2024-05-17T14:19:24.476Z

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Sie leiten das Training, spielen und sind treffsicher: Seit vier Spielen leiten Kevin Enzi (links) und Roman Schuster die Geschicke beim A-Klassisten SV Wielenbach. Alle vier Partien hat das Team gewonnen, zu den Erfolgen hat das Spielertrainer-Duo, das seit der vergangenen Winterpause am Ruder ist, zusammen sechs Tore beigesteuert. 
Sie leiten das Training, spielen und sind treffsicher: Seit vier Spielen leiten Kevin Enzi (links) und Roman Schuster die Geschicke beim A-Klassisten SV Wielenbach. Alle vier Partien hat das Team gewonnen, zu den Erfolgen hat das Spielertrainer-Duo, das seit der vergangenen Winterpause am Ruder ist, zusammen sechs Tore beigesteuert.  – Foto: Mayr

Enzi und Schuster vom SV Wielenbach: Treffsicheres Spielertrainer-Duo

Erfolgreiche Arbeit in der A-Klasse

Seit vier Spielen haben Kevin Enzi und Roman Schuster das Sagen beim SV Wielenbach an. Seitdem gab es vier Siege. Das Erfolgsduo spielt schon seit der D-Jugend zuammen.

Wielenbach – Für Vereine, die einen Trainer suchen, existiert längst eine Börse im Netz. Der DFB bietet eine an, auch der BFV und das Portal „Fupa“ haben eine Online-Vermittlung eingerichtet. Das mag nicht die größte Errungenschaft des Internets sein, sie ist aber doch eine ganz gute Stütze für viele Klubs. Auf dem Land braucht es diese technische Hilfeleistungen selten. Im Fall von Roman Schuster hat „Mundpropaganda“ gereicht, wie er sagt, um die Pläne hinauszutragen auf die Plätze und in die Kabinen der Region.

SV Wielenach: Kevin Enzi macht gerade die B-Lizenz

Roman Schuster, das muss man wissen, gehört zur Sorte Sportler, die ihre Karriere mit Bedacht verwalten. Er und Kevin Enzi, sein Spezl, sind jetzt 30 Jahre alt. Das Alter, „in dem manche aufhören“, sagt Enzi. Die beiden Freunde planen hingegen ihre Karriere nach der aktiven Zeit. Der Fußball gibt ihnen zu viel, um irgendwann einfach aufzuhören. Deshalb beschlossen die zwei vor einem Jahr: Sie werden jetzt Trainer. Enzi legt gerade die B-Lizenz ab. Sie meinen das wirklich ernst. Diese Neuigkeiten haben sich wie immer schnell verbreitet in der Region. „Diverse Angebote“ bekam Enzi eigenem Bekunden nach innerhalb kurzer Zeit. Nur nichts in der Nähe. Bis dann im Winter spontan der SV Wielenbach anrief und die Trainerkarriere der zwei Raistinger belebte.

Das ist jetzt ziemlich genau zehn Monate her. Seitdem wird viel trainiert, kaum gespielt (wegen Corona) und nicht verloren. Der SV Wielenbach gewann bisher alle Partien in der A-Klasse 5, zuletzt am vergangenen Sonntag 3:1 gegen Schäftlarn. Enzi und Schuster haben größeren Anteil am Erfolg ihres Teams als jeder andere Trainer. Weil sie beide selbst spielen und Tore schießen, Schuster vier in vier Partien, Enzi zwei. Im Amateurbereich gibt es die wildesten Experimente. Aber zwei Spielertrainer in einer Mannschaft? Das kommt so gut wie nicht vor. Wieso sie das tun, wo doch Wielenbach auch ohne sie gewonnen und Platz eins erklommen hat? „Wir sind in einem Alter, in dem wir beide die Minuten noch brauchen“, erklärt Enzi. „Wir sind noch nicht bereit, komplett aufzuhören“, ergänzt Schuster.

SV Wielenbach: Trainer-Duo hat Bayern- und Landesliga-Erfahrung

Und zwei Fußballer ihres Kalibers lehnt kein Klub ab. Sie sind zusammen für Landsberg, für Starnberg und für Raisting aufgelaufen, ein paarmal auch in der Bayern- und Landesliga. Tatsächlich spielen sie seit der D-Jugend zusammen. Ihre Verbindung übersteigt eine normale Fußball-Freundschaft, sie sind längst eine Familie. Ungelogen: Schuster ist Enzis Schwager. „Da kommt er gar nicht aus“, scherzt Kevin Enzi. Mit zwei kleinen Kindern im Haushalt sei der Trainerjob allein schwer zu stemmen. Nur einer kam als Assistent in Frage, Roman Schuster. „Der perfekte Mann, auf den man sich verlassen kann.“

Was sie sich mit der A-Klasse antun, wussten beide nicht. Aber die Liga sagt ohnehin nicht allzu viel über das Level und vor allem die Möglichkeiten eines Teams aus. „Ganz ehrlich – bis zur Landesliga ist es kein hohes Niveau“, sagt Enzi. Er findet: „Der Fußball ist schlechter geworden.“ In Wielenbach fand er eine junge Mannschaft mit Qualität vor, die Vorgänger Martin Fendt zu einer Einheit geformt hat. Beste Bedingungen für zwei engagierte Neusteiger. Gleich nach Amtsantritt luden sie alle Kicker in die Halle ein und stellten fest: Fendt hat ein Teamgefüge überlassen, „wie man es nicht mehr erlebt“.

SV Wielenach: Aufstieg in die Kreisklasse nächster großer Schritt

In der Vorbereitung auf den Re-Start trainierten nur einmal weniger als 16 Fußballer. Mit ihnen haben die zwei ambitionierte Dinge vor, bezogen auf die A-Klasse. Tore herausspielen, nicht mit weiten Bällen erdreschen. Wobei ambitioniert nicht unbedingt kompliziert bedeutet: „Oft sind es die simplen Sachen, die zum Erfolg führen“, so Enzi. In vielen Aktionen fehlt nur die Ruhe. Den Aufstieg in die Kreisklasse sehen sie als nächsten größeren Schritt. Testspiele haben sie fast nur gegen bessere Gegner bestritten – und tatsächlich auch verloren. „Wir arbeiten intensiv am System“, betont Schuster.

Mit dem Coachen auf dem Spielfeld ist das immer so eine Sache. Manche halten nichts davon, da die Übersicht fehlt. Enzi sagt aber: „Das Taktische fällt einem schon auf mit den Jahren.“ Diese Kniffe wollen sie ihren jungen Kollegen vermitteln. Ein weiterer Vorteil: Ausfälle und Verletzungen korrigieren sie selbst. „Wenn’s brennt, stellen wir uns auf“, sagt Enzi. Schuster weist auf seine Karriere hin. „Außen, Mitte, hinten – ich habe fast alles gespielt.“

Kevin Enzi: „Das ist eine geile Mannschaft“

Irgendwann werden die Wielenbacher allein gewinnen müssen. Vielleicht noch nicht in dieser und auch nicht in der nächsten Saison. Aber in zwei, drei Jahren, wenn die Körper der beiden nicht mehr mitmachen. Vielleicht versetzen sie sich dann selbst in die Reserve, vielleicht betreuen sie ein Jugend-Team. Wer weiß das schon. Die beiden Raistinger, die gemeinsam mit zwei anderen im Auto ins Training fahren, denken nicht so weit. Kevin Enzi sagt: „Momentan genießen wir die Arbeit. Das ist eine geile Mannschaft.“

(Andreas Mayr)

Aufrufe: 014.10.2020, 14:00 Uhr
Weilheimer Tagblatt / Andreas MayrAutor