertriebler in mir (lacht). Ich bin sehr diplomatisch (lacht). Ich nominiere definitiv einen Bekannten aus dem Freundeskreis, der leider aktuell noch beim falschen Verein, dem FSV Schröck aus der Gruppenliga Gießen/Marburg spielt. Phillip Willershausen ist ein Lohraner Junge, der eigentlich nach Lohra gehört. Vielleicht klappt das ja nach der Beendigung seines Jurastudiums.

Aufrufe: 013.5.2020, 11:50 Uhr
Louis LambertAutor