2024-05-02T16:12:49.858Z

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Vom Stürmertalent zum Futsaltorhüter – und nun Stammkraft in Weil: Igor Dodik | Foto: Gerd Gründl
Vom Stürmertalent zum Futsaltorhüter – und nun Stammkraft in Weil: Igor Dodik | Foto: Gerd Gründl

Igor Dodik: Dank Umschulung der neue Ruhepol beim SV Weil

Der Kroate ist erst seit vier Jahren Torhüter auf dem Großfeld – und jetzt die neue Nummer eins beim Landesligisten SV Weil

Der SV Weil befindet sich im Hoch. Seit vier Spielen ist der Fußball-Landesligist ungeschlagen und hat dabei lediglich zwei Gegentreffer kassiert. Neuer Rückhalt und Ruhepol zwischen den Pfosten ist Igor Dodik.
Über Tobias Bächles Kletter- und Wanderfähigkeiten ist hinlänglich wenig bekannt. Derzeit dürfte sich der Weiler Cheftrainer aber wie auf einem schwierigen Hochgebirgspfad vorkommen. Die richtige Stammelf finden und trotzdem die Stimmung bei den Bankdrückern hochhalten – der A-Lizenzinhaber begeht momentan einen schmalen Grat. „Es ist schon schwierig, alle bei Laune zu halten“, gesteht der 39-Jährige.

Ob der Basler Unidozent in seiner Mittwochs-Vorlesung zu Grundlagen der Sportspiele seinen Studenten von seinen trainingsalltäglichen Dilemmata berichtet hat, ist nicht bekannt. Zumindest kann er im Anschluss an das Uniseminar Positives berichten: In den letzten Landesliga-Partien scheint er eine erfolgreiche Zusammensetzung gefunden zu haben. Zehn Punkte aus vier Spielen stehen für den SV Weil zu Buche.

Dodik: „Habe meine Chance genutzt.“

Bächle weiß allerdings auch: „Wenn man auf „Never change a winning team“ setzt, bleiben Spieler auf der Strecke.“ Jüngstes Opfer: der langjährige Stammtorhüter Christoph Düster. Bereits unter Ex-Trainer Maximilian Heidenreich schien der vielbeschäftigte Düster, der mit seinem Bruder ein erfolgreiches Restaurant und Hotel führt, phasenweise angezählt. Zuletzt verdrängte der kroatische Neuzugang Igor Dodik den 32-jährigen Routinier im Kasten. „Im Moment hat Dodik ein Stück weit die Nase vorn“, umschreibt Bächle den Wechsel diplomatisch. Dodik gibt sich bescheiden: „Ich denke, ich habe meine Chance genutzt.“

Auf Nachfrage der BZ Mitte September hatte Bächle abgewunken, ein dauerhafter Wechsel im Tor sei kein Thema. Düster bleibe im Kasten, und auch nach dessen Urlaub werde die Situation nicht neu bewertet. Doch Dodik, 30, rückte gegen den FC Freiburg-St. Georgen ins Tor und nutzte die Gelegenheit, sich zu präsentieren. Seitdem ist er der Rückhalt im Team. In den letzten vier Spielen kassierte Weil nur zwei Gegentore. Der sportlich Leiter Perseus Knab lobt: „Er ist ein Ruhepol.“ Da muss Dodik schmunzeln: „Dafür, dass ich erst seit vier Jahren als Torwart auf dem Großfeld spiele, läuft es gut.“

Seit vier Jahren wohnt Dodik mit seiner Familie in Basel, wo er eine Ausbildung zum Sanitärinstallateur absolviert. Die Schweiz war ihm davor nicht unbekannt. Bereits Anfang der 1990er Jahre war er mit seinen Eltern als Siebenjähriger vor den Wirren des Jugoslawienkrieges geflohen. Nach einem Jahr Basel zog es die Familie zurück nach Split, wo Dodik die ersten fußballerischen Schritte machte. Beim Traditionsverein Hajduk Split kickte der 1,95-Meter-Hüne bis zur U17, galt als Stürmertalent. Ein Schien- und Wadenbeinbruch ließ die Profiträume aber früh platzen. In der kroatischen Futsal-Profiliga fasste Dodik dann wieder Fuß – zwischen den Pfosten.

Erst in der Schweiz wechselte er wieder auf den Rasen, spielte bei Concordia Basel und zuletzt beim SV Muttenz. Aus Zufall kam zu Beginn dieser Spielzeit der Wechsel nach Weil zu Stande. „Wir waren auf der Suche“, berichtet Knab, der besonders die Reaktionen seines Schlussmannes schätzt. „Da ist er ganz stark.“

Flinke Reaktionen werden die Weiler auch am Samstag gegen den FC Emmendingen benötigen. Mit 25 Treffern ist der FCE die Tormaschine der Liga. Vorerst bleibt Dodik bei Weil der Mann, der die gegnerischen Sturmläufe beenden soll. Düster aber steht in den Startlöchern. Genau wie Kapitän Daniel Mundinger, der sich durch eine Ampelkarte aus der Anfangsformation bugsierte, blendend von Hannes Kaiser vertreten wurde und seit zwei Partien auf seine Rückkehr in die Stammelf wartet. Bächles Gratwanderung geht weiter.
Aufrufe: 019.10.2017, 20:30 Uhr
Jakob Schönhagen (BZ)Autor